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Wie gut wirken Antidepressiva im Vergleich zu Placebo? Das wurde nun in einer großen Meta-Analyse untersucht. Die Ergebnisse: Alle 21 betrachteten Antidepressiva führten gegenüber Placebo
zu höheren Ansprechraten in der Akutbehandlung von depressiven Patienten. Untereinander unterscheiden sich dabei die einzelnen Arzneistoffe in Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Für die Behandlung von depressiven Patienten steht Ärzten neben nicht-pharmakologischen Therapien auch eine ganze Bandbreite von Arzneimitteln zur Verfügung. Oft werden in der Therapie auch mehrere Antidepressiva gleichzeitig angewendet. Allerdings ist deren Wirkung und Nutzen häufig Gegenstand von Diskussionen und steht in der Kritik. Um mehr Evidenz für die Wirkung von Antidepressiva zu schaffen, wurden 21 Arzneistoffe in einer Meta-Analyse verglichen, die im „Lancet“ veröffentlicht wurde.
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Eingeschlossen wurden Placebo-kontrollierte Studien und Head-to-Head-Vergleiche bei der Akutbehandlung (acht Wochen) von Erwachsenen mit Depressionen. Dabei wurden sowohl publizierte als auch nicht-publizierte Daten beachtet. 522 doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 116.477 Teilnehmern entsprachen den Kriterien. Die primären Endpunkte waren die Ansprechrate der Therapie und die Akzeptanz (Therapieabbrüche aufgrund irgendeiner Ursache). Die meisten Patienten litten an einer moderaten bis schweren Depression.
Die Analyse zeigte, dass alle 21 Antidepressiva wirksamer als Placebo waren, mit Unterschieden bei den einzelnen Arzneistoffen. Das bestätigten auch die Vergleiche der Antidepressiva untereinander. Amitriptylin, Escitalopram, Mirtazapin, Agomelatin, Paroxetin, Venlafaxin und Vortioxetin waren effektiver als andere Antidepressiva, während Fluoxetin, Fluvoxamin, Reboxetin und Trazodon zu den weniger wirksamen zählten. Auch bei der Akzeptanz zeigten die Wirkstoffe Unterschiede. Beispielsweise kam es bei der Therapie mit Amitriptylin oder Duloxetin zu mehr Therapieabbrüchen als bei anderen Antidepressiva. Eine hohe Akzeptanz wiesen unter anderem Agomelatin, Citalopram, Escitalopram und Fluoxetin auf.
Erwartungshaltung beeinflusst Wirksamkeit
Auch die Wahl der Studie hatte Einfluss auf das Ergebnis. Das gleiche Antidepressivum führte in Placebo-kontrollierten Studien zu einer geringeren Ansprechrate und zu mehr Therapieabbrüchen als in Head-to-Head-Vergleichen. Die Autoren erklären das mit der Erwartungshaltung der Patienten. So habe schon die Möglichkeit, ein Placebo zu erhalten, negative Auswirkungen auf den Therapieerfolg. Patienten verlassen die Studie früher, noch bevor sich der Effekt der Pharmakotherapie zeigt. Ein ähnliches Phänomen zeigte sich bei Studien mit neuen experimentellen Arzneistoffen. Diese zeigten eine vergleichsweise bessere Wirksamkeit, was ebenfalls mit der Erwartungshaltung erklärt wird, dass neue Wirkstoffe effektiver und verträglicher seien.
Mit der Metaanalyse wollten die Autoren Ärzten eine Grundlage bei der Auswahl der passenden Arzneimittel liefern. Sie weisen darauf hin, dass sich die Ergebnisse nicht auf Kinder mit Depressionen übertragen lassen. Außerdem betonen die Autoren, dass bei der Studie nur die akuten Effekte betrachtet wurden, jedoch keine langfristigen klinischen Parameter.
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