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Arzneiverordnungs-Report 2017
AOK will mit Apothekern bei Biosimilars sparen
Die GKV-Arzneimittelausgaben sind 2016 mit 3,6 Prozent moderat gestiegen. Dennoch schlagen die Herausgeber des Arzneiverordnungs-Reports Alarm: Es würden nicht nur mehr, sondern vor allem immer teurere Arzneimittel verordnet, kritisieren sie. Sparideen haben sie viele im Sinn. So sollten etwa mehr Biosimilars eingesetzt werden. AOK-Chef Martin Litsch sprach sich sogar dafür aus, auch Apothekern die Substitution zu ermöglichen.
Die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen inklusive der Zuzahlung der Versicherten betrugen 2016 rund 38,5 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr sind sie um 3,9 Prozent gestiegen. Und das, obwohl Rabattverträge den Kassen 3,9 Milliarden Euro gespart haben und Erstattungsbeträge zu Einsparungen von 1,4 Milliarden Euro führten. Zugleich erhöhte sich das Verordnungsvolumen nur um 2,1 Prozent. Für Ulrich Schwabe, langjähriger Herausgeber des Arzneiverordnungs-Reports (AVR), zeigen diese Zahlen: „2016 wurden mehr, aber vor allem auch teurere Arzneimittel verordnet.“ Hauptkostentreiber seien fünf Indikationsgruppen gewesen: Onkologika, Immunsuppressiva, Antidiabetika, antithrombotische Mittel und Ophthalmika. Schwabe kritisierte bei der Vorstellung des neuen AVR am heutigen Mittwoch in Berlin, dass die Preise neuer patentgeschützter Arzneimittel trotz der Weichenstellung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) im Jahr 2011 stiegen – er wünscht sich, dass die Politik den „jahrelangen Rückbau des erfolgreichen AMNOG“ wieder beendet. Tatsache sei jedoch, so Schwabe, „dass patentgeschützte Arzneimittel mehr kosten als sie wert sind“.
Deutschland bleibt Hochpreisland
Dies zeige auch der Preisvergleich mit anderen europäischen Ländern. In diesem Jahr haben die AVR-Autoren die deutschen Listenpreise der 250 umsatzstärksten Patentarzneimittel abzüglich gesetzlicher Abschläge und Rabatte den Preisen in acht europäischen Ländern mit vergleichbarer Wirtschaftskraft gegenübergestellt. Deutschland schnitt dabei als das teuerste Land ab. Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und seit diesem Jahr ebenfalls AVR-Herausgeber, erklärte, bei einer konservativen Rechnung bestehe für Deutschland ein Sparpotenzial von 13,3 Prozent oder 1,5 Milliarden Euro.
Biosimilars: Sparpotenzial noch lange nicht erschöpft
Die AVR-Herausgeber legten auch ein besonderes Augenmerk auf die gentechnologisch hergestellten Biologika, die immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mittlerweile sei fast jeder dritte neue Wirkstoff ein Biologikum. Von 2006 bis 2016 habe sich ihr Umsatz von 3,1 Milliarden Euro auf 7,8 Milliarden Euro erhöht. Inzwischen sind die ersten dieser Arzneimittel aus dem Patent gelaufen und immer mehr Biosimilars treten als Mitbewerber auf den Plan. Für sieben Wirkstoffe gibt es diese Nachahmer bereits. Sie setzen sich bislang allerdings nur zögerlich durch – einige mehr, andere weniger. Die Einsparungen sind noch gering. Auch weil die Biosimilars nur etwa 20 Prozent günstiger sind als ihre Originale – im Bereich der synthetisch-chemischen Wirkstoffe ist man bei Generika ganz andere Abschläge gewohnt. Entscheidend sei nun, wie sich der Biosimilarmarkt weiterentwickle, betonte Klauber. Er verwies auf eine Studie, nach der die Entwicklungskosten nur bei einem Viertel des Originals liegen sollen. „Es bleibt bei Biosimilars also noch viel Luft nach unten“, so der WIdO-Chef.
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