Kinder-Studie

Eltern im Dilemma: Vitamin-D-Mangel oder Hautkrebs riskieren?

Berlin - 12.06.2018, 09:00 Uhr

Was nun? Ohne UV-Strahlung, keine Vitamin D-Bildung aber ohne Sonnenschutz ist die Hautgesundheit in Gefahr. Und Experten zufolge, sollen Kinder ab zwei Jahren auch nicht grundlos Vitamin D-Tabletten nehmen. (Foto: Imago)

Was nun? Ohne UV-Strahlung, keine Vitamin D-Bildung aber ohne Sonnenschutz ist die Hautgesundheit in Gefahr. Und Experten zufolge, sollen Kinder ab zwei Jahren auch nicht grundlos Vitamin D-Tabletten nehmen. (Foto: Imago)


Um Vitamin D zu bilden, braucht die Haut den UV-Anteil im Sonnenlicht. Und Sonnenschutzmittel filtern genau diese Strahlung. Doch aufs Eincremen zu verzichten, ist insbesondere für die Kleinen keine Lösung: Denn eine aktuelle Studie zeigt, dass ungeschützte Kinderhaut schon durch geringe Sonnenexposition geschädigt wird.

Vitamin D ist ein lebenswichtiges Hormon – insbesondere für die kindliche Entwicklung. Experten raten, dass die Kleinen möglichst viel im Freien spielen sollen. Denn um Vitamin D zu bilden, braucht die Haut die UVB-Strahlung im Sonnenlicht. Der UV-Anteil wird allerdings von Sonnenschutzmitteln je nach Lichtschutzfaktor abgeblockt: So ist bei Faktor 50 praktisch keine Vitamin D-Bildung mehr möglich.

Sollten Eltern ihre Kinder lieber nicht zu dick eincremen, um keinen Vitamin D-Mangel zu riskieren? Einer aktuellen Studie zufolge, deren Ergebnisse im British Journal of Dermatology veröffentlicht wurden, ist das keine gute Idee. Denn Kinderhaut nimmt auch bei moderater Sonnenexposition Schaden.

Nutzen-Risiko-Analyse für die Hautgesundheit

Bei dieser Untersuchung beobachteten die Forscher 32 polnische Kinder unter 10 Jahren, die 12 Tage in einem Sommerlager an der Ostsee verbrachten. Dabei dokumentierten die Wissenschaftler jeweils vor und nach dem Urlaub die Vitamin D-Serumspiegel sowie das Ausmaß der Hautschäden anhand des Biomarkers Cyclobutan-Pyrimidin-Dimere (CPD) im Urin. Während des Aufenthalts trugen die Kinder tagsüber ein Messgerät, das die UV-Strahlung registrierte.

Die Kinder hielten sich etwa 6 Stunden pro Tag im Freien auf. Das Wetter war mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 19,4 Grad Celsius durchwachsen und größtenteils wolkig. Etwas mehr als die Hälfte der Zeit wurden Sonnenschutzmittel verwendet.

Um die Strahlenbelastung zu beurteilen, wurden die Werte des Dosimeters unter Berücksichtigung des jeweiligen Hauttyps der Kinder in so genannte Standarderythemdosen (SED) umgerechnet. Die durchschnittliche kumulative Strahlenbelastung für die 12 Tage betrug 30 SED. Zum Vergleich: Arbeiter im Freien bekommen pro Jahr 400 bis 500 SED ab.

Bessere Vitamin-D-Speicher zu hohem Preis

Die Vitamin-D-Spiegel der Kinder waren nach Ende des Aufenthalts um durchschnittlich 25 Prozent angestiegen. Allerdings zu einem hohen Preis, denn die CPD-Werte, die Rückschluss auf die mutationsbedingten Reparaturprozesse in der Haut geben, waren nach den 12 Tagen um den Faktor 13 erhöht. Dabei war der Anstieg bei den „blasseren“ Hauttypen (I und II) stärker ausgeprägt als bei den robusteren (III und IV).

Vergleicht man die gefundenen CPD-Werte mit denen von Erwachsenen, zeigt sich, dass Kinder auf Sonne deutlich empfindlicher reagieren. So war der Anstieg der Biomarker bei den polnischen Kindern nach 12 Tagen Ostseewetter in etwa so hoch wie der bei dänischen Erwachsenen, die 7 Tage im sonnigen Teneriffa verbrachten. Obwohl die Dänen im Schnitt einer nahezu doppelt so hohen UV-Dosis ausgesetzt waren (57 SED).



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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