Marihuana-Legalisierung

Grüne: Cannabis-Fachgeschäfte statt Apotheken

Berlin - 16.02.2018, 16:15 Uhr

Für Grünen-Bundestagsageordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther wären im Falle eine Cannabis-Legalisierung spezialisierte Fachgeschäfte die Abgabestelle der Wahl. (Foto: Büro Dr. Kapert-Gonther)

Für Grünen-Bundestagsageordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther wären im Falle eine Cannabis-Legalisierung spezialisierte Fachgeschäfte die Abgabestelle der Wahl. (Foto: Büro Dr. Kapert-Gonther)


Die Grünen-Bundestagsfraktion fragt die Bundesregierung in einer Kleinen Anfrage nach dem gesundheitlichen Nutzen der Cannabisprohibition. Zudem interessieren sich die Grünen für die Gründe, die aus Sicht der Bundesregierung gegen eine kontrollierte Marihuana-Freigabe sprechen. Auf Nachfrage von DAZ.online sieht die zuständige Bundestagsabgeordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther für eine mögliche überwachte Abgabe eher nicht Apotheken, sondern spezialisierte Cannabis-Fachgeschäfte als geeignet an.

In einer aktuellen Kleinen Anfrage an die Bundesregierung hinterfragt die Grünen-Bundestagsfraktion den Nutzen der Cannabisprohibition für den Gesundheitsschutz. Dabei fragen die Grünen unter anderem nach konkreten Belegen dafür, dass die Strafandrohung der Verbreitung und Verfügbarkeit von Cannabis zur Freizeitanwendung entgegen wirken würde.  

Was spricht gegen die kontrollierte Freigabe?

In ihrer kleinen Anfrage hinterfragen die Grünen zudem die Ablehnungsgründe der Regierung zu den bisher vorgeschlagenen Modellprojekten zur kontrollierten Cannabisfreigabe. Dabei beziehen sie sich auf die Antwort der Bundesregierung auf eine vorangegangene Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zur kontrollierten Abgabe von Cannabis. Darin habe die Regierung ihre Ablehnung damit begründet, dass solche Modellprojekte nicht zur Verhinderung des Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von Betäubungsmitteln beitragen würden.  

Die Grünen wollen außerdem wissen, wie die Regierung zu der Auffassung kommt, dass Alkohol weniger zu Rauschzwecken konsumiert würde als Cannabis. Und weshalb die Regierung in ihrem Drogen- und Suchtbericht vom Juli 2017 nicht die Kosten beziffert, die durch die Repression und Strafverfolgung der Cannabis-Konsumenten entstehen.  

Unterschiedliche Sichtweise der Parteien

Eine mögliche Cannabis-Legalisierung wird in der Politik aktuell kontrovers diskutiert. So ist die Union gegen eine Freigabe, während die FDP- Bundestagsfraktion vor kurzem einen Gesetzesantrag über die Cannabis-Freigabe in kontrollierten Modellprojekten gestellt hat. Der Antrag der Liberalen fand grundsätzliche Zustimmung bei den Linken und Grünen.  

Bereits im Wahlkampf im vergangenen Jahr hatte sich die FDP für eine überwachte Legalisierung von Cannabis ausgesprochen und schlug als geeignete Abgabestelle die Apotheken vor. Die Grünen haben dazu eine andere Vorstellung. Auf Nachfrage von DAZ.online stellte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther klar, weshalb ihrer Meinung nach eine kontrollierte Abgabe besser über mögliche Cannabis-Fachgeschäfte laufen sollte.

Cannabis-Fachgeschäfte als Abgabestelle

Kappert-Gonther, die auch für die aktuelle kleine Anfrage der Grünen zuständig ist, begründet ihre Präferenz wie folgt: „Die kontrollierte Abgabe soll unter strengen Auflagen zum Jugendschutz in Cannabisfachgeschäften stattfinden. Kinder und Jugendliche hätten dazu keinen Zugang, das ist ein Vorteil gegenüber der Abgabe in Apotheken. Die Bedingungen für Cannabisfachgeschäfte würden sich aber am Apothekenrecht orientieren.“  

Nach ihrer Vorstellung sollten diese potenziellen Fachgeschäfte in einem verbindlichen Mindestabstand zu Schulen und Jugendzentren eingerichtet werden. „Abgesehen davon konsumieren die meisten volljährigen Personen Cannabis zu Freizeit und Genusszwecken und nicht als Arzneimittel“, erläutert Kappert-Gonther auf die Frage, weshalb Apotheken nicht die erste Wahl für eine kontrollierte Marihuana-Abgabe seien.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Erstattungsfähigkeit

von Rainer Brosig am 20.02.2018 um 12:04 Uhr

Hat eine/r der Protagonisten der kompletten Freigabe von Cannabis daran gedacht, das medizinisch indiziertes Cannabis/THC nach Freigabe nicht mehr erstattungsfähig ist? Kein BTM, kein Rx, keine Erstattung durch die Krankenkassen!
Tja, man hat den Eindruck, in der ganzen bisherigen Diskussion ging es nie um Patienten, die davon eventuell profitieren. Sondern um die Profiteure der eigenen Sache.

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AW: Erstattungsfähigkeit

von M.Thole am 25.04.2018 um 8:48 Uhr

Schonmal an CSCs gedacht wo Sie auf ärztliche Empfehlung hin Mitglied werden könnten ?

