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Skandal um Unterdosierungen
Whistleblower-Preis für ehemalige Mitarbeiter der Zyto-Apotheke
Im vergangenen Jahr haben eine PTA sowie der kaufmännische Leiter einer Zyto-Apotheke in Bottrop den Skandal um gepanschte Krebsmittel aufgedeckt. Nun erhalten sie einen Whistleblower-Preis für ihre Enthüllung. Doch wie geht es den Apotheken-Mitarbeitern heute?
Ohne die PTA Maria Klein und den kaufmännischen Leiter Martin Porwoll wäre der wohl größte Zyto-Skandal der vergangenen Jahrzehnte kaum ins Rollen gekommen: Nachdem beide Mitarbeiter der Bottroper Zyto-Apotheke im vergangenen Jahr Beweismaterial gesammelt und zur Polizei gebracht hatten, nahmen Ermittlungskräfte Ende November 2016 eine Razzia vor. Apotheker Peter S. sitzt seitdem in Untersuchungshaft, das Landgericht Essen verhandelt Vorwürfe der versuchten Körperverletzung in 27 Fällen – und Betrug in Höhe von 56 Millionen Euro gegenüber den Kassen.
Doch der Mut von Whistleblowern wie Klein und Porwoll wird oft nicht belohnt – im Gegenteil. „Wenn man sich die Rechtsprechung der Arbeitsgerichtsbarkeit in den Whistleblower-Fällen ansieht, kann man den Eindruck gewinnen, deutsche Unternehmen dürften zu Recht geführt werden wie Mafia-Clans“, erklärte am Freitag der Rechtsanwalt Otto Jäckel bei der Verleihung eines Whistleblower-Preises an die beiden ehemaligen Apotheken-Mitarbeiter in Kassel. Dies gelte auch, da Klein nach ihrer fristlosen Kündigung vom Gericht nur eine Abfindung von 1500 Euro vorgeschlagen bekam. Jäckel ist Vorsitzender des Anti-Atomwaffenvereins IALANA, der zusammen mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) den Preis alle zwei Jahre vergibt. In den Vorjahren hatten nicht nur die US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden oder Chelsea Manning den Preis erhalten, sondern auch der umstrittene Biologe Gilles-Éric Séralini.
„Viele sind abgehauen, haben gekündigt“
Von den beiden Apothekenmitarbeitern sei er „schwer beeindruckt“, erklärte der Journalist David Schraven in der Laudatio. Er ist ehemaliger Klassenkamerad des Apothekers Peter S. – und recherchiert nun als Geschäftsführer des Recherchebüros Correctiv zu dem Fall. Anders als die knapp 100 Kollegen in der Zyto-Apotheke hätten sie sich getraut, die Missstände ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. „Keiner hat geredet – viele sind abgehauen, haben gekündigt“, betonte Schraven in Kassel.
Bemerkenswert sei auch der Mut von Klein und Porwoll gewesen, sich gegen einen der „mächtigsten“ Männer Bottrops zu stellen – ihren ehemaligen Chef. Gleichzeitig erklärte Schraven, dass es nun grundlegender Änderungen bei Zyto-Kontrollen bedürfe. Die Dringlichkeit macht er auch daran fest, dass es mehrfach zu Demos in Bottrop gekommen sei. „Hat einer von Ihnen schonmal Demonstrationen gesehen für einen Medizinfall, dass Kontrollen in Apotheken sich ändern müssen?“, fragte Schraven. „Haben Sie nicht, das war das erste Mal.“
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