Beratung

Virustatika bei Lippenherpes

Stuttgart - 10.02.2018, 10:00 Uhr

Es kribbelt, obwohl noch nichts zu sehen ist. So beginnt der Lippenherpes. (Foto: ArTo / stock.Adobe.com)

Es kribbelt, obwohl noch nichts zu sehen ist. So beginnt der Lippenherpes. (Foto: ArTo / stock.Adobe.com)


Während der fünften Jahreszeit kommt man mit vielen Menschen in Kontakt und will sich dabei natürlich von seiner besten Seite präsentieren. Umso ärgerlicher, wenn es einen genau jetzt wieder erwischt. Das erste Kribbeln und Brennen an den Lippen kündigt das Aufblühen eines Herpes labialis mit den auffälligen Fieberbläschen an. Mit Virustatika lässt sich die nervige Infektion behandeln.

Eine unkomplizierte Infektion mit Herpes-simplex-Viren, die auf die Lippen und den Mund beschränkt ist, lässt sich zum Glück mit verschiedenen – auch rezeptfreien – Arzneimitteln effizient behandeln. Anders sieht es aus, wenn die Infektion auch andere Bereiche befällt. So sollte der Patient bei einer Generalisierung oder einem Befall der Genitalien (Herpes genitalis) oder der Augen (Herpes simplex corneae) unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Einen besonderen Stellenwert besitzen die sehr gut verträglichen topisch angewendeten Virustatika Aciclovir (Zovirax® und Generika) und Penciclovir (Pencivir®). Die große Selektivität und gute Verträglichkeit dieser Nucleosidanaloga ergibt sich aus dem speziellen Wirkmechanismus dieser Antimetaboliten, durch den auch sehr effizient die Virusvermehrung gehemmt wird. Zudem lindern sie die Symptome und verkürzen den Krankheitsverlauf signifikant.

Aciclovir wird hauptsächlich durch eine HSV-codierte Thymidinkinase zum Monophosphat phosphoryliert und akkumuliert dann in den HSV-infizierten Zellen, bevor es weiter zum aktiven Triphosphat phosphoryliert wird, das dann bevorzugt die DNA-Polymerase des HSV hemmt und die HSV-Vermehrung in allen Phasen stark reduziert.

So früh wie möglich

In den späteren Phasen der HSV-Infektion werden die durch das HSV stark geschädigten Epithelzellen vom Immunsystem abgetötet. Gegen diesen Prozess können die Virustatika nichts ausrichten; sie wirken also vor allem in den frühen Phasen und nur bedingt in den späteren Stadien einer HSV-Infektion (Penciclovir ist in den späteren Stadien wirksamer als Aciclovir).

Auch Docosanol (Muxan®) steht für die Therapie zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen gesättigten aliphatischen Alkohol. Dieser verändert angeblich die Membran der Wirtszelle so, dass die angelagerten Viren nicht mehr in sie eindringen können. Demnach ist eine Wirkung nur in den frühen Phasen (Prodromal-, Erythemphase) zu erwarten. Da die Studienlage zu Docosanol noch überschaubar ist, fällt seine Bewertung schwer; ein Therapieversuch empfiehlt sich insbesondere, wenn der Patient auf eine Therapie mit den bewährten Nucleosidanaloga nicht anspricht.

DAZ-Ausgabe 06/2018

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Artikel "Bützchen? Heute nicht!" aus der aktuellen DAZ. Autor Dr. Henrik Harms schildert darin, wie man einen Lippenherpes mit OTC-Mitteln behandeln kann.


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