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Zyto-Skandal
Kammerpräsident Siemsen will keine „Pauschalurteile“
Seit Monaten steht in Essen ein Zyto-Apotheker vor Gericht – ihm wird vorgeworfen, Zytostatika gepanscht und somit Menschenleben gefährdet zu haben. Wie wirkt sich dieses Verfahren auf die Reputation des Berufsstandes aus? Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen verurteilte am heutigen Freitag beim Onkologisch pharmazeutischen Fachkongress NZW in Hamburg pauschale Verunglimpfungen der Apotheker. Auch das Schiedsverfahren bei der Zubereitung onkologischer Arzneimittel bereitet ihm Sorgen.
„Es werden gleich Pauschalurteile gefällt “, sagte Kai-Peter Siemsen zum medial prominent diskutierten Zyto-Skandal. Der Präsident der Landesapothekerkammer griff das Thema des Bottroper Zyto-Skandals beim noch bis Sonntag dauernden NZW-Kongress in Hamburg auf, einem jährlich stattfindenden onkologisch pharmazeutischen Kongress in der Hansestadt. „Wir arbeiten alle zum Wohle der Patienten, so dass es ihm besser geht. Der Patient soll mit seiner Erkrankung oder vielleicht auch irgendwann ohne seine Erkrankung besser und gesünder leben können“, erklärte Siemsen zum heilberuflichen Credo der Apotheker.
Er machte den anwesenden Apothekern Mut, sich nicht von einzelnen schwarzen Schafen der Zyto-Branche irritieren zu lassen. Eine große Gefahr sieht Siemsen hier bei den Apothekern offenbar nicht: „Das fachliche Interesse hier beim NZW ist groß und ihre Arbeit, die Sie in den Apotheken im Krankenhaus leisten ist hervorragend. Solche Einzelfälle, bei denen mit krimineller Energie versucht wird, gegen das Interesse des Patienten einen besonderen eigenen Vorteil herauszuarbeiten, dürfen uns nicht runtermachen“. Und weiter: „Ich hoffe, sofern diese Vorwürfe sich als wahr bestätigen, dass die Verantwortlichen dort auch die entsprechenden Strafen erfahren“, erklärt der Hamburger Kammerpräsident.
„Von irgendetwas muss man Qualität bezahlen“
Aber Zytostatika machen nicht nur in der Laienpresse Schlagzeilen. Die neue Preisgestaltung onkologischer Zubereitungen diskutiert allerdings vorwiegend die Fachpresse der Apotheker. Siemsen sieht das Ergebnis des kürzlich abgeschlossenen Schiedsverfahrens kritisch: „Ich hoffe, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist. Sonst befürchte ich, dass die onkologische Produktion in der Ambulanz deutlich zurückgehen und für viele Apotheker nicht mehr möglich sein wird“, sagt der Hamburger Kammerpräsident.
Es nütze nicht, wenn das Geld einfach gestrichen werde, sagt Siemsen. „Von irgendetwas muss man Qualität bezahlen“. Fraglos müsse man stets darüber nachdenken, wie man effektiver und effizienter arbeiten könne. „Aber eine gewisse Grundversorgung – auch mit Finanzmitteln – müssen wir für diese hochqualitative Arbeit in Anspruch nehmen dürfen. Ich finde es erschreckend, wie Politik und Krankenkassen sich hier den schlanken Schuh anziehen“.
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