Forschung

Arzneimittel gegen den Tuberkulose-Schutzschild?

Düsseldorf - 15.01.2018, 08:40 Uhr

Forscher der TU München und der Texas A&M University haben einen Wirkstoffmechanimus entdeckt, mit dem der Schutzschild der Tuberkulose geknackt werden könnte. (Foto: Picture Alliance)

Forscher der TU München und der Texas A&M University haben einen Wirkstoffmechanimus entdeckt, mit dem der Schutzschild der Tuberkulose geknackt werden könnte. (Foto: Picture Alliance)


Mycobacterium tuberculosis, der Erreger der Tuberkulose, macht es vielen Arzneimitteln durch seine speziell aufgebaute Zellwand schwer, überhaupt Wirkung zu zeigen. Forscher der Technischen Universität München haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern der Texas A&M University eine Substanz entdeckt, die diesen Schutzschild knacken kann.

65,6 Millionen Menschen waren Ende des Jahres 2016 nach den aktuellsten Zahlen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR auf der Flucht. Mit den Menschen reisen auch Krankheitserreger, die Resistenzen gegen die bisher bekannten Arzneimittel tragen. Ein Beispiel ist der Erreger der Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis. Anfang des Jahres veröffentlichten so Schweizer Forscher einen Bericht, in dem sie einen neuen multiresistenten Stamm des Bakteriums beschrieben, der 2016 in einem somalischen Flüchtlingscamp aufgetreten war. Und auch aus Osteuropa verbreiten sich in den vergangenen Jahren neue multiresistente Erreger der gefährlichen Erkrankung, die nicht nur die Lunge befallen kann.

Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO starben im Jahr 2015 1,8 Millionen Menschen an Tuberkulose – dem Weiße Tod, wie man die Krankheit früher nannte. Sie führt damit weltweit die Statistik tödlich verlaufender Infektionskrankheiten an. Und auch wenn die Zahl der Fälle in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2016 mit insgesamt rund 7000 Fällen moderat ist, macht das vermehrte Auftreten von Resistenzen gegen die bisherige Standardbehandlung die Entwicklung neuer Wirkstoffe notwendig.

Bisherige Therapien zeigen erhebliche unerwünschte Wirkungen

Mycobakteriaceen, zu denen neben M. tuberculosis unter anderem auch der Lepra-Erreger M. leprae gehört, machen es durch einen speziellen Aufbau ihrer Zellwand vielen gängigen Antibiotika schwer, ihre Wirksamkeit zu entfalten. Grundsätzlich sind Mykobakterien ähnlich aufgebaut wie andere grampositive Bakterien. Sie besitzen eine aus dem Peptidoglycan Murein aufgebaute äußere Zellwand und sind obligatorisch aerob. Allerdings beinhaltet die Zellwand der Mykobakterien anders als die aller andere grampositiver Bakterien einen hohen Anteil an Mykolsäuren, β-Hxdroxy-Fettsäuren, mit zwei langen Kohlenwasserstoffketten.

Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid werden standardmäßig in Kombination gegen die sich nur langsam, einmal in 15 bis 20 Stunden, teilenden Erreger eingesetzt. Ethambutol und Isoniazid hemmen dabei den Aufbau des Mykolanteils der Zellwand und ermöglichen es so unter anderem dem Transkriptions-Hemmer Rifampicin, in das Bakterium vorzudringen. Allerdings sind alle diese Antituberkulitika mit zum Teil erheblichen unerwünschten weiteren Wirkungen verbunden. Ethambutol kann so beispielweise zu einer Entzündung des Sehnervs führen bis hin zur völligen Erblindung.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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