Deal im US-Gesundheitswesen

Apothekenkette, PBM, Krankenversicherung – bald in einem Unternehmen?

Berlin - 27.10.2017, 15:45 Uhr

In den USA wird über die Übernahme des Krankenversicherers Aetna durch CVS/Caremark spekuliert. (Foto: Sket)

In den USA wird über die Übernahme des Krankenversicherers Aetna durch CVS/Caremark spekuliert. (Foto: Sket)


Bislang sind es nur Spekulationen: Die US-Drogerie- und Apothekenkette CVS will angeblich den Krankenversicherer Aetna übernehmen. Käme der Megadeal tatsächlich zustande, würde er allerdings die Spielregeln auf dem US-Gesundheitsmarkt komplett neu definieren.

Der US-Pharmahandelskonzern CVS/Caremark ist nach Angaben des Wall Street Journal und weiterer US-Medien an einer Übernahme des drittgrößten US-Krankenversicherers Aetna interessiert. Angeblich führen die Unternehmen Gespräche über eine Akquisition, bei der Aetna mit 66 Milliarden Dollar bewertet werde.

Sollte der Deal zustande kommen, wäre es nicht nur die bislang größte Unternehmensübernahme in diesem Jahr, sondern er dürfte auch die US-Gesundheitsindustrie kräftig durchrütteln. CVS Health kontrolliert mit seinem Jahresumsatz von zuletzt 17,5 Milliarden Dollar nicht nur eine größten US-Drogerie- und Apothekenketten mit 9700 Filialen, sondern führt mit einem eigenen Pharmacy Benefits Management-System (PBM) auch selber Arzneimittel-Preisverhandlungen mit den Krankenversicherungen. Mit Aetna, einem der größten Versicherer des Landes, hätte CVS damit die Bereiche Erstattung, Lieferungsprozess und -konditionen sowie Abgabe von Arzneimitteln unter einem Dach zusammengefasst.

Erstattung, Lieferung, Konditionsverhandlungen und Abgabe unter einem Dach

Das dürfte zu erheblichen Synergien führen. Millionen von Aetna-Versicherten würden künftig auch Kunden von CVS-Apotheken und -Drogerien werden oder sich in einer der mehr als 1100 MinuteClinics von CVS behandeln lassen. Auf der anderen Seite vermuten US-Medien, dass Aetna durch solch einen Deal einen noch besseren Blick auf den Gesundheitszustand seiner 44,7 Millionen Versicherten bekommen könnte. Über die Kliniken, einen Haus-Infusions-Service und auf Langzeitpflege ausgerichtete Apotheken verfüge CVS nämlich über enge Beziehungen zu den Patienten und damit über Informationen, die Aetna sehr zugute kommen könnten.

Für eine solche Übernahme würde außerdem sprechen, dass US-Versicherer zunehmend versuchen, die Preisverhandlungen für Arzneimittel selbst zu führen anstatt sie den in den USA weit verbreiteten PBM-Unternehmen zu überlassen. Wie CVS verfügt mittlerweile auch der Versicherer UnitedHealth Group bereits über einen eigenen PBM namens Optum. Die Krankenversicherung Anthem kündigte kürzlich ähnliche Pläne an.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.