IGeL

Kassen-Experten: Selbstzahler-Leistungen oft nutzlos

Berlin - 03.05.2018, 16:20 Uhr

Dem Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen zufolge sind viele IGeL nutzlos. (Foto: Imago)

Dem Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes der Krankenkassen zufolge sind viele IGeL nutzlos. (Foto: Imago)


Beim Arzt häufig angebotene Selbstzahler-Leistungen sind aus Sicht von Medizinexperten der Krankenkassen oft nutzlos oder können Patienten sogar schaden. Früherkennungen per Ultraschall, Messungen des Augeninnendrucks und andere individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) widersprächen teils den Empfehlungen von Fachverbänden, teilte der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen mit.

Geschäftsführer Peter Pick sagte, die Angebote orientierten sich nicht am nachgewiesenen Nutzen, sondern an Vorlieben von Arztgruppen und Umsatzinteressen der Praxen. „Zum Teil werden Patienten unter Druck gesetzt, damit sie solche Leistungen annehmen. Das ist nicht hinnehmbar.“ Igel-Leistungen werden von den Kassen nicht bezahlt.

Die von Ärzten am häufigsten verkauften Angebote waren laut einer Umfrage für den Medizinischen Dienst Messungen des Augeninnendrucks zur Früherkennung des Grünen Stars. Eine solche alleinige Messung ohne eine Augenspiegelung werde vom Berufsverband aber als „Kunstfehler“ eingestuft, erläuterte der Medizinische Dienst.

IGeL-Monitor: Online-Bewertung der Leistungen

Frauen werde am häufigsten eine Ultraschall-Untersuchung der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung angeboten, deren Effekt aber negativ zu bewerten sei. Zur Ermittlung der meistverkauften Igel-Leistungen wurden 2000 gesetzlich Versicherte von 20 bis 69 Jahren befragt.

Der Medizinische Dienst betreibt außerdem den sogenannten „IGeL-Monitor“, eine Datenbank an Selbstzahler-Leistungen, die auf einer Internetseite für den Verbraucher bewertet werden. Zu jeder bekannten Leistung gibt es dort eine Behandlungsbeschreibung sowie eine kurze Bewertung des Nutzens. Die Bewertungen sind in fünf Kategorien aufgeteilt: Positiv, tendenziell positiv, unklar, tendenziell negativ sowie negativ.


bro / dpa
brohrer@daz.online


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