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Baden-Württemberg
Ärztekammer genehmigt erstmals Fernbehandlung
Bislang dürfen Ärzte in Deutschland Patienten nur dann per Telefon oder Internet behandeln, wenn sie sie zuvor gesehen haben. In einem einmaligen Modellprojekt erprobt die Ärztekammer Baden-Württemberg nun neue Möglichkeiten, bei denen Patienten ausschließlich aus der Ferne behandelt werden. Das erste Angebot richtet sich an Privatversicherte. Rezepte dürfen die Ärzte nicht ausstellen – doch das könnte sich ändern.
Wie das Münchener Unternehmen Teleclinic mitteilte, startet am heutigen Montag das bundesweit erste Fernbehandlungs-Projekt Deutschlands. Als erstem und bislang einzigem Anbieter gestattete die Ärztekammer Baden-Württemberg der Firma, in einem auf zwei Jahre angelegten Modellprojekt die Kunden der Barmenia sowie einer weiteren, noch nicht genannten privaten Krankenversicherung über eine online-Sprechstunde zu behandeln. Dies bestätigte auch die Ärztekammer in einer Pressemitteilung.
Den Weg hierzu hatte die Kammer vor gut einem Jahr freigemacht, als sie das in der Berufsordnung verankerte Verbot ausschließlicher Fernbehandlungen kippte und den Weg für derartige Modellprojekte eröffnete. Mehrere Anbieter stehen in den Startlöchern – so auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, die eine ärztliche Beratung per Video und Telefon plant, damit Patienten zukünftig seltener Krankenhausambulanzen aufsuchen müssen. Die KV habe ihren Antrag jedoch vorübergehend zurückgenommen, erklärte ein Pressesprecher der Ärztekammer auf Anfrage.
Patienten auf dem Land sollen profitieren
„Durch die Fernbehandlung sind Patienten nicht an Öffnungszeiten von Arztpraxen gebunden“, erklärt Teleclinic in einer Pressemitteilung: Rund um die Uhr sei zumindest ein Bereitschaftsdienst erreichbar, betonte eine Pressesprecherin auf Nachfrage. Patienten könnten einen Video-Chat über eine App von Teleclinic nutzen oder zum Telefonhörer greifen. Ärztliche Behandlung würden damit leichter zugänglich – unabhängig vom Zeitpunkt oder davon, wo Patienten sich gerade aufhalten. „Insbesondere Patienten auf dem Land, wo Ärztemangel herrscht, profitieren“, erklärt Teleclinic. Auch für Ärzte sei diese Öffnung positiv: Sie können ihren Patienten nun etwas anbieten, was europäische Kollegen teils schon länger dürfen.
„Der heutige Tag markiert einen Meilenstein im deutschen Gesundheitswesen“, betont Katharina Jünger, Geschäftsführerin von TeleClinic. Das Projekt hat ihrer Ansicht nach das Potenzial, die deutsche Gesundheitsversorgung digitaler, effizienter und moderner zu gestalten – profitieren würden Patienten, Krankenversicherer und Ärzte gleichermaßen. „Die digitale Sprechstunde wird den normalen Arztbesuch keinesfalls ersetzen, ist aber eine sinnvolle Ergänzung und Alternative“, sagt sie.
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