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Jens Spahn zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
„Es muss cool werden, dabei zu sein“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erhöht den Druck in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nannte der Minister den Fortschritt in diesem Bereich „völlig inakzeptabel“. In Richtung Ärzte, Apotheker und andere Heilberufler sagte Spahn, dass man die Entwicklungen selbst in die Hand nehmen müsse, sonst stünden Konzerne wie Apple oder Google bereit. Sein Ziel: Es müsse „cool“ werden.
Seit Jahren befindet sich die Telematikinfrastruktur im Aufbau: Damit es in Deutschland E-Rezepte, einen elektronischen Medikationsplan und eine E-Patientenakte geben kann, müssen sich die Heilberufler zunächst technisch verknüpfen. Die Fortschritte beim Aufbau dieser Systeme werden aber kritisiert – schließlich gibt es in vielen anderen europäischen Ländern modernere und schnellere Systeme im Gesundheitswesen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will das ändern: Die Digitalisierung hat er beim Amtsantritt zu einem seiner Kernthemen gemacht.
In einem Interview in der FAZ erneuerte der Minister nun seine Forderung nach schnelleren Fortschritten. Spahn bezweifelt in dem Interview, dass die elektronische Gesundheitskarte in ihrer derzeitigen Form überhaupt sinnvoll ist. Dass die Entwicklung der Gesundheitskarte, mit der Ärzte und Patienten wichtige Daten austauschen sollen, in 14 Jahren nicht über Modellprojekte hinausgekommen sei, bezeichnete der CDU-Politiker als „völlig inakzeptabel“.
Spahn: Andere könnten uns zuvorkommen
Der Minister warnte außerdem davor, dass die Entwicklungen in der Digitalisierung von anderen Akteuren gestaltet werden könnten, wenn man nicht selber handelt. „Ich kann der Ärzteschaft und allen im Gesundheitswesen nur raten: Wenn wir die Digitalisierung nicht zusammen gestalten – vor allem schneller als in den vergangenen zehn Jahren – dann werden das andere tun.“ Konzerne wie Google, Amazon und Apple wendeten sich immer weiter dem Gesundheitssektor zu. Spahn weiter: „Die Frage ist: Sitzen am Ende die großen Anbieter in Amerika oder China, oder können wir solche Angebote auch bei uns mit deutschen Standards für Sicherheit und Datenschutz entwickeln?“ Er hielt aber auch fest, dass der „Goldstandard“ die direkte ärztliche Beratung sei.
Spahn forderte außerdem dazu auf, die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit den Plänen für ein Bürgerportal zu koordinieren, das die Bundesregierung derzeit plant. Und weiter: „Ich will nicht, dass man eine digitale Identität für die Steuererklärung braucht, eine um seinen Pass zu beantragen und eine dritte im Gesundheitswesen.“ Die Zeit von Kartenlesegeräten an Desktop-Computern als alleinige, vorgeschriebene Login-Variante sei in jedem Fall aus seiner Sicht nicht der Zugang, den sich die Bürger im Jahre 2018 mehrheitlich wünschten. Die Entwicklung der Gesundheitskarte hat den Angaben zufolge bislang etwa eine Milliarde Euro gekostet.
Spahn will erst analysieren
Welche Gestaltungspläne er selbst in Sachen Digitalisierung hat, teilte Spahn noch nicht mit. Er kündigte an, dass er die Situation in den kommenden Monaten weiter analysieren werde, um zu verstehen, wie weit man bei der Digitalisierung wirklich ist. „Und dann werde ich entscheiden, wie wir weiter vorangehen.“ Wie es am Ende im Gesundheitswesen aussehen soll, davon hat der neue Minister aber schon eine Vorstellung: „Es muss cool werden, dabei zu sein, für Ärzte und für Patienten, weil beide die Vorteile in der Versorgung erleben und von der besseren Behandlung profitieren.“
3 Kommentare
Nicht COOL sonder SICHER
von Carsten Moser am 09.05.2018 um 8:25 Uhr
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Apotheke
von Joachim Sievers am 08.05.2018 um 8:32 Uhr
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Spahn's Märchenstunde ala Gebr. Grimm
von Heiko Barz am 07.05.2018 um 20:28 Uhr
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