Reaktion auf DAT-Beschluss

ABDA will sich nicht für Impfungen in Apotheken einsetzen

Berlin - 22.06.2018, 10:45 Uhr

Die ABDA wurde auf dem Deutschen Apothekertag aufgefordert, sich für Impfungen in der Apotheke starkzumachen. Nach intensiven Beratungen sei man aber dazu gekommen, dass man dieses Thema nicht lobbyieren wolle. (Foto: Richard Villalon/adobe.stock.com)

Die ABDA wurde auf dem Deutschen Apothekertag aufgefordert, sich für Impfungen in der Apotheke starkzumachen. Nach intensiven Beratungen sei man aber dazu gekommen, dass man dieses Thema nicht lobbyieren wolle. (Foto: Richard Villalon/adobe.stock.com)


In mehreren anderen europäischen Ländern dürfen Apotheker impfen – auch um die Impfquote zu erhöhen. Auch in Deutschland wird immer wieder darüber diskutiert. Die höchste Standesvertretung der Apotheker, die ABDA, stellt nun aber fest, dass sie sich nicht für Impfungen in der Apotheke einsetzen wolle – und weist damit Teile eines Antrages zurück, den die Apotheker auf der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages 2017 beschlossen hatten.

Dass die ABDA beim Thema „Impfen in der Apotheke“ zurückhaltend ist, ist bekannt. Bei einer Pressekonferenz sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt vor einigen Monaten, dass man sich dafür stark machen werde, dass Apotheker Impfberatungen anbieten können, das Impfen selbst solle aber in ärztlicher Hand bleiben. