Bayerische Landesapothekerkammer

Offensive gegen Rezepturverweigerer geplant

München - 22.11.2017, 10:40 Uhr

In Bayern überlegt man, wie man am besten mit Apotheken umgeht, die Rezepturen verweigern oder mangelhaft herstellen. (Foto: diz)

In Bayern überlegt man, wie man am besten mit Apotheken umgeht, die Rezepturen verweigern oder mangelhaft herstellen. (Foto: diz)


Den bayerischen Delegierten sind Apotheken, die Rezepturen mit starken Qualitätsmängeln herstellen oder sogar ablehnen, ein Dorn im Auge. Auf ihrer Delegiertenversammlung am 21. November 2017 in München verabschiedeten sie daher nach intensiver Diskussion den Beschluss, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die zeitnah Maßnahmen erarbeiten soll, wie man diese Missstände abstellt und die Apotheken zu mehr Disziplin anhalten kann.

Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) sieht mit Sorge, dass eine steigende Zahl von Apotheken qualitativ unzureichende Rezepturen anfertigt oder sogar die Herstellung von Rezepturen verweigert. Rezepturen sollten zudem – und dies ist bisweilen auch nicht der Fall – innerhalb von 24 Stunden hergestellt werden. Die Delegierten hatten sich daher bereits vor einiger Zeit dazu entschlossen, von Kammerseite Rezepturtestkäufe durchführen zu lassen, um die „grauen und schwarzen Schafe“ dingfest zu machen – was nicht bei allen Apothekerinnen und Apothekern Bayerns auf Wohlwollen stieß. Die Kammer musste beispielsweise mehrere Rügen aussprechen wegen einer unzureichenden Rezepturanfertigung (hochgradige inhomogene Rezeptur, Gehaltsabweichung über 20 Prozent) oder wenn eine Apotheke die Annahme einer Rezeptur verweigerte.

ZL-Ringversuche statt Testkäufe?

Auch dem Pharmazierat Christian Bauer war die mangelnde Rezepturqualität und die Rezepturverweigerung mancher Apotheken schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Da nach seiner Meinung auch die Rezepturtestkäufe nicht den gewünschten Effekt hatten, stellte er zusammen mit Kollegen auf der Delegiertenversammlung den Antrag, künftig auf Rezepturtestkäufe zu verzichten und stattdessen alle bayerischen Apotheken jährlich einmal zu einer Teilnahme an einem ZL-Ringversuch zu verpflichten.

Die Delegierten bemängelten zudem, dass die bei Testkäufen anzufertigenden Rezepturen zu einfach gewesen seien. So habe es sich sogar schon herumgesprochen, dass ein von Kunden vorgelegter Rezepturwunsch über eine Salicylsäurecreme oder eine Hydrocortisonacetatcreme auf einen Testkauf hindeute. Die Testkaufwirkung sei dadurch verpufft. Außerdem, so zeigte die Diskussion zu diesem Thema, könne durch diese relativ einfachen Rezepturen nicht zuverlässig überprüft werden, ob eine Apotheke auch qualitativ anspruchsvolle Rezepturen wie Kapseln, Augentropfen oder Zäpfchen herstellen könne. Die Delegierten waren sich mehrheitlich darüber einig, dass man mit entsprechenden Maßnahmen vor allem die Qualität von Rezepturen verbessern und sicherstellen müsse und die Apotheken dazu anhalten wolle, Rezepturen nicht abzulehnen. Wie Bauer berichtete, würden vor allem kompliziertere Rezepturen gerne verweigert.

Erst einmal eine Arbeitsgruppe!

In der weiteren Diskussion zu diesem Thema kam man allerdings zum Schluss, dass eine verpflichtende Teilnahme an ZL-Ringversuchen schlussendlich nicht zielführend sei, da auch diese Verpflichtung umgangen werden könne. „Was machen wir mit denen, die keine Rezepturen einschicken?“ gab die Vizepräsidentin Jutta Rewitzer zu bedenken. Der Kammervorstand schlug daher vor, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich des Themas Rezepturverweigerer und Rezepturqualität annehmen und zeitnah Maßnahmen dagegen erarbeiten solle. Damit konnte sich nach weiterer Erörterung auch Pharmazierat Bauer anfreunden. Der Vorschlag des Kammervorstands wurde einstimmig angenommen. Spätestens bei der nächsten Delegiertenversammlung werde man dann weitere Maßnahmen gegen Rezepturverweigerer vorlegen und Maßnahmen für eine Qualitätsoffensive bei Rezepturen vorstellen. 