Weit über hunderttausend Strafverfahren jährlich aufgrund des Verbotsirrtums. Null Tote, aber asoziale irre Politiker wollen weiterhin Schaden anrichten lassen und sich auch noch von geistig Kurzsichtigen wiederwählen lassen.
Polizei, Justiz, Führerscheinstellen usw. gehören Recht und Verpflichtung entzogen Kiffer zu drangsalieren.
Denn prinzipiell genau das selbe Schema hat im 3. Reich die gewissenlosen Massenmorde an Wehrlosen mit ermöglicht. Lieber Juden vergasen und erschießen als an die Front. Nur über Blutspritzer haben die feigen Mörder geklagt....
Israel hat Bedenken med. Cannabis nach Deutschland zu liefern !?

Fachgeschäfte

von ratatosk am 17.02.2018 um 0:24 Uhr

Wenn jeman noch den Glaeske und den Lauterbach toppt, dann Frau Dr. !
Von welchen Fachgeschäften mit welchen Fachkräften mit welcher Ausbildung fabuliert die denn ?
Ne is klar, Tante Emma mit ein paar Tütchen, evt. mit arbeitslos gewordenen Dealern, die haben zumindest mit den Stoff schon mal Sachkunde.
Wer bezahlt an welchen Schulen die Ausbildung? Warum darf eigentlich jeder der keine Ahnung von der praktischen Seite als Politiker/in völlige Ignoranz im Wortsinn austoben.

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AW: Fachgeschäfte

von Johann am 18.02.2018 um 15:15 Uhr

Schauen Sie einfach in die USA, wie gut das funktioniert.

Kontrollierter Verkauf in Fachgeschäften, in die niemand unter 21 hineinkommt. Viele Tausend sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Milliarden an Steuereinnahmen. Mehr Geld für Prävention und Bildung. Und dazu eine sinkende Zahl von minderjährigen Konsumenten.

Gekifft

von Sven Larisch am 16.02.2018 um 19:52 Uhr

Spielhallen im Mindestabstand zu Schulen und jetzt Cannabisbuden.
Interessant das Apotheken Zytostatika und andere hochwirksame Medikamente abgeben und keine Kind ist daran gestorben oder süchtig geworden (Fentanyl etc) - die Argumentation mit den Kindern ist haltlos.
Und die Aussage - sind doch alles Kiffer keine Patienten- häää - hab ich mich verhört- geht es nicht um medizinisch indiziertes Mar. sondern wollen die Grünen mit Frau Dr. Psychotherapeutin kiffen für alle legalisieren.... soso.. und das die meisten Erwachsenen es zum Genuss konsumieren weiß sie woher :-) ?
Also alles in allem niedlich die Aussagen.

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AW: Bedenkenträger, informiert Euch!

von Harry Anslinger am 17.02.2018 um 11:52 Uhr

Niedlich sind ihre seltsamen Bedenken. Insgesamt zeigen Sie, dass sie keine Ahnung haben warum es geht.

Der Vorstoß von Frau Doktor ist in meinen Augen sehr zu begrüßen. Die Fachkräfte werden sich mit der Zeit schon einarbeiten. Mit hinreichender staatlicher Kontrolle und zu entwickelnden Fachkompetenzen sollten daraus auch tatsächlich Fachkräfte werden.

Apotheker und Ärzte haben letztlich auch keine Erfahrungen und Kompetenzen, es sei denn sie hätten sich selber um Fortbildung gekümmert. Aber zeigen Sie mir entsprechende Fortbildungen hierzulande, die realistisch mit dem Thema umgehen, und nicht den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören.

Im Übrigen übersteigt die Zahl der Freizeitkonsumenten die medizinischen Konsumenten ganz eindeutig. Können Sie nachlesen.

Agenda

von Carsten Moser am 16.02.2018 um 16:34 Uhr

Man muss die Agenda und Logik doch hinterfragen:

- Die Bedingungen würden sich am ApoRecht orientieren ... Also Labor, Notdienst, approbierte Kräfte?

- Warum dann nicht gleich die vorhandene Infrastruktur Apotheke nutzen? Die Ausrede mit den Kindern im Geschäft ist ja wohl etwas albern.

Bleibt die Frage nach der Agenda. Wer steckt dahinter, der da später Geld verdienen möchte.

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AW: Agenda

von Wilhelmsson am 16.02.2018 um 17:18 Uhr

Wer steckt dahinter, der daran verdient, dass es illegal ist?!

Entweder es wird freigegeben, oder Bier, Alkohol usw sollte auch verboten werden. Alles andere ist einfach nur Doppelmoral und heuchlerisch! Fragt doch mal die Jugendlichen, was einfacher ist. Eine Flasche Wodka zu kaufen oder an Cannabis zu kommen.

AW: Agenda

von Johann am 18.02.2018 um 15:22 Uhr

Das Argument mit dem Zugang für Kinder ist absolut nachvollziehbar.

Ich finde, auch Alkohol und Zigaretten sollten nur in Fachgeschäften (und nicht noch an der Supermarktkasse oder im Automaten) stehen.

Dass das in absehbarer Zeit passiert, ist aber nahezu ausgeschlossen. Selbst Werbung für Zigaretten soll es weiterhin geben und von Warnhinweisen auf Alkoholflaschen traut sich kein Politiker zu sprechen. Eine Brauerei hat schließlich jede(r) im Wahlkreis ...

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