Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie

Zahl der MRSA-Infizierten in Deutschland rückläufig

Stuttgart - 20.02.2018, 13:55 Uhr

Seit drei Jahren geht die MRSA-Prävalenz zurück. (Foto: crevis / stock.adobe.com)

Seit drei Jahren geht die MRSA-Prävalenz zurück. (Foto: crevis / stock.adobe.com)


Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und andere Problemkeime stellen die Medizin seit Jahren vor Probleme. In den letzten Jahren ging zumindest die Zahl der MRSA-Infizierten in Deutschland zurück – dafür nimmt sie Zahl multiresistenter gramnegativer Krankheitserreger zu. Auch beim Fachkongresses der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) in Bochum war der Umgang mit Problemkeimen ein wichtiges Thema.

Die Zahl der in Deutschland mit dem multiresistenten Erreger MRSA infizierten Menschen ist nach Angaben von Experten seit über drei Jahren rückläufig. Nachdem die Anzahl der Besiedelten und Erkrankten von 2001 bis 2010 kontinuierlich zugenommen habe, hätten Gegenmaßnahmen gegriffen, sagte die Kölner Hygiene-Fachärztin Prof. Frauke Mattner am Montag in Bochum. Seit drei bis vier Jahren gingen die Zahlen nun zurück. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, sagte die Expertin am Rande eines Fachkongresses der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). MRSA kann Hautentzündungen wie Geschwüre, Wundinfektionen und Entzündungen einzelner Organe verursachen. Mehrere Antibiotika können gegen diesen Keim nichts mehr ausrichten.

Das Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) am Robert Koch-Institut (RKI) ermittelt für Blutkulturen aus der stationären Versorgung MRSA-Prävalenzen. Diese lagen nach den Daten des ARS bei 2,1 Prozent im Jahr 2015 und 10,6 Prozent im Jahr 2016. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das European Antimicrobial Resistance Surveillance Networks (EARS-Net). Demnach ging die Methicillin-Resistenz-Rate bei S. aureus aus Blutkulturen von 12,9 Prozent im Jahr 2014 und 11,2 Prozent im Jahr 2015 auf 10,3 Prozent im Jahr 2016 zurück.

Unklar, woher die Erreger kommen

Anders sehe es bei anderen Erregern aus. So seien multiresistente gramnegative Erreger „immer weiter in der Zunahme begriffen“. Sie kämen nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der Umwelt und der Nahrungskette vor. Bei diesen Erregern sei es weitaus schwieriger zu erforschen, wie sie auf die Menschen übergingen. „Maßnahmen dagegen zu entwickeln, stellt eine sehr große Herausforderung dar“, so Mattner auf der Tagung.

Nach Angaben von Mattner tragen fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung multiresistente Erreger verschiedener Typen in sich. Es sei noch unklar, woher genau sie kommen. Bei Trinkwasser sei man relativ sicher, dass keine Resistenzgene darin seien. Möglich sei es aber, dass Erreger etwa über Lebensmittel aus fernen Ländern in die Nahrungskette eingebracht werden.

Anfang Februar hatte die ARD-Sendung Panorama über multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN) in Bächen, Flüssen und Badeseen berichtet. Der Sender hatte damals die resistenten Erreger in Wasser- und Sedimentproben von zwölf verschiedenen Orten in Niedersachsen gefunden. Darunter auch solche, die gegen das Reserveantibiotikum Colistin resistent waren.

Multiresistente gramnegative Bakterien

In den letzten Jahren ist die Problematik vom MRSA immer häufiger zugunsten von multiresistente gramnegativen Bakterien (MRGN) in den Hintergrund gerückt. Zu den wichtigsten Erregern bei den MRGN gehören Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter baumannii. Mit dem Ziel geeignete Präventionsmaßnahmen zu erarbeiten, hat die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) mulitiresistente gramnegative Erreger auf Basis ihrer phänotypischen Resistenzeigenschaften gegen Leitsubstanzen aus den vier in der Klinik wichtigsten, bakterizid wirksamen Antibiotikagruppen (Acylaminopenicilline, Cephalosporine der 3. und 4 Generation, Carbapeneme, Fluorchinolone) klassifiziert. Nach dieser Definition sind Bakterien dann mulitiresistent, wenn drei der vier Leitsubstanzen keine Wirkung zeigen.

Mattner ist Chefärztin des Instituts für Hygiene der Kliniken der Stadt Köln. Noch bis Mittwoch diskutieren bei der 70. Jahrestagung der DGHM in Bochum knapp 700 Experten über Erkenntnisse mikrobiologischer Forschung. Mattner ist eine der drei Kongresspräsidenten.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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