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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13 Kommentare

Approbation/Betriebserlaubnis

von Holger am 27.11.2017 um 11:18 Uhr

Jeder Kollege, der in seiner Apotheke keine Rezepturen herstellen KANN, muss eigentlich seine Betriebserlaubnis abgeben, wenn nicht sogar seine Approbation. Was kennzeichnet uns als Berufsstand denn bitte, was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Die Herstellung von Rezepturen gehört auf jeden Fall dazu. Wer nur Päckles über den HV-Tisch schieben und die Hand aufhalten will, ist bereits heute entbehrlich.

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@Kassensklave

von Bernd Jas am 26.11.2017 um 9:39 Uhr

Danke für die etwas anstrengendere Gemütlichkeit.
Jetzt übertreiben Sie aber mit Ihrer Argumentationsrecherche, das roert ja schon richtig; ist aber prinzipiell völlig richtig, denn der größte Feind der Meinung ist die Recherche. Nè Frau Borsch?
Die 15.000 € sind ja auch mehrere Tausend, wie ich meinte.
Schön und gut. Wir haben aber mittlerweile sooo viel Routine, gestraffte, validierte und eingespielte Arbeitsabläufe, so dass sich die Rechnung auf mindestens 14.987 € ´runterbechen lässt.
Auch die liebe Mischkalkulation reißt das Ganze nicht wieder raus, da kommt doch dann jemand und jubelt uns ´n Hochpreiser unter...
Und wo wir grad´ bei Rezepturen sind; da können wir mal gespannt sein was die armen zytoherstellenden Kollegen zu Weihnachten beschert bekommen (ganz abgesehen von Bottrop). Sämtliche Einkaufsvorteile der Vergangenheit stecken sich jetzt (zu recht) die Kassen ein. Da waren doch welche so klug und haben in Kassensklavenmanier knallhart aus der eigenen Tasche kalkuliert was die Marge nie mehr hergeben wird. Und die Kollegen beim VZA rätseln jetzt welches Almoos das Schiedsgericht inkontiniert. Da die Kassen helfen dann doch gerne mit Billigwindeln (aus der Vertrags-Apotheke) aus, damit es bloß nicht mehr als tröpfelt.

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@Bernd Jas

von Kassensklave am 25.11.2017 um 14:07 Uhr

...da kalkulieren Sie aber sehr gemütlich!

Aus meiner Erfahrung brauchen wir - im Optimalfall - für eine Rezeptur etwa 30 Minuten. Zehn Minuten für den/die approbierte Mitarbeiter/in (Plausi/Herstellanweisung und abschließende Freigabe) und zwanzig Minuten für den/die PTA (Desinfektion, sonstige Vorbereitung, eigentliche Herstellung, Herstellungsprotokoll, Gerätereinigung etc).

Macht bei 1.000 Rezepturen pro Jahr 10.000 "Approbiertenminuten", also 166,6 Stunden, also rund 1 Monat und bei dem/der PTA entsprechend das Doppelte, also 2 Monate. Rechnen Sie mal bitte mit dem 8. Berufsjahr und dem üblichen Übertarif und den normalen 30% Lohnnebenkosten. Da komme ich auf 13.146 Euro für die 1000 Rezepturen.

Noch nicht enthalten sind hierbei
1.) Raumkosten (Miete, Nebenkosten): rechnen wir mal nur 10m² zu 10 Euro "warm" x 12 Monate
2.) Raumpflegekosten ( Bodenreinigung laut Hygienemanagement) Reinigungskraft kostet "bruttobrutto" ca 2,60 pro 10 Minuten inkl. Reinigungsmittel
3.) Einrichtung der Rezeptur (2 Waagen, Geräte wie Fantaschalen, Topitec, Möbel, amtliche Eichung etc). Sagen wir mal niedrig kalkuliert zehntausend Euro bei 10 Jahren Nutzdauer.
4.) Und da auch bei Ihnen die Substanzen nicht geprüft aus dem Pharmahimmel fallen. brauchen Sie ein Labor, wenn nicht in Raumunion, und wie lange dauert noch mal ein DC oder eine Schmelzpunktprüfung....? Und wer zahlt noch mal Substanzen, die verfallen entsorgt werden müssen...?

