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Interview Ulf Maywald (AOK Plus)
„Ich glaube nicht, dass der E-Medikationsplan zum Renner wird“
Apotheker, Ärzte und die AOK Plus haben in Sachsen und Thüringen innerhalb kurzer Zeit das etabliert, woran die gematik seit etwa 14 Jahren arbeitet: ein digitales, sicheres Kommunikationsnetz, in dem Apotheker und Ärzte sich über die Medikation ihrer Patienten austauschen. Gegenüber DAZ.online erklärt Dr. Ulf Maywald von der AOK Plus, der das ARMIN-Projekt entscheidend mitentwickelt hat, warum ARMIN aus seiner Sicht versorgungstechnische Vorteile gegenüber der Telematikinfrastruktur hat und welche Schwachstellen der geplante E-Medikationsplan hat.
DAZ.online: Sehr geehrter Herr Dr. Maywald, Sie haben mit
ARMIN in Sachsen und Thüringen das bereits in der Versorgung umgesetzt, woran
man auf Bundesebene seit Jahren arbeitet: Ein digitaler Austausch zwischen Arzt
und Apotheker über die Medikation des Patienten. Was ging bei Ihnen schneller
als in der gematik?
Maywald: Wir haben ganz einfach Strukturen benutzt, die schon etabliert waren. Die gematik baut mit der Telematikinfrastruktur ein ganz neues Netz auf. Wir haben das sogenannte sichere Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), kurz SNK, genutzt, um ARMIN dort als eine Anwendung für Apotheker und Ärzte anzubieten. An dieses Netz waren die Ärzte mit vielen anderen Applikationen schon angebunden. Und im Gegensatz zur Telematikinfrastruktur in derzeitiger Ausprägung erlaubt das SNK-Netz auch einen Markt.
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DAZ.online: Wie meinen Sie das?
Maywald: Theoretisch kann jeder Anbieter eine Applikation in dieses Netz stellen. Er muss dafür allerdings die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung festgelegten Sicherheitsstandards einhalten. Bei der KBV gibt es einen Leitfaden (die KV-Apps-Richtlinie), in dem steht, welche Bedingungen ein Dritter erfüllen muss, um in diesem Ärztenetz seine Anwendung anbieten zu können. Die KBV kontrolliert also nicht den Inhalt, sondern nur die Sicherheit der Anwendungen. Bei der Telematikinfrastruktur ist das noch anders: Hier dürfen derzeit keine dritten Anbieter ihre Lösungen einstellen.
DAZ.online: Was musste denn passieren, damit auch die Apotheker Zugriff auf dieses Netz haben können?
Maywald: Zunächst einmal mussten die beiden Landesapothekerverbände aus Sachsen und Thüringen einen Vertrag mit den beiden Landes-KVen der Ärzte unterschreiben. Darin haben die Apotheker praktisch zugesichert, dass die bei ARMIN teilnehmenden Mitglieder die in dem KBV-Leitfaden vorgeschrieben Sicherheitsbedingungen erfüllen. Aus technischer Sicht mussten die Apotheker dann natürlich noch einen neuen Router bekommen, mit dem sie sich über eine sichere VPN-Verbindung in das SNK-Netz einwählen können, wo die Medikationspläne der teilnehmenden Patienten auf einem Server abgelegt sind.
DAZ.online: Wie sicher ist denn diese Verbindung?
Maywald: Absolut sicher, sie ist auch datenschutzrechtlich geprüft und besiegelt. Jeder Arzt und Apotheker hat in seiner Software gewissermaßen ein digitales Zertifikat, das es seiner Institution beziehungsweise seiner Praxis erlaubt, sich via SNK auf den Server einzuwählen. Man kann nicht aus dem Internet auf diesen Server zugreifen.
DAZ.online: Bei ARMIN nehmen in beiden Bundesländern derzeit ja etwa 970 Apotheker und 550 Ärzte teil. Den Apothekern sind ja bei der Anschaffung des Routers sicherlich Kosten entstanden. Hat die AOK Plus diese Kosten gedeckt?
Maywald: Die Pharmazeuten haben eine sogenannte Infrastrukturpauschale erhalten. Es war nicht das Ziel, die Kosten aller im Markt befindlichen Produkte zu refinanzieren. Es gibt im Markt verschiedene Router von verschiedenen Herstellern, die unterschiedlich viel kosten. Die Apotheker erhalten unsere Pauschale und können sich dann selbst für ein Produkt entscheiden.
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