APOkix-Umfrage

Apotheker befürchten Stillstand unter Spahn

Stuttgart - 08.05.2018, 14:00 Uhr

Der aktuelle APOkix hat untersucht, was Apotheker vom Bundesgesundheitsministerium und Jens Spahn erwarten. (Foto: bildgehege / Imago)

Der aktuelle APOkix hat untersucht, was Apotheker vom Bundesgesundheitsministerium und Jens Spahn erwarten. (Foto: bildgehege / Imago)


Rx-Versandverbot, Apothekenhonorar, Bürokratieabbau, Nachwuchsmangel und die allgemeine Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem – die Liste der Themen, die Apotheker aktuell umtreiben, ist lang. Viele fürchten, dass keines der Themen unter dem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Angriff genommen wird. Das zeigt die neue APOkix-Umfrage des IFH Köln vom Monat April.

Die Apotheker schauen skeptisch in die Zukunft, vor allem was die Umsetzung des Rx-Versandverbots betrifft. Rund 89 Prozent befürchten, dass Jens Spahn die Einführung des Verbots hinauszögern oder blockieren wird. Der APOkix (Apothekenkonjunkturindex) für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten ist wieder unter die 70-Punkte-Linie gefallen, nachdem diese im Februar 2018 erstmals nach dem EuGH-Urteil knapp überschritten wurde. Ein Indexwert von 100 Punkten steht für ein ausgeglichenes Meinungsbild unter den Apothekern. Die aktuelle Geschäftslage sieht besser aus und liegt mit 102,6 Punkten oberhalb der neutralen 100-Punkte-Marke.

Was Apotheker von Jens Spahn erwarten und befürchten

Der aktuelle APOkix hat untersucht, was Apotheker vom Bundesgesundheitsministerium und Jens Spahn erwarten. Dazu wurden rund 200 Apothekenleiter/innen befragt. 85,5 Prozent davon befürchten, dass Apothekenthemen unter der neuen Leitung des Gesundheitsministeriums nur ein geringer Stellenwert zukommt.

Der APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

Die Top 10 der Erwartungen, die Apotheker an das neue Bundesgesundheitsministerium haben. (Grafik: APOkix, IFH Köln, 2018)

Für mehr als 90 Prozent der befragten Apotheker wäre es von hoher Priorität, dass Apotheken in ihrer Rolle im deutschen Gesundheitssystem (95,9 Prozent) gestärkt werden und dass das Honorar verbessert wird (97,1 Prozent). Wichtig seien auch die Durchsetzung des Rx-Versanhandelsverbotes und der Abbau von Bürokratie im Apothekenalltag (für knapp 90 Prozent). Ebenso wichtig wäre den Apothekern eine bessere medizinische Versorgung auf dem Land und die Honorierung von Apothekendienstleistungen durch die gesetzliche Krankenversicherung.

Den dringendsten Handlungsbedarf sehen die meisten Apotheker (77,1 Prozent) beim Bürokratiebbau im Apothekenalltag. Dicht gefolgt von der Durchsetzung des Rx-Versandverbotes (72,9 Prozent). Zwar räumen auch 64,6 Prozent der Befragten der Verbesserung des Apothekenhonorars eine „sehr hohe Priorität“ ein, zur grundsätzlichen Reform des Apothekenhonorars wird aber weniger Handlungsbedarf gesehen. 54,2 Prozent wünschen sich mit sehr hoher Priorität, dass mehr Pharmaziestudienplätze geschaffen werden, um so dem Nachwuchsmangel zu begegnen.

Schlechte Aussicht mit frischem Wind

Rund 52 Prozent sind mit der Ernennung von Jens Spahn eher unzufrieden bis sehr unzufrieden, während nur rund 27 Prozent zufrieden sind. Rund 71 Prozent meinen, dass es durch die Weiterführung der GroKo keinen Fortschritt in der Gesundheitspolitik geben wird.

Mehr zum Thema

Der Aussage „Ich bin mir sicher, dass Jens Spahn die Interessen der Apotheker angemessen vertreten wird“ stimmen 63 Prozent eher nicht zu, 19,6 Prozent stimmen überhaupt nicht zu. „Voll und ganz“ stimmt dieser Aussage kein Befragter zu.

Trotz der eher pessimistischen Erwartungshaltung, glauben 60,9 Prozent der Befragten, dass Jens Spahn frischen Wind in die deutsche Gesundheitspolitik bringen wird. Sie sehen eine Chance in der Neubesetzung. Zudem gaben rund 59 Prozent der Befragten an, dass Jens Spahn durch seine Erfahrung und sein Wissen im Gesundheitsbereich für den Ministerposten geeignet ist.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Frischer Wind - soll das dann schon prinzipiell gut sein ?

von Ratatosk am 08.05.2018 um 18:22 Uhr

Nur weil etwas neu ist, ist es noch nicht besser. Dramatische Fehlentwicklungen durch das Internet, von existentiellen Gefährdungen vom Laptop aus ( von Stromabschaltung bis Verschlüsselung fremder Daten) über moderne Tagelöhner auf Abruf ( Ausfahrer , Boten etc.) , die Liste wird immer länger. Die Konzentrationseffekte zum Wohle winziger Gruppen auf Kosten ganzer Volkswirtschaften wird den meisten klar, wenn auch in der deutschen Politik leider meist ein blinder - digital ist immer gut Reflex herrscht. Auf Minister Spahn sollte man nichts verwetten, wenn er nichts tut, ist es sicher für uns Apotheker/innen besser, denn er wird wohl nichts gegen großkapitaliistsche Rosinenpickerstrukturen unternehmen, sondern diese unterstützen.

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