Ihre "schätzungsweise mehrere Tausend Euro" addieren sich so mal schnell auf betriebliche Kosten in Höhe von rund 20.000 Euro pro Jahr. Und was bekommen Sie als Arbeitspreis für 1.000 Rezepturen? Im aller wahrscheinlichsten Fall sind es Salben unter 200 g, also 5 Euro, zusammen also 5.000 Euro.
Ihnen entsteht ein Schaden von 15.000 Euro pro Jahr.

Und dabei haben wir sehr niedrig kalkuliert und gehen zeitmäßig immer vom "Optimalfall" aus. Und die Sache noch nicht mal von der "Laborseite" her betrachtet.....

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Rezepturverweigerungskalkulation

von Bernd Jas am 25.11.2017 um 9:35 Uhr

Wir machen jährlich etwa 1000 Rezepturen. Würden wir diese verweigern, könnten wir schätzungsweise mehrere tausend Euro im Jahr sparen.
Immer nach dem Motto: Parke ich fünfzig mal ohne die Parkuhr zu füttern, zahle ich gerne mal 20.- € für das Knöllchen.

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"DAZ Online - Wissen vor 8"

von Julia Borsch /DAZ.online am 24.11.2017 um 11:54 Uhr

Lieber Kollege,
da muss ich Ihnen leider widersprechen. Da haben Sie zum einen nicht Recht und mich zum anderen vielleicht ein bisschen falsch verstanden.
1. ich arbeite regelmäßig in der Apotheke und weiß sehr gut, wie es läuft. Und zwar in einer kleinen Apotheke auf dem Dorf mit allen Widrigkeiten der flächendeckenden Versorgung, keine Großstadtapotheke in Lauflage, die von selbst läuft.
2. ich habe nicht behauptet, Rezepturverweigerer verhinderten das Versandverbot. So weit würde ich nicht gehen. Ich gebe ihnen auch in vielen Punkten Recht. Da läuft vieles nicht so, wie es sollte.
Aber stellen Sie sich mal vor, Sie wären Politiker und müssten über das Rx-Versandverbot entscheiden. Das Argument der Apotheker ist, die Ausländer betreiben Rosinenpickerei, machen nur was lukrativ ist, wir Apotheker vor Ort sichern die Versorgung und machen auch unrentable Sachen, gegen die Konkurrenz aus dem Ausland mit ihren Rabatten können wir aber nicht bestehen, da gehen wir unter. Wir brauchen das Rx.Versandverbot.
Dann stellen Sie aber fest, dass die Apotheken diese unrentablen Sachen, durch die sie einen Wettbewerbsnachteil haben, gar nicht machen. Damit wird es mit Argumenten für das Versandverbot verdammt dünne. Das müssen Sie ja als Politiker vor Ihren Wählern schließlich verantworten. Und deswegen ist jeder abgelehnte Rezeptur, auch wenn die Gründe für jeden Apotheker nachvollziehbar sind, nach außen hin schädlich. Zumal wir wissen, dass das Thema Rezeptur eine Flanke ist auf der DocMorris angreifbar ist und da sollte man ihnen nicht die Chance bieten zu sagen. Klar, lehnen wir Rezepturen ab, aber ihr ja auch."

Und nur so am Rande: die Forderung Rezepturen herzustellen ist keine "pharmazieromantische Idealvorstellungen" sondern hat eine knallharte gesetzliche Grundlage (§ 17 Abs. 4 Apothekenbetriebsordnung)

Trotzdem ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Julia Borsch

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AW: "DAZ Online - Wissen vor 8"

von Kassensklave am 24.11.2017 um 13:56 Uhr

...umso mehr ist mir unverständlich, wie Sie so argumentieren können. Klar, am Anfang wollten wir zeigen, was wir können, dass wir Dinge machen, die der Versand nicht kann, dass es eben nicht immer nur ums Geld geht, sondern um den Patienten und seine Gesundheit usw.... Und ? Hat es funktioniert ? Nein, hat es nicht ! DocMorris lacht sich kaputt, die Präsenzapotheken sind die Blöden.

