Apothekenhonorar

Freie Apothekerschaft: Apotheker im Käfig

Mit einer Karikatur will der Verein freie Apothekerschaft gleich auf mehrere Themen in der Apothekenpolitik hinweisen. Der Verein fordert, dass in der Diskussion um die Versorgung wieder mehr das Zwischenmenschliche in den Vordergrund rücken soll, wozu die Beratung der Apotheke vor Ort zählt. Mit der Kampagne sollen vor allem Apotheker dazu motiviert werden, sich politisch zu engagieren. Das teilt der Verein in einer aktuellen Presseinfo mit.

Freie Apothekerschaft: Apotheker im Käfig

Der Verein freie Apothekerschaft hat eine Aufklärungskampagne gestartet. Die dazugehörige Karikatur „Apotheker 2018 – Politische 'Honorierung' eines Berufsstandes“ steht auf der Seite des Vereins zum Download bereit. Apotheker werden dazu angehalten, an einer Aufklärungskampagne teilzunehmen, indem sie beispielsweise die Karikatur als Profilbild in sozialen Medien verwenden oder in ihr Schaufenster hängen. Das Bild stellt karikaturistisch die aktuellen Probleme rund um die Themen Arzneimittelversorgung und Apothekerhonorierung dar. Wie der Verein gegenüber DAZ.online erklärt, gehe es darum, dass auf der einen Seite die Apotheker in einem „Paragraphenkäfig“ gefangen seien, der auch gewollt ist, um die Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Marktteilnehmer, die sich nicht an die Regularien halten, was zu Verzerrungen im System führt.

Die Karikatur soll in erster Linie die Apotheker ansprechen, wie der Verein auf Nachfrage von DAZ.online bestätigt. Der Verein hofft so, das politische Engagement im Berufsstand zu erhöhen. Durch die Präsentation der Karikatur in der Öffentlichkeit sollen aber auch Kunden, Politiker und Lokaljournalisten darauf aufmerksam gemacht werden. 

Apotheker sind der „soziale Kit“ im Gesundheitswesen

Den Hintergrund der Kampagne erklärt der Verein nun auch in einer aktuellen Pressemittelung. Die zentrale Aussage: „Das Zwischenmenschliche zählt heute nicht mehr. Es wird von Politik und Krankenkassen immer weniger honoriert.“ Gerade das Zwischenmenschliche sei es aber, worauf Patienten und Angehörige Wert legen bzw. wofür sie auch Versichertenbeiträge leisten. „Der Mensch ist das wichtigste“, heißt es in der Mitteilung.

Zurzeit würden verschreibungspflichtige Arzneimittel nur als Lieferobjekte betrachtet, meint Dr. Helma Gröschel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Arzneimittel seien aber Waren besonderer Art, zu denen die Abgabe und Beratung der Apotheke vor Ort gehöre. Apotheken seien der „soziale Kit" im Gesundheitswesen und damit jeden Cent wert, den die Krankenkassen für sie ausgeben. Dass sich die Große Koalition für ein Rx-Versandverbot einsetzen möchte, sei nach Ansicht des Vereins zunächst nur eine wohlwollende Absichtserklärung. Bis zur Umsetzung könnten zahlreiche Apotheken schließen, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.

Der Verein zählt in seiner Mitteilung weitere Punkte auf, die er derzeit für problematisch hält. So würden Apotheken viele Gemeinwohl-Aufgaben aufgetragen, die nicht honoriert werden. „Das Inkasso der Rezeptgebühren bei den Patienten, die Vorfinanzierung der Arzneimittel, das finanzielle Risiko am Preisanteil der Pharma-Industrie sind hier beispielhaft zu nennen“, heißt es in der Meldung.

Krankenkassen sollen bei den Verwaltungsausgaben sparen

Der Verein übt außerdem heftige Kritik am vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Honorargutachten und befürchtet negative Folgen für die Apotheker und die Arzneimittelversorgung, sollten die im Gutachten enthaltenen Vorschläge umgesetzt werden. „Bei einer Absenkung des im Gutachten beschriebenen Honorars zuzüglich vieler versteckter Stellschrauben in der Arzneimittelpreisverordnung sind mehr als 7000 Apotheken in ihrer Existenz gefährdet“.

Weitere Apothekenschließungen wären unausweichlich und würden zulasten der Patienten gehen. Die freie Apothekerschaft spricht sich stattdessen für eine Abschaffung des Krankenkassenrabatts aus, um so das Packungshonorar zu erhöhen und damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung mit Notdiensten sicherzustellen. Einsparpotenzial für die Krankenkassen sieht der Verein bei den Verwaltungsausgaben, die im Jahr 2016 rund 4,9 Prozent der Gesamtausgaben der Kassen ausgemacht hätten – der Anteil der Gesamtausgaben für Apotheken läge hingegen nur bei 2,3 Prozent.

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