Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

20.05.2018, 08:00 Uhr

Schlimm: ein CDU-Politiker nach dem andern kippt um. Und alle andern Parteien wollen es eh nicht: das Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)

Schlimm: ein CDU-Politiker nach dem andern kippt um. Und alle andern Parteien wollen es eh nicht: das Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)


Auch diese Woche zeigte: Die Schweige-Strategie der ABDA wird uns nicht weiterbringen. Kein Ton zu einem zukünftigen Honorarsystem, obwohl schon sieben Jahre danach gesucht wird. Kein Ton dazu, ob wir Apothekers uns mit innovativen Ideen in die digitale Revolution einbringen wollen und wie wir E-Rezept, E-Gesundheitsakte und E-Karte sehen. Und während sogar CDU-Politiker kaum noch Hoffnung auf ein Rx-Versandverbot hegen, erklärt unser Präsident in der „Apotheken Umschau“ das Apothekensterben und bedauert, dass immer mehr junge Kollegen kein Vertrauen in die Zukunft haben – sag mal, mein liebes Tagebuch, wo soll denn angesichts dieses Szenarios das Vertrauen herkommen?

14. Mai 2018

Das war abzusehen, schon damals als die Regeln zum Entlassmanagement in statu nascendi waren: Die Kassen reiben sich die Hände, denn sie können damit rechnen, dass Rezepte fürs Entlassmanagement eine Fehlerquelle par excellence werden – will heißen: Ein Fest für Retaxationen! Die Apotheken werden den Kassen die Arzneimittel schenken müssen, weil die lieben, im Rezeptieren ungeübten Krankenhausärzte beim Ausstellen von Entlassrezepten einen Formalienfehler nach dem anderen machen und wir in den Apotheken gar nicht mehr nachkommen, jeden kleinsten Fehler zu finden. Mein liebes Tagebuch, eigentlich ist der Gedanke, der hinter dem Entlassmanagement steht, eine gute Idee: Der Patient, der aus dem Krankenhaus entlassen wird, soll auch am Wochenende nahtlos und bestens mit seinen benötigten Arzneimitteln versorgt werden. Aber unsere irrwitzige Kassenbürokratie gepaart mit der Kassen-Retaxmaschinerie bringt es fertig, auch sinnvolle Ansätze zu torpedieren. Wie absurd das Ganze ist, zeigt allein die Tatsache, dass der Deutsche Apothekerverband bereits eine Ergänzungsvereinbarung mit den Ersatzkassen zum Entlassmanagement schließen musste, um die Apotheken vor massenweisen Retaxforderungen zu schützen. Man konnte zum Glück eine Friedenspflicht bis zum 1. Mai 2018 vereinbaren. Die Formalien und Bestimmungen, die dann ab 1. Mai einzuhalten sind, konnten immerhin ein wenig entschärft werden. Komplizierter bleibt es bei den Regelungen zur Packungsgröße, die den Kassen und ihren Retaxmonstern geradezu in die Hände spielen. Mein liebes Tagebuch, es sind  diese Vorschriften zur Einhaltung von Pipifax-Formalien, die einem den Apothekerberuf verleiden. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

Tagebuch

von Heiko Barz am 21.05.2018 um 11:22 Uhr

Wenn man die heutige Grundsituation der Arzneimittelversorgung auf die Patientenwünsche herunterbricht, so ist der Erfolg der Auslands-Versender und Co. ausschließlich auf die Ausschüttung des durch die EU Gesetze geförderten Bonus.
Was die bundesrepublikanischen Gesetze konträr fordern und die Auslandsgesetze möglich machen, ist dem Deutschen Rabattsammler völlig egal. Alle Unwägbarkeiten der Transportwege sind ihm "schnuppe", Hauptsache es gibt BONI! Wem nun diese irrationalen Boni zurecht gehören, müssen wir bei detaillierter Kenntnis der Lage hier nicht beschreiben.
Die einzige Basis, einer umfangreichen Patientenschicht die extreme Lage der Deutschen Apotheke zu erleuchten, wäre eine breit angelegte Aufklärungskampangne über das meistverteilte Medium in den Apotheken - die APO-Umschau - . Dieses von Apothekern und Industrie bezahlte 14 tägig erscheinende Informationsblatt könnte in einer Dauerkolummne den Lesern unsere und damit auch ihre eigenen Zukunftsaussichten der Arzneimittelversorgung verständlich nahebringen, denn in den KKassengazetten wird auf diese Umstände in keiner Weise hingewiesen, obwohl es deren originärste Verpflichtung ihren Beitragszahlern gegenüber wäre.

