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Alten- und Pflegeheime in Mitteldeutschland
Wenn Arzneimittel vertauscht werden
Bewohner von Senioren- oder Pflegeheimen bekommen das falsche Medikament oder die Pflege versäumt die Gabe – das Problem ist bekannt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa und des Giftinformationszentrums Erfurt hat sich die fehlerhafte Medikamenteneinnahme zumindest in Mitteldeutschland in den letzten Jahren jedoch verschärft. Das belegen aktuelle Zahlen. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen.
Nehmen die Bewohner von Pflegeheimen, Behinderteneinrichtungen oder Altenheimen ihre angeordneten Arzneimittel einmal fehlerhaft oder gar nicht ein, oder erhalten sie versehentlich das falsche Medikament, kommen die meisten dieser Zwischenfälle wahrscheinlich noch nicht einmal ans Tageslicht. Wahrscheinlich wendet sich die Pflege tatsächlich nur in schweren Fällen, etwa wenn der Patient klinisch auffällig wird, an das Giftinformatinszentrum. Und dieses meldet zumindest für die Stadt Erfurt alarmierende Zahlen.
So hatten laut Nachrichtenagentur dpa beim Giftinformationszentrum
in Erfurt im Jahr 2017 mehr Heime als im Vorjahr angerufen, weil sie
versehentlich die Arzneimittel der Patienten vertauscht hatten. Aus den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern wurden 2017 insgesamt 139 Hilferufe
bearbeitet, 2016 seien es noch 116 gewesen. Das bestätigt die Leiterin des
Giftinformationszentrums, Dagmar Prasa, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Prasa betont, dass die dokumentierte Zahl der Anrufe im Giftinformationszentrum
jedoch nicht das tatsächliche Ausmaß der Verwechslungsfälle widerspiegele.
Vertauschen von Medikamenten schwer feststellbar
Dass die Dunkelziffer bei vertauschten Arzneimitteln tatsächlich wohl höher liegt als die nun bekannt gewordenen Zahlen des Giftinformationszentrum in Erfurt belegen, vermutet auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) Sachsen-Anhalt. „Das Vertauschen von Medikamenten ist schlecht festzustellen“, sagte die Leiterin des Fachbereichs Qualitätsprüfung des MDK, Ina Schulze, in Magdeburg. „Das wäre eher ein Zufallsbefund.“ Schulze betont, jeder Fall sei einer zu viel. Bei all dem Zeitdruck, den es in der Pflege unbestritten gebe, müssten zwei Dinge immer stimmen: die Behandlungspflege und die Medikamentengabe. „Das muss funktionieren, auch bei Zeitdruck.“
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