Medikamenten-Abhängigkeit

Glaeske fordert Werbeverbot für abschwellende Nasensprays

Berlin - 17.01.2018, 17:20 Uhr

Abschwellende Nasensprays können fatale Folgen für die Nasenschleimhaut haben. (Foto: goldencow_images / stock.adobe.com)

Abschwellende Nasensprays können fatale Folgen für die Nasenschleimhaut haben. (Foto: goldencow_images / stock.adobe.com)


In der SWR-Sendung „Marktcheck“ vom gestrigen Dienstag forderte Professor Gerd Glaeske ein Werbeverbot für abschwellende Nasensprays. Nach seiner Schätzung sind in Deutschland 100.000 Menschen von nasalen Dekongestiva abhängig. Die Sendung thematisiert den langfristigen Fehlgebrauch und die Folgen für die Nasenschleimhaut. Klar ist: Den Apothekern kommt eine wichtige Funktion zu, sie müssen die betroffenen Kunden sensibel über die Entwöhnung beraten.

Passend zur Erkältungszeit beschäftigte sich die SWR-Sendung „Marktcheck“ vom gestrigen Dienstag mit den Anwendungsrisiken von abschwellenden Nasensprays. Als Experte trat unter anderem der Apotheker und Gesundheitsökonom Professor Gerd Glaeske auf, der die Zahl der Nasenspray-Abhängigen auf 100.000 Betroffene schätzte.

Infolge des Fehl- und Dauergebrauchs der nasalen Dekongestiva kann die Nasenschleimhaut bleibenden Schaden nehmen. Glaeske fordert in der Sendung ein Werbeverbot für abschwellende Nasensprays sowie für alle anderen Medikamente, die ein Missbrauchspotenzial haben. Glaeske wörtlich: „Es wird immer vereinfacht dargestellt, dass die Wirkung im Vordergrund steht, aber die unerwünschten Auswirkungen, auch die Langzeitfolgen eigentlich nicht benannt werden. Und insofern sollte für all diese Mittel, die tatsächlich auch missbräuchlich angewendet werden können, die Werbung unterbunden werden."

Rasch eintretender Gewöhnungseffekt

Glaeske wies darauf hin, dass Betroffene meist zu spät bemerken, dass sie von ihrem Nasenspray abhängig sind. Denn die Schleimhaut könne sich schon innerhalb von 14 Tagen an den Effekt gefäßverengender Substanzen wie Xylometazolin oder Oxymetazolin gewöhnen. „Das führt im Prinzip auf Dauer dazu, dass ich mehr und mehr von diesen Tropfen oder Sprays benötige, um tatsächlich wieder frei durchatmen zu können. Und damit ist die Nasenschleimhaut über die Wirkung des Arzneimittels letzten Endes abhängig geworden oder hat sich an diesen Reiz gewöhnt", schilderte Glaeske in der Sendung.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Problemkunde mit Rhinitis medicamentosa

von Matthias Arlt, MSc am 18.01.2018 um 12:49 Uhr

@ Frau Dr. Bettina Jung: guter Artikel über ein Dauerproblem in der Offizin

Der durchschnittliche "Privinist" ist oft eine Herausforderung als Kunde. Nervös, das preiswerteste Nasenspray verlangend und gefühlt beratungsresistent. Dennoch sind wir die Arzneimittelspezialisten und dem Kunden gehört unsere Fachberatung, die er nirgendwo anders erhält. Glaubt man der Fachliteratur, gilt es dem Privinismus mit konsequentem Absetzen zu begegnen und in der Folge das nasale Ödem mit glukokortikoidhaltigen Nasensprays zu behandeln. Ich habe die besten Erfahrungen in der Beratung damit gemacht, dem Patienten respektive Kunden zu raten erst ein Nasenflügel von dem α1-Sympathomimetikum zu entwöhnen und mit Kochsalznasenspays zu behandeln und dann die andere Seite.

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Ah ja, der Herr

von Alfons Neumann am 18.01.2018 um 3:48 Uhr

Glaeske hat wohl doch mal gemerkt, was Apotheken schon seit Jahren dem Kunden mit fusseligem Mund mitteilen - Herzlichen Glückwunsch ! Nur bekommen S i e für solche Weisheiten massig Geld, W i r Apothekers machen zwar die Arbeit vor Ort, aber bekommen dafür N I X !!
"Nasenspray wie allgemein bekannt nix gut, aber wo AL u.Co. doch so billig ist, da muß man doch einfach zugreifen, oder ?" sagt schließlich der/die Internet-Offline-WhatsApp-VorOrt-SmartShopper/in von heutzutage ...

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Nasensprays

von Nachdenker am 17.01.2018 um 19:51 Uhr

Ich bin ausnahmsweise mal einer Meinung mit Herrn Glaeske.
Ich rede mir "Fusseln" an den Mundm, versuche Patienten von den abschwellenden Nasensprays abzuraten, Alternativen anzubieten, Meersalz, Nasensalben, einfach mal die Nase mit Wasser ausspülen etc. Die Patienten sind hochgradig abhängig von den a-Sympathomimetika, werden ärgerlich, wenn man Ihnen Beratung anbietet, erklärt und auf Gefahren hinweist. Es gibt nur eins: Nasensprays unter Verschreibungspflicht stellen! Und nochwas: Wenn alle Kleinkinder der vrgangenen Generationen nur mit Nasensprays Luft bekommen hätten - wir wären ausgestorben...

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10 x Nasenspray

von Dr. Arnulf Diesel am 17.01.2018 um 19:38 Uhr

Während ich kein großer Fan von Herrn Glaeske bin, hat er wohl nicht ganz unrecht, gibt es doch Kollegen, die 10 er Packs per eBay verticken. Eine Beratung zum verantwortungsbewußten Umgang ist das sicher nicht.

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