Ich verstehe, dass das mal ein Argument WAR, aber offensichtlich hat es nicht funktioniert. Wenn eine Strategie 14 Jahre lang nicht funktioniert, dann muss man etwas ändern. Ich erlebe dieses Duckmäusern der Standesführung nun schon über 20 Jahre.... immer schön gute Mine zum bösen Spiel machen, es könnte ja sonst noch schlimmer kommen. Retrospektiv gesehen kam es schlimmer.

Und der angesprochene § 17 Abs. 4 ist eine klassische Inländerdiskriminierung, nicht konform zu europäischem Recht und damit grundsätzlich unwirksam (siehe die Begründung für die Erteilung einer Betriebserlaubnis an DocMorris). Mal abgesehen davon, dass es auch inländische Rechtsgüter schädigt, zum Beispiel das Recht auf freie Berufsausübung oder einen unzulässigen Kontrahierungszwang darstellt. (Wo gibt es denn bitte sonst den Fall, dass man regelmäßig beruflich gesetzlich gezwungen ist, sich selbst wirtschaftlich zu schädigen?) Es muss nur mal einer bis zum Ende durchklagen und dann ist die Unwirksamkeit auch offiziell gerichtlich bestätigt. Bestimmt finden sich ja auch einige (hundert, vielleicht tausend) Kollegen für eine Sammelklage oder unterstützen einen einzelnen Kollegen bei einem Präzendenzfall.... so geht es jedenfalls nicht weiter,

Trotzdem auch Ihnen ein schönes Wochenende.

AW: @Kassensklave

von Christian Becker am 24.11.2017 um 18:20 Uhr

Ich kann die Argumentation von Frau Borsch nachvollziehen - wenn Sie natürlich auch recht haben, dass nichts, was wir bisher getan haben, ein (Rx-)Versandverbot hat näherrücken lassen und wir inländische Apothekenangestellte gegenüber den Versandapotheken aus dem Ausland diskriminiert werden.

Man muss aber auch fairerweise sagen, dass das jetzige Apothekenhonorar die Rezeptur mit abdeckt - also selbst wenn jede einzelne Rezeptur vielleicht (sehr wahrscheinlich) immer noch nicht kostendeckend oder gar gewinnträchtig ist, wird sie mit jeder abgegebenen Rx-Packung quersubventioniert.
Vor diesem Hintergrund sehe ich es auch als problematisch an, wenn sich einzelne Apotheken vor ihren Pflichten drücken.
Neulich hatten wir z.B. wieder Rezepturen. 1x hieß es "Schön, dass Sie das machen. Wir waren schon in 4 anderen Apotheken..." und 1x "Ah gut. Die anderen Apotheken haben gesagt, sie könnten das nicht machen, weil sie da erst was bestellen müssten und das so teuer wäre." - Ja toll, mussten wir auch machen. :(
Man kann halt nicht die Rosinen rauspicken, so verlockend das auch sein mag. Daher nehme ich Rezepturen.

AW: "DAZ Online - Wissen vor 8"

von "eingepreistes Rezepturhonorar" am 25.11.2017 um 15:04 Uhr

das mit dem "eingepreisten Rezepturhonorar" ist das Gute-Nacht-Märchen der Gesundheitspolitik für gutgläubige Apothekerkollegen, damit ihnen angesichts obiger Rechnung nicht die Zornesröte ins Gesicht steigt... im Übrigen wissen Sie ja selbst, dass wir 2013 nach neun Jahren Honorarstillstand satte 3 (!!) Prozent Honorarerhöhung hatten. Da ist gar nichts eingespreist.

"DAZ Online - Wissen vor 8"

von Kassensklave am 24.11.2017 um 11:09 Uhr

Zum Thema Rezepturverweigerung schreibt Julia Borsch heute morgen (Zitat) "So ein Verhalten legt dann doch den Verdacht nahe, dass diese einzelnen Kollegen das Rx-Versandverbot nicht wollen, um die flächendeckende Versorgung weiterhin zu sichern" (Ende).

Liebe Kollegin,

hat sich denn irgendetwas geändert in 12 Jahren Arzneimittelversand durch die von Präsenzapotheken millionenfach angefertigten Rezepturen? Nein.

