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ABDA-Digitalexperte Peter Froese
Werden die Apotheken digital abgeschafft?
Arzneimittel-Bestellungen übers Internet, Medikationsberatung per Video-Chat und das E-Rezept via E-Mail. Braucht es die Apotheker da überhaupt noch? Dieser brutalen aber gleichzeitig realistischen Frage geht Peter Froese, Chef des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, seit Jahren nach. In einer Rede am gestrigen Mittwoch in Hannover zu dem Thema hatte Froese in der Tat einige schlechte Nachrichten für Apotheker – aber auch einige Gründe, Mut zu fassen.
So richtig „digital“ wirkt Peter Froese, Apotheker aus dem schleswig-holsteinischen Schacht-Audorf, eigentlich nicht, wenn man ihn sieht: Er trägt keine 2000-Euro-Brille mit riesigen Gläsern, fummelt nicht dauernd an drei verschiedenen Handys herum und benutzt auffällig wenige Anglizismen. Und doch ist Froese so etwas wie der „Digital-Gott“ in der Standesvertretung der Apotheker. Nicht nur, weil der Pharmazeut Mitglied der Arbeitsgruppe „Digitalisierung“ bei der ABDA ist. Man merkt auch, dass Froese etwas von dem Thema versteht, wenn man ihm zuhört: Auf der gestrigen Versammlung der Apothekerkammer Niedersachsen hielt der Verbandschef aus Schleswig-Holstein einen beeindruckend ehrlichen Vortrag darüber, welche Gefahren aber auch welche Chancen die Digitalisierung im Arzneimittelvertrieb für die Apotheker mit sich bringt.
Thema: E-Health
Digitalisierung
Froese machte eine teilweise erschreckende Bestandsaufnahme. Seit Jahren gehe er der Grundfrage nach: „Werden wir digital abgeschafft?“ Um Antworten darauf zu finden, sei es zunächst nötig gewesen, die Funktionen des Apothekers grob einzuteilen, um dann zu analysieren, welche dieser Fähigkeiten und Tätigkeiten durch digitale Lösungen verdrängt werden könnten: „Wir sind Berater, Versorger, Sichersteller und Hersteller. Welche dieser Tätigkeiten könnten durch künstliche Intelligenzen übernommen werden?“
„Ich habe schlechte
Nachrichten für Sie!"
Beim Blick auf die nächste Folie seiner Präsentation, stockte vielen niedersächsischen Kammermitgliedern der Atem. In einer Tabelle waren mehrere apothekerliche Tätigkeiten und Schritte in der Arzneimittel-Lieferkette aufgeführt – neben der Tätigkeit stand stets, wie hoch Froese und seine Kollegen in der AG Digitalisierung bei der ABDA den Digitalisierungsgrad einschätzten. Noch bevor Froese einzeln auf die Positionen eingehen konnte, warnte er die Kollegen vor: „Ich habe jetzt schlechte Nachrichten für Sie! Systeme sind in vielen Bereichen besser als Menschen, sie lernen schneller aus Fehlern.“
Da wäre zunächst die Arzneimittel-Auswahl. Digitalisierungsgrad laut Froese: 90 Prozent. Oder der Punkt „Zuwendung“. Auch hier gibt es laut Froese „kein gutes Ergebnis“, nämlich 50 Prozent. Schließlich könnten durch Chats oder andere Telekommunikationsmöglichkeiten Kontakte zu den Patienten aufgebaut werden. Gleiches gilt für die fachliche Informationsweitergabe über Arzneimittel. „Maschinen können verdammt viel Wissen speichern und weitergeben, da bin ich als ‚kleiner Mensch‘ irgendwann unterlegen“, so Froese. Bei der Abrechnung mit den Krankenkassen kommen Froese und seine ABDA-Kollegen sogar auf den Wert: Zu 100 Prozent digitalisierbar. Lediglich beim Punkt „Verantwortung“ steht da eine „0“ in der Tabelle. Das Fazit des Verbandschefs: „Bis auf den Bereich der persönlichen Kommunikation und der Verantwortung würde uns nicht viel bleiben.“
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