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Länger und besser schlafen können – wer wünscht sich das nicht? In Deutschland finden mehr als die Hälfte der Erwachsenen in der Nacht keine Ruhe. Das ist insofern problematisch, weil dauerhaft zu wenig Schlaf gravierende Folgen hat. Professor Hans Förstl vom Klinikum Rechts der Isar in München stellt beim Pharmacon-Kongress jedoch in Frage, ob das eigene Empfinden tatsächlich immer korrekt auf eine Schlafstörung hinweist.
Eigentlich müsste der Tag 25 bis 26 Stunden haben. Die Medizin-Nobelpreisträger von 2017 Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young konnten in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen die komplexen molekularen Mechanismen der inneren Uhr beim Menschen aufdecken. Bestimmte Proteine sorgen dafür, dass wir uns an Veränderungen des Hell-Dunkel-Rhythmus anpassen können und den 24-Stunden-Takt einhalten. Doch das große und sehr dynamische Forschungsfeld zum zirkadianen Rhythmus brachte auch zu Tage, dass die Menschen gewissermaßen in die 24 Stunden „reinzwängt“ werden. Die Folgen: Je älter man wird, umso schlechter schläft man ein, aus oder durch.
Schlafstörungen – ein Erbe der Zivilisation?
Studien zeigen, dass es dabei keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt. Erwachsene schlafen kürzer und unregelmäßiger als Kinder, am Wochenende etwas besser als werktags. Die Schlafstadien wechseln zwischen Leicht- und Tiefschlafphasen, dazwischen liegen, erst kürzer, dann länger, die REM-Phasen (von engl. rapid eye movement). Diese Schlafphasen dienen der Erholung und Regeneration und betragen bei Säuglingen noch die Hälfte ihrer Schlafenszeit, bei Erwachsenen nur noch einen Bruchteil davon.
Beim Pharmacon-Kongress macht Professor Hans Förstl gleich zu Beginn seines Vortrags den Teilnehmern deutlich, dass diese altersbedingten Veränderungen bei jedem Menschen auftreten und noch kein Grund zur Besorgnis sind: „Niemand hat ein Anrecht auf zehn Stunden Schlaf!“ Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar, räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass es sich bei Schlafstörungen um eine Zivilisationskrankheit handeln würde. Beobachtungen bei Naturvölkern auf dem südamerikanischen und afrikanischen Kontinent hätten ergeben, dass auch diese Menschen nicht länger und besser schlafen würden als Industriegesellschaften. Der „zirkadiane Stress“ oder „soziale Jetlag“ käme auch dort vor, nur hätte er andere Ursachen. Förstl empfiehlt, als Erwachsener eine durchschnittliche Schlafenszeit von fünf bis sieben Stunden anzustreben – egal, ob man in Europa, Tansania oder Bolivien beheimatet ist.
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