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Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik

von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:42 Uhr

Kompliment an den Autor des Tagebuchs. Das aktuelle Geschehen in Blick, analytischer Blick, Hinweis auf Schwachstellen und Hilfe für Argumentation gegenüber Meinungsbildern und politisch relevanten Personen. Mach weiter so, lieber Peter Ditzel

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AW: Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik

von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:48 Uhr

Pardon: Die Überschrift stolperte über meine Schnelligkeit. Muss richtig lauten "Ditzels Tagebuch mit Durchblick und Kritik".
Bin also noch bei vollen Sinnen!!!

Wessen Aufgabe ist es, die Lage des Berufstandes zu erklären?

von Elisabeth Thesing-Bleck am 20.05.2018 um 12:21 Uhr

„Mein liebes Tagebuch,
die Lage ist echt bescheiden. Wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann muss man wohl eingestehen: Die Politik will [ das Versandhandelsverbot ] nicht. Selbst die CDU sieht die Chancen auf ein solches Verbot schwinden. So sieht’s aus.“ befürchtet Peter Ditzel.
Liebe ABDA, wäre es nicht Ihre Aufgabe, die berufspolitische Lage den Kolleginnen und Kollegen zu erklären, insbesondere deshalb, weil die meisten Apotheker*innen Ihre berufliche Zukunft auf die Umsetzung der von der ABDA aufgestellten Forderung setzen!

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Pfingstwünsche eines vor-Ort-Apothekers ....

von Gunnar Müller, Detmold am 20.05.2018 um 11:18 Uhr

Möge der heilige Geist auch auf unsere sprachlose (AVOXA) ABDA herabkommen.
Möge die Apothekerschaft sich endlich als Familie empfinden (so wie 2012 bereits einmal zu Zeiten von apothekerprotest.de).
Und mögen die Politiker endlich erkennen, dass das persönliche Gespräch (wo und wenn es denn noch stattfindet…!) durch nichts zu ersetzen ist – auch nicht durch Video-Konferenzen oder Päckchenpacken.

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Vertraust Du mir, vertrau ich Dir!

von Christian Giese am 20.05.2018 um 10:29 Uhr

Wer zu anderen über Vertrauen redet,
hat selber keins!

Ewiges rummoderieren, anstatt selber mal auf den Tisch zu hauen!

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Schweigen

von Conny am 20.05.2018 um 9:46 Uhr

Heute würde Friedemann Schmidt die Hauptrolle in Metropolis von Fritz Lang bekommen.

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Vertrauen

von Ulrich Ströh am 20.05.2018 um 8:48 Uhr

Zunächst allen Mitstreitern frohe,sonnige Pfingsten !

Kurzer Pfingstkommentar zur Kommunikationsstrategie der ABDA zu ihren Mitgliedern:
Manchmal ist schweigen kurzfristig hilfreich !

Die ABDA hat aber versäumt,50000 Apothekern zu erläutern,wohin die Reise gehen soll.
Die 34 Landesvertretungen von Kammern und Verbänden haben regional in der Mehrzahl ebenso zu wenig in die Präsenzapotheken kommuniziert.

“Kein Wunder,daß immer mehr junge Kollegen kein Vertrauen mehr in die Zukunft haben“.Stimmt , Herr Kollege Schmidt!
Der kommunikative Weg über die Apotheken-Umschau hat dazu beigetragen.

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