DAZ-Tipp Aus der Redaktion

Vesikur: Streng limitiert, aber nicht unentbehrlich

Stuttgart - 28.09.2017, 11:30 Uhr

Vesikur ist knapp bemessen, doch es gibt alternative Blasenspasmolytika. (Foto: artbox_of_life / stock.adobe.com)

Vesikur ist knapp bemessen, doch es gibt alternative Blasenspasmolytika. (Foto: artbox_of_life / stock.adobe.com)


Ein Arzneimittel, das in ausreichenden Mengen produziert wird und trotzdem nicht lieferbar ist? Wie soll das jemand den Patienten erklären… Das Anticholinergikum Solifenacin (Vesikur®) hat nach den Festbetragsanpassungen 2016 einige Konkurrenten in der Therapie der überaktiven Blase aus dem Rennen geworfen und genießt mittlerweile fast schon Exklusivstatus, zumindest was die Nachfrage betrifft. Dabei geht es auch ohne – wie, lesen Sie in der aktuellen DAZ. Der Lesetipp der Woche von DAZ-Redakteurin Rika Rausch.

In einer Zeit, in der uns in Deutschland alles im Übermaß zur Verfügung steht, möchte man meinen, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich zu warten lohnt. Und doch kommen noch Produkte auf den Markt, die tatsächlich für lange Schlangen vor den Geschäften sorgen: Man denke da an Smartphones, Spielekonsolen oder einen neuen Harry-Potter-Band. Für Apotheker hat indes etwas ganz anderes an Sammlerwert gewonnen: die sogenannten Kontingent-Arzneimittel. Dabei handelt es sich um Präparate, die von den Herstellern absichtlich nur in limitierter Stückzahl an den Großhandel abgegeben werden und deshalb regelmäßig für Lieferschwierigkeiten sorgen.

DAZ-Redakteurin Rika Rausch

Besonders begehrt und mittlerweile ein echter Dauerbrenner: Solifenacin (Vesikur®) in den Stärken 5 und 10 mg. Hersteller Astellas hält das Blasenspasmolytikum unter Verschluss, schränkt selbst den für Apotheken finanziell wenig reizvollen Direkteinkauf massiv ein. Und schuld sind die Apotheker selbst – zumindest einige von ihnen, weil sie die Packungen im großen Stil gewinnbringend ins Ausland verkaufen. Für den deutschen Markt bleibt nicht genug und so dreht der Hersteller den Hahn zu. Einige Großhändler bieten die Möglichkeit, Vesikur® aus Notfalldepots zu ordern. Allerdings nur im „Notfall“, wenn tatsächlich Bedarf besteht, das heißt unter Vorlage eines gültigen Rezepts. Und natürlich nur limitiert.

Schlange stehen für Vesikur

DAZ 2017, Nr. 39, S. 30

Und was gibt es für Alternativen?

Die künstliche Verknappung ist auch als wirksames Marketinginstrument berüchtigt – ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Für kleine Apotheken mit einem Urologen in direkter Nachbarschaft jedenfalls kostet das Bestellen jeder einzelnen Packung Zeit und Nerven. Aber auch Geduld ist limitiert und so sei die Frage erlaubt: Brauchen wir Vesikur überhaupt in diesen Mengen zur Behandlung von Deutschlands überaktiven Blasen? Bis zum Patentablauf im Jahr 2019 wird jedenfalls kein Generikum Vesikur® den VIP-Platz streitig machen. Tatsächlich geht es aber auch ohne, meint zumindest Privat-Dozent Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik am Ev. Krankenhaus Witten, und erklärt in seinem Kommentar „Es gibt bessere Alternativen“ in der aktuellen DAZ, warum Solifenacin bei älteren Patienten ohnehin nicht die beste Wahl ist. 

Auch noch interessant: Krebstherapien, die ans Herz gehen

Krebstherapeutika können das Leben der Patienten deutlich verlängern, allerdings haben sie auch ihre Schattenseiten. So erhöhen einige von ihnen das Risiko, eine Herzinsuffizienz oder eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Bei der Therapieentscheidung muss abgewogen werden, ob der Nutzen bezüglich der einen Erkrankung ein erhöhtes Risiko bezüglich der anderen rechtfertigt. Welche Krebstherapeutika haben ein besonders hohes kardiotoxisches Potenzial? Gibt es Biomarker, die die Entscheidung für oder gegen eine Therapie erleichtern? Und wie kann man Schäden am Herzen vorbeugen? Antworten finden Sie in „Kardiotoxische Komplikationen“, dem sechsten Beitrag aus der Reihe „Der Krebspatient in der Apotheke“.

Kardiotoxische Komplikationen

DAZ 2017, Nr. 39, S. 44


Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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