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DAZ.online-Serie „Die Besonderen“
Blutenburg-Apotheke: Die Zeitkapsel-Offizin
1938 wurde die Blutenburg-Apotheke im Münchener Ortsteil Obermenzing gegründet. Seitdem hat sich in der Offizin kaum etwas verändert und Apotheker Wolfgang Ebner achtet darauf, dass das auch so bleibt. Einen Nachfolger wird es aber wohl nicht geben.
1938 wurde die Gemeinde Obermenzing in die Stadt München eingemeindet – und im selben Jahr gründete der Apotheker Max Eichel dort die Blutenburg-Apotheke, benannt nach einem Schloss ganz in der Nähe. Heute steht sein ehemaliger Praktikant und späterer Angestellter Wolfgang Ebner dort hinter dem HV-Tisch – als Inhaber der Apotheke und des Hauses an der zwar vielbefahrenen vierspurigen Verdistraße im ansonsten aber eher ruhigen Vorort der Bayernmetropole.
„Am 1. Oktober war ich genau 50 Jahre in der Apotheke. Mit 20 habe ich hier zunächst als Praktikant angefangen“, sagt der heutige Apotheker Ebner. Wer die Offizin betritt, fühlt sich regelrecht in der Zeit zurückversetzt. Regale und Schränke aus dunkler italienischer Eiche säumen die Wände, der schwere HV-Tisch ist ebenfalls aus dem Holz und steht dort genauso seit nunmehr fast 80 Jahren. Dazu harmoniert das grün-beige Muster der Decke, was den urigen Gesamteindruck noch unterstreicht. Und natürlich stehen überall alte Apothekerflaschen, Porzellangefäße, -dosen und Kruken. „Von den alten Gefäßen ist kürzlich eins kaputtgegangen. Ich habe das dann von einer Glaskünstlerin wieder originalgetreu reparieren lassen“, erzählt der Apotheker.
Ein Stück Kultur, das bewahrt werden will
Wie eine Zeitkapsel bewahrt Ebner seine Apotheke vor allzu großen Veränderungen. „So eine alte Apotheke ist ja auch ein Stück Kultur“, sagt er. Das müsse auch bewahrt werden. „Es sagt ja auch keiner, ‚Reißen sie mal die Frauenkirche ab, da kann doch was Modernes hin‘“, erklärt er. Zu dieser Kultur gehört für ihn auch dazu, dass er auch noch vieles bevorratet, was es in vielen anderen Apotheken nicht mehr gibt. „Bestimmte Drogen für Tees und anderes gibt es noch hier“, sagt Ebner – und viele seiner Kunden kommen dafür von weit her zu ihm.
Auch verschiedenen Salben und andere Rezepturen stellt er nach althergebrachter Weise her. „Ich mache viele Rezepturen so, wie es mir Max Eichel noch gezeigt hat. Da gehe ich auch nicht an Salben sofort oder nur mit dem elektrischen Rührer dran – das wird ja dann nicht vernünftig“, sagt der Pharmazeut. Auch wenn die Rezeptur-Herstellung auch bei Ebner sehr selten geworden ist – seine Stammkunden wissen das zu schätzen. „Ich bin halt auch für die Leute da“, sagt er. Einige seiner Stammkunden kenne er mittlerweile bereits bis in die fünfte Generation, sagt er.
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