Durch zigtausend geleistete Notdienste (die meisten unbezahlt, seit kurzem almosenhaft bezuschusst)? Nein.

Durch kompetentes, fachgerechtes, patientenorientiertes Be- und sogar manchmal Abraten? Nein.

Und Sie wollen ernsthaft argumentieren, die Rezepturverweigerer verhinderten das Versandverbot?
Keine der pharmazeutischen (Gratis-)Leistungen hat es vermocht, den Versandhandel zu verhindern...
Politik reagiert doch nur auf Zwänge und schlechte Presse.

Welche der beiden folgenden Szenarien wird wohl eher eine Änderung bewirken:
A) Die Apothekern meckern zwar über ihre ungerechte Situation, aber machen weiterhin brav ihre Arbeit: na dann ist doch aus Politikersicht alles bestens...
B) Die Apotheker verweigern Rezepturen, den Nachtdienst, jede unbezahlte Extraaufgabe. Bundesweiter 48 Stunden Warnstreik. Patienten und Politik rasen vor Wut, natürlich gibts auch schlechte Presse für den Beruf, ebenso wie für die Politik. In der nachfolgenden Diskussion wird man viel erklären müssen, aber hier gibts eine Chance auf Änderung.

Sie erleben Ihren Beruf aus der geschützten Nische eines Verlages mit Monopolstellung in der Branche. Sehr lange sind Sie in der öffentlichen Apotheke nicht gewesen. Da ist es natürlich leicht, solch flammende Reden zu halten. Sie sollten gelegentlich Ihre pharmazieromantischen Idealvorstellungen in einer normalen öffentlichen Apotheke mit der nüchternen Realität des Existenzkampfs abgleichen. Sonst denken Ihre Leser bald, dass Sie vielleicht noch an den Weihnachtsmann glauben....

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Richtige Zielgruppe

von Ratatosk am 23.11.2017 um 9:11 Uhr

Wir haben gerade einen Prozess mit Toten in der Zytostatikaherstellung , keine ! Rezepturen aus dem Ausland, schwer welche vom Versand und dramatisch gestiegene Plausibilitätsprüfungen - aber wohin gehen die Prüfungsresourcen ?
Keine weiteren Fragen

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Inländerdiskriminierung

von Kassensklave am 22.11.2017 um 21:28 Uhr

"wenn ich mal nicht weiter weiß,
bild' ich einen Arbeitskreis" ....?

Wenn die Pharmazieromantiker in den Kammern und Organen jetzt anfangen mit systematischen Test auf Verweigerung, wird es nicht lange dauern, bis ein Kollege auf Inländerdiskrimierung klagt... und zweifellos Recht bekommt. Solange DocMorris & Konsorten im Ausland nicht herstellen, kann es von mir nicht erwartet werden.
Bevor ich an die Realitätsverweigerer von der Kammer eine saftige Strafe bezahle, ziehe ich das vor Gericht bis zur letzten Instanz durch. Dann hat es sich mit der Rezeptur.
Habe erst letztens abgelehnt, und zwar eine Augentropfenrezeptur der Uniklinik, Motto "exotischer Wirkstoff 0,2 % mf Augentropfen 10ml". Fertig.
Anfertigung mit kompletter Entwicklung der Zusammensetzung inklusive Isotonierung und Euhydrie und passender Konservierung und Sterlisierungsmassnahmen und Bestellung einer Übermenge teueren Wirkstoffs mit Gefahr der Retaxation durch die Krankenkasse..... drei bis vier Stunden Aufwand für 2,50 Euro Arbeitspreis? Und der verordnende Professor geht im Jahr mit wenigstens 300.000 Euro nach Hause?

