BILD-Interview

Schulz beklagt sich über Pflegenotstand

Berlin - 11.09.2017, 07:10 Uhr

Will die Versorgung von alten Menschen verbessern: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. (Foto SPD/Knoll)

Will die Versorgung von alten Menschen verbessern: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. (Foto SPD/Knoll)


SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Deutschland einen Pflegenotstand attestiert und mehr Ermessensspielräume für Behörden bei Leistungen gefordert. Die Leute bejubelten Haushaltsüberschüsse und verschlössen „die Augen davor, dass wir in Deutschland einen Pflegenotstand haben“, sagte Schulz der „Bild am Sonntag“.

Der SPD-Politiker berichtete über den Besuch einer Demenzstation während seines Wahlkampfes. Beim Besuch habe der Stationsleiter geklagt, dass er für die Alten nicht das tun könne, was er eigentlich tun müsse. „Das ist zutiefst empörend. Und deshalb müssen wir das ändern.“ Der häufigste Satz in seinen Wahlkampfreden sei daher auch: „Ein Land, das die Überschüsse der Bundesrepublik Deutschland hat, muss in der Lage sein, die Würde im Alter zu garantieren.“

Er habe eine Rentnerin kennengelernt, die keinen Wohngeldzuschuss bekomme, obwohl ihre Rente nur fünf Euro über der Anerkennungsgrenze liege. „Bei solchen Grenzfällen müssen wir endlich Ermessensspielräume für die Behörden schaffen“, verlangte Schulz.

Eine Apotheke hat Schulz in seinem Wahlkampf bislang nicht besucht. Kurz nach den Ausschreitungen zum G20-Gipfel hatte er an einer Apotheker an der Hamburger Sternschanze gehalten und sich mit dem Pharmazeuten unterhalten. Eine Positionierung von Schulz zum Apothekenmarkt liegt bislang also nicht vor.


dpa-AFX / DAZ.online
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1 Kommentar

Martin's Pflegenotstand

von Heiko Barz am 11.09.2017 um 12:31 Uhr

Der "Heilige Martin" hat ja Recht, wenn er den beklagenswerten Notstand im Bereich der Gesundheitsversorgung im Pflegebereich anspricht, nur müßte er den gesamten Gesundheitberich des Lande betrachten.
Es gibt nur zwei Wege seiner Kritik zu begegnen. Entweder wir sozialisieren das gesamte Gesundheitssystem, oder die Anbieter werden nach ihrer wirklichen erbrachten Leistung entlohnt.
Fall 1 funktioniert nicht, denn Alle müßten als Staatsangestellte ihrer Qulifikation entsprechend bezahlt werden. Ein unkalkulierbarer Zustand.
Fall 2 läuft nicht, da die vom Lohn abgezogenen allgemeinen Gesundheitskosten den tatsächlich bestehenden Aufwand nicht abdecken.
So gemein das auch klingt, die lohnrelevanten Beiträge müßten mindestens ( ich glaube, das reicht nicht mal ) um 5% steigen.
Das, was wir in Toto von unserem Gesundheitssystem, bedingt durch Forschung und Wissenschaft, verlangen, geht nicht mehr mit unserem Bedarf der Gesundheit in Zukunft konform.
Die ethische Frage dahinter, was ist uns die individuelle Gesundheit wirklich wert, und diese Anomalie stellt sich bei der Rentenfrage ebenso.
Auch wenn die Politik uns immer wieder erklären will, dass es einen Königsweg gibt, so sollte man die oberflächlichen Wahlaussagen, die zu dieser Wahl erschreckend dünn fließen, sehr kritisch betrachten.

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