DAZ-Aufklärungskampagne

„Ohne Rezepte keine Apotheken vor Ort!“

Stuttgart - 20.04.2018, 11:00 Uhr

Ohne Rezepte gibt es keine Apotheken und ohne Apotheken keine Hilfe vor Ort. (Foto: DAZ)

Ohne Rezepte gibt es keine Apotheken und ohne Apotheken keine Hilfe vor Ort. (Foto: DAZ)


Was passiert, wenn immer mehr Patienten ihre Rezepte vom Arzt bei ausländischen Arzneimittelversendern einlösen und nicht in den Apotheken vor Ort? Den Apotheken vor Ort sind die Folgen klar. Aber wissen die Patienten, dass so ihre Apotheke um die Ecke in ihrer Existenz gefährdet wird? Mit dem Erklärvideo „Ohne Rezepte keine Apotheken vor Ort!“ startet die  Deutsche Apotheker Zeitung eine Aufklärungskampagne.

Das Video steht allen Apotheken in Deutschland (kostenlos) zur Verfügung, es kann auf allen verfügbaren Kanälen verwendet werden. Sie finden es auf Youtube und hier als Download.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte im Oktober 2016, dass die deutsche Arzneimittelpreisbindung für ausländische Versender nicht gilt. Seitdem dürfen die Anbieter Rabatte und Boni gewähren, wenn Patienten ihre Rezepte bei ihnen einlösen. Mit diesen Angeboten sollen immer mehr Kunden angelockt werden.

Deutsche Vor-Ort- und Versandapotheken hingegen müssen sich bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nach wie vor an die festen Preise halten und den gesetzlichen Versorgungsauftrag erfüllen.  

Gefährliches Ungleichgewicht

So ist ein gefährliches Ungleichgewicht zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken mit Sitz im Ausland entstanden. Seit dem EuGH-Urteil zerbrechen sich Juristen und Politiker die Köpfe und diskutieren, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann. Während der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sich dafür eingesetzt hat, per Gesetz den Versand von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten, gibt es Vorschläge aus anderen Parteien, lediglich die Höhe der Rabatte zu regeln. Ausländische Arzneimittelversender sollen hingegen weiterhin deutsche Patienten beliefern dürfen ohne die Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen. Tatsache ist, dass es in 21 der 28 EU-Mitgliedstaaten keinen Arzneimittelversand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gibt. Viele Staaten befürchten nämlich, dass der Versandhandel zu einer patientenfeindlichen Durchlöcherung des bestehenden flächendeckenden Apothekennetzes führt und das Risiko für Fälschungen und Missbrauch zunimmt.

Vor allem aber wandern mit den Rezepten auch die Krankenkassenbeiträge der Versicherten ins Ausland und fehlen den Vor-Ort-Apotheken, die dadurch wirtschaftlich gefährdet werden.

Wie die Apotheke vor Ort zu retten ist

Ziel des Erklärvideos „Ohne Rezepte keine Apotheken vor Ort“ ist es, anhand von drei alltäglichen Beispielen klar zu machen, was geschieht, wenn das Ungleichgewicht zwischen ausländischen Arzneimittelversendern und Apotheken vor Ort bestehen bleibt.

Da sind beispielsweise der kleine Max und sein Papa, die nach dem Kinderarztbesuch dringend ein Arzneimittel benötigen. Sie stehen plötzlich vor einer verschlossenen Apotheke. Oder das Ehepaar Müller, das auf den Botendienst der Vor-Ort-Apotheke angewiesen wäre, aber niemanden mehr erreichen kann. Und schließlich muss ein junges Pärchen kilometerweit durch die Nacht irren, um nach einer Verhütungspanne die nächste Notdienstapotheke zu erreichen.

Das Erklärvideo schließt jedoch positiv ab: Wenn nämlich sichergestellt ist, dass es verschreibungspflichtige Arzneimittel nur in den Vor-Ort-Apotheken gibt, kann es eine flächendeckende Versorgung geben, von der kranke, ältere und hilfsbedürftige Menschen profitieren. Denn: Ohne Rezepte gibt es keine Apotheken und ohne Apotheken keine Hilfe vor Ort.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

Wo bleiben die Kommentare…?

von Gunnar Müller, Detmold am 22.04.2018 um 9:18 Uhr

Zuvorderst und deshalb vor allen weiteren Anmerkungen:
Gut, dass überhaupt etwas getan wird! Nach der WuB–Winterbotschaft und den vielen Monaten des ABDA-Schweigens...
Und die Botschaft ist mitleidslos und klar:
Do ut des. Ohne die Rezepte der Patienten gibt es keine Apotheke vor Ort

Ich stoße mich allerdings an der allzu unreflektierten Darstellung des sogenannten Botendienstes (besser: Bringedienst), einer zusätzlichen Leistung, die ich bzw. meine PTA im Bedarfsfall erbringen (einmal abgesehen von der rechtlichen Besonderheit einer telefonischen! Rx! Bestellung...!)

Und ich stoße mich an der Formulierung ‚tröstende Worte‘. Hier hätte man bessere Formulierungen wählen können für die unmittelbare, direkte, barrierefreie, individuelle, unabhängige, persönliche Beratung. ‚Kompetent‘ ist mir da zu wenig.

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Lob

von Joachim Sievers am 21.04.2018 um 13:14 Uhr

Feines Filmchen zum Einstieg, läuft schon in der Offizin.
Gerne auch als Fortsetzung, um kompliziertere Sachverhalte darzustellen (Verschreibungspflicht, Austausch von Generika, Rezepturen, Berufe in der Apotheke..)
Danke!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mitleidsfilm?

von Heiko Barz am 21.04.2018 um 11:53 Uhr

Die sogenannten Geldgeschenke für angelieferte Rezepte, großherzig plakatiert von multikonzernunterstützten Hollandversendern, resultieren aus Steuer- und Einkaufsvorteilen, die nach Deutschem Gesetz verboten sind.
Alles drängt und beruft sich auf EU-Vorschriften, nur die Deutschen Apotheker dürfen nicht gleichtun. Wir dürfen nicht wie die anderen EU-Staaten unser Gesundheitssystem nach eigenen Bewertungen bestimmen sondern müssen uns den EU-Normen anschließen. Seltsam, liegt hier nicht ein berufsvernichtender Zwiespalt der Gesetzregelungen vor?
Wer erklärt diese einfachen Schwachsinnigkeiten dem Herrn Spahn?
Der kurze Film, so motiviert er auch hergestellt wurde, zielt aber für Außenstehende nur auf ein Mitleidsgefühl, und ich finde das etwas beschämend für einen Berufsstand, der sich über Jahrhunderte mit seiner Leistung bestätigt hat.
Das E-Rezept ist eindeutig der Tod der Vor-Ort Apotheken, wenn Spahn und Co das nicht juristisch erkennen und ändern.
Der Arztpraxis ist es doch völlig egal, welcher Knopf für welche Apotheke gedrückt werden muß. Und es werden wieder andere "Kriterien" für diese Knöpfe entscheidend sein.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Verbreitung erwünscht

von Hansjörg Schweikert am 20.04.2018 um 19:57 Uhr

Sehr schöne Aktion mit hoffentlich großer Verbreitung! Ist der Name des kleinen Max (Müller) bewusst gewählt :-) ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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