Der Begriff der diabetischen Neuropathie umfasst heterogene Erkrankungen mit unterschiedlicher klinischer Manifestation, die verschiedene Regionen des peripheren und des autonomen Nervensystems betreffen können.
Der diabetische Fuß ist eine durch schlecht heilende chronische Wunden des Fußes gekennzeichnete Komplikation des Diabetes mellitus und zählt zu den klinischen Formen der sensomotorischen diabetischen Polyneuropathie. Doch wie entsteht eigentlich ein diabetischer Fuß? Und welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?
Beim diabetischen Fuß (die Fachliteratur verwendet synonym auch den Begriff diabetisches Fußsyndrom) handelt es sich um eine diabetische Spätkomplikation mit Ulzerationen und weiteren Komplikationen wie Infektionen oder Osteomylitis . Die Ursachen liegen zum einen in der diabetischen Neuropathie aber auch in peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen und einer daraus resultierenden schlechten Wundheilung.
Eine diabetische Neuropathie kann, insbesondere in Kombination mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, zum diabetischen Fußsyndrom führen.
Symptome
Am häufigsten entwickelt sich eine periphere Neuropathie mit vorwiegend sensorischen Symptomen wie Taubheitsgefühl, Parästhesien, nächtlichen Wadenkrämpfen oder Reflexausfällen. Neben Muskelschwäche oder Paresen, also motorischen Störungen, können sich ebenfalls Neuropathien des autonomen Nervensystems mit Störungen u.a. des kardiovaskulären Systems, des Gastrointestinaltraktes oder auch des respiratorischen Systems entwickeln.
Risikofaktoren
Fußläsionen sind bei Diabetikern das Ergebnis eines von vielen Faktoren beeinflussten Geschehens. Hauptrisikofaktoren für diabetesassoziierte Ulzerationen des Fußes und schließlich einer Amputation sind neben Dauer, Verlauf und schlechter Stoffwechseleinstellung auch Neuropathien und arterielle Verschlusskrankheit und deren Folgeerkrankungen (z. B. Niereninsuffizienz, Schlaganfall) aber auch das Alter des Patienten.
Bei Typ-2-Diabetes wurde eine Prävalenz der diabetischen Neuropathie zwischen 13 und 46 Prozent berichtet, besonders bei schlecht eingestellten Patienten.
Weitere Risikofaktoren für das Entstehen von Fußläsionen können sein:
- Immunsuppression einschließlich Glucocorticoide;
- Adipositas (BMI ≥ 35);
- mangelnde/falsche Fußpflege;
- motorische Funktionseinschränkung/Parese eines oder beider Beine;
- psychosoziale Faktoren;
- Seheinschränkungen;
- Suchtkrankheiten (z. B. Rauchen, Alkoholismus);
- ungeeignetes Schuhwerk.
Das Ziel: Endstufe Amputation vermeiden
Die zu vermeidende Endstufe des diabetischen Fußes ist die Amputation. Nur durch ein striktes Vorgehen bei der Behandlung der Fußulzera auf verschiedenen Ebenen kann erreicht werden, dass eine Amputation nicht erforderlich wird.
Von ca. 50 000
Krankenhausaufenthalten wegen Amputationen werden
ca. 60 Prozent aller Amputationen bei
Patienten mit Diabetes mellitus durchgeführt.
Die jährliche Neuerkrankungsrate diabetischer Fußulzera liegt bei ca. 2 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, einen diabetischen Ulkus zu entwickeln, beträgt für die gesamte Lebensdauer eines Menschen mit Diabetes 15 bis 25 Prozent.
Bei richtiger Behandlung kann die Häufigkeit von Amputationen bei Diabetes Patienten um mehr als 50 Prozent gesenkt werden.
Die derzeit in der Aktualisierung befindliche Leitlinie „Präventions- und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen“ beschreibt die wesentlichen Komponenten der Behandlung diabetischer Fußulzera.
In erster Linie sollten Patienten eine Stoffwechseloptimierung
anstreben. Eine Behandlung internistischer Grunderkrankungen oder / und von
Gefäßerkrankungen unter engmaschiger ärztlicher Aufsicht ist ebenfalls
notwendig, genauso wie eine Infektionskontrolle. Bei bestehender Ulzeration des
Fußes erfolgt ein Débridement avitaler Gewebeanteile. Als Débridement
bezeichnet man die Sanierung des Wundbettes durch Entfernung nekrotischer und
fibrinöser Beläge. Es dient der Herstellung eines physiologischen Wundmilieus
zur Förderung der Heilung und Prophylaxe einer Wundinfektion.
Ferner muss der Patient durch richtiges Schuhbett eine effektive
Druckentlastung erfahren, um Fußläsionen vorzubeugen bzw. nicht weiter zu
verschlimmern.
„Mittel der ersten Wahl“ sind aber vor allem präventive Maßnahmen und besonders eine umfangreiche Patientenschulung. Mehr dazu lesen Sie in Kürze im zweiten Teil.
Quellen:
Nationale Versorgungs Leitlinie, Therapie des Typ-2-Diabetes, Langfassung, 1. Auflage, Version 3, August 2013
Nationale Versorgungs Leitlinie Typ-2-Diabetes Präventions- und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen Komponenten, Langfassung, Version 2.8, Februar 2010
Nationale Versorgungs Leitlinie, Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter, 1. Auflage, 2011
DDG Praxisempfehlung Diabetisches Fußsyndrom:
https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/ [...] /dus_2016_S2_Supplement_Praxisempfehlungen_Morbach_Diabetisches_Fu%C3%9Fsyndrom_Online-PDF.pdf, Zugriff 27.Mai 2018
Bonn - 09.07.2018, 10:15 Uhr
Mit einer Patientenschulung und effektiver Druckentlastung, kann weiteren Fußläsionen vorgebeugt werden. (b / Foto: M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com)