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ICD-11 veröffentlicht
Online-Spielsucht gilt jetzt offiziell als Krankheit
Nach 26 Jahren hat die Klassifikation der Todesursachen und Krankheiten eine neue Grundlage: Die WHO hat die ICD-11 veröffentlicht. Dabei wird erstmals die Online-Spielsucht als eigenständige Krankheit angesehen. Experten hatten dies bereits im Vorfeld kritisiert.
Die ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) spielt bei der vertragsärztlichen Abrechnung und beim Risikostrukturausgleich eine wichtige Rolle. Ärzte können sich bei Diagnosen an den im Katalog beschriebenen Symptomen orientieren. Zudem hängt die Erstattung vieler Leistungen daran, ob Ärzte ihre Diagnosen korrekt codieren. Der Katalog ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Die ICD-10 war allerdings war schon ein wenig in die Jahre gekommen: 1992 war sie eingeführt worden. Nun hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue Version veröffentlicht, die ICD-11. Sie ist auf der Webseite der WHO abrufbar.
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Gegen die Kritik vieler Wissenschaftler sieht die WHO Online-Spielsucht nun als eigenständige Krankheit an. Im jetzt veröffentlichten Katalog steht Online-Spielsucht unter anderen Suchtkrankheiten. Kritiker fürchten, dass Menschen, die viel online spielen, plötzlich als therapiebedürftig eingestuft werden könnten. Vladimir Poznyak vom WHO-Programm Suchtmittelmissbrauch widerspricht jedoch: Die Abgrenzung zwischen Spielspaß und Sucht sei klar definiert, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufnahme in den Katalog dürfe weitere Forschung auf dem Gebiet stimulieren.
Zuspruch zur Änderung kam von der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar: „Ich begrüße es, dass das dauerhafte exzessive Computerspielen nicht mehr bagatellisiert wird und die WHO die Entscheidung getroffen hat, Gaming Disorder nun offiziell als Krankheit einzustufen. Mit der Aufnahme in den ICD-11 Katalog bekommt die Spielsucht einen offiziellen Status“. Dittmar betonte, dass es bei der Einstufung nicht darum gehe, das Online- oder Konsolenspielen zu verteufeln oder zu verbieten, sondern darum, klar aufzuzeigen, wo die Grenze zwischen Spaß und Sucht liege.
Ob die ICD-11 ebenso wie die ICD-10 für die Zuweisungen im Rahmen des Risikostrukturausgleichs herangezogen wird, ist laut Ärztezeitung derzeit nicht bekannt. In den letzten Jahren hatten es zunehmende Diskussionen um das sogenannte Upcoding gegeben. Ärzte solle Patienten auf dem Papier kränker gemacht haben, als sie es eigentlich sind. Treibende Kraft sollen die Kassen gewesen sein, die dadurch über den Morbi-RSA höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhielten.
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