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Impfstoff-Produktion
Eine halbe Milliarde Eier für die Grippeimpfung
Ohne Eier, kein Grippeimpfstoff. Forscher experimentieren für die Herstellung des Wirkstoffs zwar seit einiger Zeit mit Zellkulturen. Noch aber sind Eier aus der Impfstoff-Produktion nicht wegzudenken. Im Jahr werden zwischen 450 und 500 Millionen Hühnereier dafür benötigt. Allerdings nicht die Bauernhof-Variante.
„Mehr als 90 Prozent des Grippeimpfstoffs weltweit wird mit Hilfe von Eiern produziert. Aus einem Ei lässt sich meist eine Impfdosis, manchmal etwas mehr, herstellen“, sagt Martin Friede, Leiter der Abteilung Impfforschung bei der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Deutschen Presse-Agentur. Auch Gelbfieberimpfstoff werde mit Hilfe von Eiern gewonnen, dabei ließen sich aber aus einem Ei deutlich mehr Dosen gewinnen als beim Grippeimpfstoff.
Die Forscher bedienen sich dabei nicht der Eier, die zum Verzehr verkauft werden. Vielmehr seien dafür Exemplare nötig, die von Hühnern in speziellen Farmen unter kontrollierten Bedingungen gewonnen werden. „Das ist teurer als die Produktion von Eiern für das Omelette“, sagt Friede. Auch die Hühner seien nicht zum Verzehr geeignet. Die seien zu dürr.
Die WHO-Experten beraten zweimal im Jahr, welche Varianten der
Grippeviren voraussichtlich in der kommenden Saison zu erwarten sind. Sie
empfehlen dann die Zusammensetzung des Impfstoffs. Für die Grippesaison 2018/2019 ist das vor kurzem geschehen. Die zur Herstellung nötigen
Viren werden in ausgewählten Labors hergestellt und an die verschiedenen
Impfstofffabriken verschickt. Das Pharmaunternehmen GSK hat in Dresden so eine
Fabrik.
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In den Fabriken werden die Virenpartikel in das Eiweiß von Bruteiern injiziert, erklärt Friede. Sie reiften dort über zehn bis elf Tage zu Milliarden Kopien des Virus heran. Dann werde das Eiweiß abgesogen. Die Viruspartikel würden durch Hitze oder Chemikalienzusätze deaktiviert, um daraus dann den Impfstoff herzustellen.
Wegen der enormen Zahl der nötigen Eier werde seit langem an Alternativen geforscht, so Friede. Rund fünf bis zehn Prozent der Grippeimpfstoffe würden weltweit bereits auf Zellkulturen entwickelt, die aus dem Nierentumor eines Hundes gewonnen wurden. Vergangene Woche gab Hersteller Seqirus bekannt, dass man die EU-Zulassung für so einen zellbasierten tetravalenten Grippeimpfstoff beantragt habe. In den USA ist dieser bereits seit 2016 zugelassen und wird dort unter der Bezeichnung Flucelvax® Quadrivalent vertrieben.
Bei einem anderen Verfahren wachsen die Viren auf Insektenzellen. „Dies sind hochkomplexe Prozesse, die bislang bei weitem nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind“, sagt Friede. „Eier werden in den nächsten 20 Jahren sicherlich weiter die entscheidende Rolle bei der Herstellung von Grippeimpfstoff spielen.“
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