Sponsoring

CSU-Nachwuchs tagt mit Unterstützung von DocMorris

Stuttgart - 06.11.2017, 17:15 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung von DocMorris: die Landesversammlung der JU Bayern. (Screenshot: DAZ.online)

Mit freundlicher Unterstützung von DocMorris: die Landesversammlung der JU Bayern. (Screenshot: DAZ.online)


Am vergangenen Wochenende tagte der CSU-Nachwuchs in Erlangen. Während die „Großen“ in Berlin sich weiter für das Rx-Versandverbot einsetzen, trat die niederländische Versandapotheke DocMorris bei der Veranstaltung als Sponsor auf. Die JU-Bayern sieht hier kein Problem. „Wir treffen unsere politischen Entscheidungen unabhängig von finanzieller Unterstützung“, heißt es. Und auch wenn nach Auffassung der Jung-CSU-ler Arzneimittelversorgung Sache der Apotheke vor Ort ist, hat man kein Problem damit, wenn es zusätzlich einen Versandhandel mit Rx gibt. 

Man musste schon genau hinsehen, um es zu erkennen: Im Corporate-Grün auf CSU-blauem Hintergrund fand sich das DocMorris-Logo auf dem Schlüsselband, das um den Hals der Mitglieder der Jungen Union Bayern hing. Der CSU-Nachwuchs traf sich am vergangenen Wochenende im fränkischen Erlangen zu seiner Landesversammlung. Einer der Unterstützer: DocMorris. Weicht die Nachwuchsorganisation aus Bayern etwa vom Kurs der Union ab? So ist doch die bayerische Schwesterpartei der CDU, allen voran die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml, eine der vehementesten Verfechterinnen des Rx-Versandverbots. Und auch der Bundesvorsitzende der JU, Paul Ziemiak, hatte erst vor Kurzem verkündet, sich weiterhin für das Verbot stark zu machen

Initiative ging von DocMorris aus

Das Logo auf den Schlüsselbändern sei kein politisches Statement, sagt der Landesgeschäftsführer Stephan Ebner gegenüber DAZ.online. Man freue sich über jeden Sponsor. „Wir treffen unsere politischen Entscheidungen unabhängig von finanzieller Unterstützung“, so Ebner. Man frage im Vorfeld so einer Veranstaltung an vielen Stellen wegen eines Sponsorings an – übrigens auch bei der Bayerischen Landesapothekerkammer. Da habe man aber keine Rückmeldung bekommen, sagt Ebner. In diesem Falle ging die Initiative allerdings von DocMorris aus. „DocMorris hat bei uns wegen eines Sponsorings angefragt, und wir haben das Angebot angenommen“, erklärt der CSU-Nachwuchsmann.

Konkretes zum Rx-Versandverbot, Arzneimittelthemen oder dem Apothekenwesen stand bei der Jungen Union Bayern aber ohnehin nicht auf der Agenda. Es gab lediglich einen Leitantrag, in dem man sich für eine stärkere Nutzung der Telemedizin zur Sicherung der Versorgung in ländlichen Gebieten einsetzt. Das Thema Rx-Versand sieht der CSU-Nachwuchs aber ohnehin etwas entspannter als die „Großen”. Die Arzneimittelversorgung solle auch im ländlichen Raum auf jeden Fall die Apotheke vor Ort gewährleisten, sagt Ebner. „Für deren Erhalt setzen wir als Junge Union uns ein. Wir haben aber kein großes Problem damit, wenn der Versandhandel mit Verschreibungspflichtigem zusätzlich existiert.“ 

Parteisponsoring: kein Geheimnis

Dass DocMorris Parteien sponsert, ist grundsätzlich nicht neu. Während die ABDA vor einigen Jahren ihre Präsenz zumindest auf den Bundesparteitagen aufgegeben hat, ist DocMorris hier nach wie vor zugegen. „Es ist kein Geheimnis“, erklärte ein Sprecher von DocMorris gegenüber DAZ.online: Die Versandapotheke sei bei diversen „größeren wie kleineren Parteien“ aktiv.

Das ist zum Beispiel die Spargelfahrt des eher konservativ ausgerichteten „Seeheimer Kreises“ der SPD, zu dem unter anderem auch die ehemalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt oder der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Edgar Franke gehören. Diese Spargelfahrt beziehungsweise deren Sponsoring durch DocMorris hatte es sogar in die Berichterstattung des TV-Magazins Frontal 21 geschafft. Bei großen Parteien sei man auch auf anderen Veranstaltungen anzutreffen als nur auf den Parteitagen, erklärte damals der Sprecher von DocMorris gegenüber DAZ.online. So sei die Versandapotheke beispielsweise auch beim Wirtschaftsrat der CDU vertreten.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Junge CSU

von Frank ebert am 07.11.2017 um 16:22 Uhr

Früh übt sich wer korrupt werden will

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Jung CSUler lassen sich von Doc Morris aushalten

von Heiko Barz am 07.11.2017 um 12:11 Uhr

Solange diese JungCSUler nichts wissen ( wollen )von Risiken im RX Versand, weil es sie "noch" nicht gesundheitlich betriff, könnte man deren Haltung nachvollziehen. Da aber ihre parteipolitisch orientierten Verantwortlichen im Sinne der allgemeinen Gesundheitsversorgung mit Arzneimitteln einen für sie nicht akzeptabelen Gegenkurs fahren, dürften sich neue Problenfelder ergeben.
Seehofer und Huml haben sich eindeutig pro RX versandverbot ausgesprochen.
Aber die Junge Union möchte lieber mit Söder weiterfahren, und wie der dann auf das Verlangen der JungCSUler reagieren wird, werden wir abwarten müssen.
Allerdings ist das Sponsern von DoMO- sichtbar auf den Tragebändern am Hals der politischen Jungelite in Bayern- ein "NOGO"
Jung, adrett und gesund ist wunderschön und verklärt, dass es mal heißen kann: Alt, verschrumpelt und krank, dann könnte aber das Verlangen nach Problemlösungen zu spät sein.
Nicht, dass es keine Arzneien mehr gäbe, aber die akute Schnellversorgung an der nächsten Ecke wäre dann eine Zukunftsillusion.

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Wes Brot ich eß ...

von Cui Bono am 07.11.2017 um 8:35 Uhr

Ja, ja jung, reich und gesund ist doch am besten! Das Glück der Armen sind ihre Kinder, das Glück der Reichen sind ihre Eltern.(Zitat) Und schon hat man die Fahrkarte ins Paradies oder im Neusprech: Papers to paradise. Egal, wer diese bezahlt.

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