- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Apothekerin rettet sich ...
DAZ.online-Serie Die Besonderen
Apothekerin rettet sich mit Facebook
Die Löwen-Apotheke im sächsischen Falkenstein stand kurz vor dem Aus. Apothekerin Andrea Käßmann gab nicht auf, stellte das Sortiment auf den Kopf und nutzt seitdem Facebook, um Kunden anzulocken. Der digitale Blick hinter die Kulissen gepaart mit eigenen Rezepturen, homöopathischer Arznei, Schüssler-Salzen und orthomolekularen Nahrungsergänzungen treffen den Nerv der Zeit. Und siehe da: Der Wandel ist geglückt, die Kundenzahlen steigen.
Andrea Käßmann hat lange dem Alltagstrott vertraut. 2005 übernahm sie im sächsischen Falkenstein eine Apotheke, weil der Inhaber Suizid begangen hatte. „Es lief lange alles gut“, erinnert sich die 58-jährige gebürtige Thüringerin. Doch seit Monaten sinken Umsätze, Kunden machen einen Bogen um Käßmanns „Löwen-Apotheke“, weil Sortiment und Nachfrage auseinanderklaffen. Sie erfährt in vertraulichen Gesprächen mit Stammkunden, dass andere Apotheken am Ort „pfiffiger“ seien. Als schließlich rote Zahlen drohen, überlegt Käßmann sogar, den Standort zu schließen.
Hilfe für den digitalen Wandel
Doch die jungen PTA der Löwen Apotheke geben der Chefin einen Tipp: Digitalisierung und Soziale Medien sollen helfen. Weil Käßmann sich in der Onlinewelt zu wenig auskennt, holt sie sich Hilfe für den digitalen Wandel. Auf Rat ihrer Mitarbeiterin Anne Löffler entscheidet sie sich für Marketing-Experte Manuel Marburger. Die junge PTA hatte in einer ihrer vorherigen Arbeitsstellen gute Erfahrungen mit externen Beratern gemacht, die mit dem Blick von außen auf die Apotheke schauen. Marburger ist Profi, wenn es um öffentliche Wahrnehmung geht: Als Gründer der Kletter-Spezial-Einheit war er mehr als 30 Mal im TV und etliche Zeitungen haben über ihn, sein Team und die spektakulären Arbeiten in bis zu 160 Metern Höhe berichtet. Der Berater findet einiges zum Verbessern. Sein Urteil über die Löwen-Apotheke: „Sie ist zu langweilig“. Gemeint sind Außendarstellung, Sortiment und Akquiseverhalten der Chefin. „Geahnt habe ich das schon länger“, gibt Käßmann zu.
Um das zu ändern, erstellt sie mithilfe ihrer PTA als erstes eine Facebook-Seite. „Ich bin in der DDR groß geworden, meine Privatsphäre ist mir heilig“, sagt Käßmann über ihre inneren Widerstände, Details auf der Social-Media-Plattform preiszugeben. Wiederum ist es die junge Anne Löffler, die sie überzeugt, ein Firmenprofil auf der Netzwerkseite anzulegen. Und Marburger erklärt, was da zu posten ist: „Die Leute erwarten einen Blick hinter die Kulissen einer Apotheke“. Die drei jungen PTA in Falkenstein liefern prompt: So gibt es Fotos vom Besuch auf dem Dachboden der Apotheke. Zu sehen sind Abschriften alter Rezepturen und angestaubte Flaschen. Oder wie Lösungen im Labor hergestellt werden. Hintergrund pur.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.