Feuerwehr-Großeinsatz

Gefahrgutunfall mit homöopathischem Mittel

Soest - 05.09.2017, 10:46 Uhr

In derartigen Schutzanzügen arbeiteten die Einsatzkräfte in Soest. (Foto: benjaminnolte / stock.adobe.com)

In derartigen Schutzanzügen arbeiteten die Einsatzkräfte in Soest. (Foto: benjaminnolte / stock.adobe.com)


In Soest kam es zu einem Feuerwehr-Großeinsatz, da rund 150 Liter eines homöopathischen Präparats auf Alkohol-Basis ausgelaufen sind. Rund 100 Einsatzkräfte entfernten die Chemikalie und dichteten die Kanalisation ab.

Am Freitag kam es in Soest zu einem Großeinsatz der dortigen Feuerwehr: Rund einhundert Einsatzkräfte rückten morgens um halb sieben aus, da aus einem 1000 Liter fassenden Tank in einem Speditions-LKW gut 150 Liter Flüssigkeit ausgetreten sind. Es handelte sich um ein homöopathisches Gemisch aus Alkohol und verschiedenen Extrakten, erklärt Feuerwehrchef und Einsatzleiter Jürgen Wirth gegenüber DAZ.online.

Da der Stoff nicht eingeatmet werden darf, arbeiteten die Einsatzkräfte in Chemie-Schutzanzügen, die sie für maximal 20 Minuten verwenden dürfen, bevor sie sich unter einer Spezialdusche reinigen müssen. Die Feuerwehrleute streuten die oberirdisch angesammelte Flüssigkeit mit Bindemitteln ab – doch gelangten auch rund 100 Liter in die Kanalisation. Daher bauten sie Sperrblasen in die Kanalisation, um weitergehende Kontaminationen zu verhindern. Messungen bestätigten in der Kanalisation eine Explosionsgefahr.

Keine genauen Erkenntnisse über die Substanz

Um welchen Stoff es sich genau gehandelt hat, hat die Feuerwehr nicht herausgefunden. „Wir haben die Spedition angerufen und auch den Zulieferer – aber keine genaueren Kenntnisse bekommen“, erklärt Wirth. „Das war das Problem“. Klar ist, dass die Substanz unter die Stoffnummer 1169 fällt – dies steht für „Extrakte, Aromastoffe, flüssig“. Sie ist außerdem toxisch für Kleinlebewesen in Gewässern.

In dem Kunststoffbehälter, der durch ein Leichtmetallgittergerüst stabilisiert wurde, befand sich ein Loch, durch das die Flüssigkeit ausgetreten ist. Unklar blieb zunächst, wie es zu dem Unfall kam. Eine externe Firma übernahm laut Wirth die Reinigung der Kanalrohre, gegen Mittag war der Einsatz vor Ort beendet. Doch nachdem die Abschlussmeldung gegen 17 Uhr abgegeben wurde, ertönten die Sirenen gleich wieder. Dieser Großeinsatz war jedoch weniger dramatisch, denn es handelte sich um eine Übung – bei der ein Lkw nach einem Zusammenstoß mit einem Pkw gleichfalls Gefahrenstoffe verloren haben sollte.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Angst vor Homöopathie?

von Jeeves am 07.09.2017 um 18:14 Uhr

Offenbar weiß die Feuerwehr nix über den Homöopathie-Unsinn: Zucker-Wasser (oder hier: Alkohol), vermischt mit nix, resp. mit der Erinnerung an irgend was; egal was.

Ich empfehle den Verantwortlichen, ein paar Aufklärungsfilmchen anzuschauen, z.B. von James Randi. Gibt's im Netz. Umsonst. Ist lustig. Und lehrreich.

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AW: Angst vor Homöopathie

von Christian Becker am 08.09.2017 um 12:59 Uhr

Solch uninformierte Leute wünscht man sich als Homöopathiekritiker natürlich...

Richtig ist, dass Hochpotenzen kaum noch bis gar keine von den Stoffen enthalten, die auf der Packung als "Wirkstoff" stehehn, enthalten. Und auch niedrigere Potenzen enthalten oft so wenig davon, dass man von einer Umweltgefahr nicht ausgehen muss.

Diese Hochpotenzen werden aber aus Urtinkturen hergestellt, die natürlich auch giftige Stoffe enthalten können, sei es Belladonna oder diverse Säuren, Schwermetallsalze etc.;
Daneben sind diese Urtinkturen meist auf Basis von Wasser-Alkohol-Gemischen, die selbst einen Gefahrstoff darstellen (s. z.B. Sicherheitsdatenblatt hier www.caelo.de/getfile.html?type=sdb&num=g327)

Die Feuerwehr tut also gut daran, vorsichtig zu sein. Nicht alles, was hinterher nicht mehr im Endprodukt enthalten ist, war vorher nie drin.

Wie kann das sein?

von Christian Becker am 06.09.2017 um 16:53 Uhr

"Um welchen Stoff es sich genau gehandelt hat, hat die Feuerwehr nicht herausgefunden. 'Wir haben die Spedition angerufen und auch den Zulieferer – aber keine genaueren Kenntnisse bekommen.'"

Da fährt ein Gefahrguttransport durch die Straßen und man weiß gar nicht, was da transportiert wurde?
Im Idealfall war es tatsächlich nur Wasser mit Alkohol und einer Hochpotenz von irgendwas. Im schlechtesten Fall eine Urtinktur mit giftigen Bestandteilen; dass aber nicht klar ist, was es nun war, darf eigentlich nicht sein.

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