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DAV-Chef Fritz Becker
„Wir brauchen den Versandhandel nicht für die Landversorgung“
Digitale und analoge Rezeptsammelstellen und pharmazeutische Botendienste – aus Sicht von Fritz Becker, Chef des Deutschen Apothekerverbandes, sind das die Dienstleistungen der Apotheker, die den Versandhandel obsolet machen. Im Rahmen des Unternehmertages des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) erklärte Becker, dass die Landbevölkerung unter einem Rx-Versandverbot nicht leiden müsse.
Am heutigen Mittwoch findet in Berlin der BPI-Unternehmertag statt. Im Rahmen einer Diskussionsrunde trafen am Vormittag DAV-Chef Fritz Becker, Ulrich Weigeldt (Chef des Deutschen Hausärzteverbandes), Martin Litsch (Chef des AOK-Bundesverbandes) und Martin Zentgraf (Vorstandsvorsitzender des BPI) aufeinander. Am Tag der Vereidigung der neuen Bundesregierung ging es natürlich zunächst um den neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Insbesondere Zentgraf erklärte, dass er spannende Zeiten auf die Gesundheitspolitik zukommen sehe. „Spahn hat einen konfrontativeren Stil als sein Vorgänger. Es könnte einige Überraschungen unter ihm geben.“ Er sehe darin aber auch Chancen. Für die Pharmaindustrie ist laut Zentgraf wichtig, dass ein erneuter Pharmadialog im Koalitionsvertrag angekündigt wird. Dass an der Fortsetzung des Dialoges auch Parlamentarier beteiligt werden sollen, begrüßte der BPI-Chef. Als ein weiteres großes Thema, das aus Sicht von Zentgraf auch „sicherheitspolitisch“ relevant ist, bezeichnete der BPI-Chef die Rabattverträge. „Insbesondere bei wichtigen Arzneimitteln wie etwa Antibiotika sollten wir nicht komplett von asiatischen Lieferanten abhängig sein.“
Becker: Wir reden auch mit der AfD
Angesprochen auf die neue Konstellation im Parlament erklärte Becker, dass die Apotheker mit allen Parteien den Kontakt suchen würden – auch mit der AfD. „Beim DAV-Wirtschaftsforum in Potsdam wird eine politische Diskussion stattfinden, an der sich auch die AfD beteiligen wird“, so Becker. AOK-Chef Martin Litsch erklärte mit Blick auf die Mega-Themen in dieser Legislaturperiode, dass insbesondere in den Bereichen Pflege, sektorenübergreifende Versorgung und Digitalisierung viel passieren müsse.
Mit Blick auf den zuletzt genannten Punkt sprach die Runde kurz über Spahns Buch „Datenschutz ist nur was für Gesunde“, das der Minister im vergangenen Jahr veröffentlicht hatte. Litsch erklärte, dass man das „nicht wörtlich“ nehmen solle. Vielmehr gehe es darum, in Digitalisierungs-Fragen Sachen „lösbar“ zu machen. Litsch forderte die neue Regierung zudem dazu auf, bei der Digitalisierung keinen Zentralisierungs-Kurs zu fahren. Man müsse dem Markt mehr eigene Entwicklungen zubilligen. Er könne sich nicht vorstellen, dass es nur eine Patientenakte in Deutschland gibt. Zur Erklärung: Die AOK-Gemeinschaft hatte vor einigen Monaten eine eigens entwickelte Patientenakte vorgestellt.
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