- DAZ.online
- News
- Politik
- ARD-Redaktion gesteht ...
Versandhandel im „Mittagsmagazin“
ARD-Redaktion gesteht Fehler in Apotheken-Beitrag ein
Zwei TV-Beiträge im ARD-Mittagsmagazin über die Rolle des Versandhandels sorgten Ende April für großen Ärger im Apothekerlager. Die Beiträge enthielten teils irreführende Behauptungen zur Apothekenzahl sowie die Empfehlung, flächendeckend Rx-Boni einzuführen. Nach einer Anfrage von DAZ.online gesteht die ARD-Redaktion jetzt zumindest einen Fehler ein. Was den Wunsch nach Rx-Boni betrifft, verweist die Redaktion auf den Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem, der sich wiederum „freie Marktwirtschaft“ bei Arzneimittelpreisen wünscht.
Die Folge des ARD-Mittagsmagazins am 25. April enthielt zwei Beiträge zum Arzneimittel-Versandhandel, die viele Apotheker verärgerten: Ein Erklär-Video zu den steigenden Gesundheitsausgaben, der Apothekenzahl und dem Versandhandel sowie eine Mini-Reportage über eine DocMorris-Kundin. In dem Erklär-Video stellte die ARD-Redaktion beispielsweise grob irreführend die Apothekenzahl dar. Der Zuschauer bekam den Eindruck, dass Deutschland überversorgt ist. Europaweit hätten nur Frankreich und Spanien mehr Apotheken, heißt es. Und: Es gebe hierzulande 24 Apotheken pro 100.000 Einwohner – doppelt so viele wie in den Niederlanden und drei Mal so viel wie in Dänemark. Dass Deutschland mit dieser Apothekendichte im Europa-Vergleich im unteren Mittelfeld liegt, blieb völlig unerwähnt.
Nach einigen weiteren Ungereimtheiten ging es in der ARD-Sendung weiter mit den steigenden Gesundheits- und Arzneimittelausgaben, dem Rx-Versand, seinem Marktanteil und Rx-Boni. Das Nachrichtenmagazin schließt sein Erklär-Video mit der wenig ausgewogenen Aussage: „Wenn alle Online-Apotheken Rabatte anbieten dürften, könnte das gesamte deutsche Gesundheitssystem profitieren.“
SWR: Ein Verweis auf den EU-Durchschnitt wäre hilfreich gewesen
DAZ.online hat bei der zuständigen Redaktion des Südwestdeutschen Rundfunks, die die Beiträge im Auftrag der ARD produziert hat, nachgefragt: Wie kam es zu den falschen Darstellungen beim Thema „Apothekenzahl“? Und warum empfiehlt ein öffentlich-rechtlicher Sender die Aufhebung der Rx-Preisbindung? Zumindest was die Zitate und Darstellungen zur Apothekenzahl betrifft, gesteht eine Redaktionssprecherin einen Fehler ein: „Wir haben in unserem Beitrag die Zahl der deutschen Apotheken pro 100.000 Einwohner angegeben. Ich gebe Ihnen Recht, dass ein Verweis beispielsweise darauf, dass sich Deutschland damit unter dem EU-Durchschnitt befindet, eine hilfreiche Einordnung für die Zuschauer gewesen wäre.“
Interessant ist auch die Antwort auf die Frage, warum in der Sendung empfohlen wird, flächendeckend Rx-Boni einzuführen, damit alle Versicherten profitieren könnten. Bei diesem Punkt holte sich die SWR-Redaktion offensichtlich „Expertise“ bei einem Gesundheitsökonomen, der den Apothekern bereits bestens bekannt ist: „Hier beziehen wir uns auf Aussagen von Prof. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement. Er argumentiert, dass – wenn man den Versandhandel nicht verbietet und auch den deutschen Onlineversandhändlern Rabattaktionen auf rezeptpflichtige Medikamente gestatten würde – die Krankenkassen Rabatte in großem Stil aushandeln könnten. Auf diese Weise würden dann, so Prof. Wasem, die Regeln der freien Marktwirtschaft greifen.“ Wann und wo Wasem diese Aussage getätigt haben soll, blieb zunächst unklar.
3 Kommentare
So etwas recherchiert ein Sender natürlich nicht.
von Heiko Barz am 19.05.2018 um 19:14 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Nur mal so kurz reingemotzt :)
von Peter Lahr am 18.05.2018 um 10:00 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Re: Nur mal so kurz reingemotzt
von D. Schmole am 18.05.2018 um 11:54 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.