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Vollkommen am Alltag vorbei

von Peter Bauer am 22.11.2017 um 11:50 Uhr

Kapseln ,Augentropfen,Zäpfchen??Diese Rezepturtests wären vollkommen am Alltag vorbei.Eine dieser Zubereitungen habe ich das letzte Mal vor mindestens 15Jahre hergestellt.Und ich habe sowohl einen Hautarzt als auch einen Augenarzt in der Nachbarschaft.Von deutschen Apotheken werden viele(?) Rezepturen hergestellt ,die einer korrekten Plausibilitätsprüfung nicht standhalten würden.Rezepturenverordnungen generell sind oftmals nur eine Möglichkeit ,dass ein Arzt Mischungen verordnen kann,die er sich ausdenkt und von deren Plausibilität er keinerlei Ahnung hat.Viele Kollegen hauen das"Zeug" dann einfach zusammen ,nur damit der Arzt nicht sauer ist.Ein Arzt hat keine Ahnung von den pharmazeutischen Eigenschaften der Ausgangsstoffe.Wie auch?Er hat es nie gelernt.
Rezepturen ,wie auch die Identitätsprüfung der Ausgangsstoffe,sind,meiner Meinung nach, sogenannte alte Zöpfe,die endlich gekürzt werden sollten.Der größte Teil ,der in der Durchschnittsrezeptur könnte problemlos durch Fertigarzneimittel ersetzt werden. Es gibt mit Sicherheit Rezepturen ,die die aufwendige Herstellung rechtfertigen.Rezepturen allgemein sind zum größten Teil aber der apothekerlichen Eitelkeit und politischen Überlegungen geschuldet.Die letzten beiden Tests der Bay.Apothekerkammer waren ein Clotrimazolcreme und ein Salicylsäurespiritus.Die Frage ist,wie sinnvoll es ist 20g Clotrimazolcreme im Rahmen einer Rezeptur herstellen zu lassen?Dem Kammertester Herrn Seidl ging es damals alles nicht schnell genug und so wurde ich zu einem "Rezepturverweigerer".Beim letzten Rezepturtest fragte ich ihn konkret ,warum er dies gemacht hätte,obwohl ich ihm wörtlich sagte,dass ich die Rezeptur mache,die Stoffe aber erst bestellen müßte.Er wurde nur rot.Theoretisch müßte die Kammer dann aber auch prüfen,inwieweit noch Rezepte mit teuren Arzneimittel angenommen werden,vor allem von solchen ,die nur direkt zu beziehen sind und schon bald bezahlt werden müssen?
Wer von den Delegierten ,oder den zukünftigen Ausschußmitgliedern hat den wann das letzte Mal eine Rezeptur gemacht?Ich denke die meisten haben es wohl eher machen lassen.

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AW: Wirklich vollkommen am Alltag vorbei?

von Wolfgang Müller am 22.11.2017 um 16:43 Uhr

"Wie Bauer berichtete, würden vor allem kompliziertere Rezepturen gerne verweigert."

Jeder Kollege, der 10 - 15 Jahre keine Kapseln gemacht hat, MUSS das eigentlich verweigern. Vor Allem, wenn ein bizarres System verlangt, dass er das in 24 Stunden macht. "Inhomogenität wurde als häufigster Fehler gefunden" - bei Salben meistens ziemlich unproblematisch, bei hochwirksamen Kapseln für einen Säugling vielleicht schon viel öfter tödlich gewesen, als man gemeinhin denkt.

Wir selber machen in EINER unserer Apotheken ständig Kapseln (für BEIDE Filialen, natürlich; jemand der mitlesenden Hochwohlmögenden was dagegen?); hier zeigt sich eben auch die Diskrepanz, was "Alltag" für die benachteiligten Einen und die Begünstigten Anderen ist, liebe Kollegen Bauer!

Wir würden ja auch gerne als kleine AFL-Manufaktur Kapseln für die hundert umliegenden Apotheken machen, schön homogen, mit viel GMP-Zeit, Tipptopp. Aber bitte: Dann auch für 500 Euro pro Charge!

Jämmerlich, wenn DIESER GMP-gerechte und Patienten-freundliche Ansatz NICHT von den Verantwortlichen verfolgt wird, und stattdessen jede arme Sau dazu gezwungen wird, hier zu dilettieren! Um kein verantwortungsbewusster "Rezepturverweigerer" zu sein! Sorry, aber hier gehen die Verantwortlichen evtl. sogar über kleine Leichen, um das althergebrachte Prinzip "Jeder muss Alles können und machen" aufrecht zu erhalten. Am Ende noch, um sich selber beste Möglichkeiten zur Kujonierung der armen "Kollegen" Frontschweine vor Ort zu erhalten.

Das meine ich bitterernst, und keinesfalls werde ich mich dafür entschuldigen.

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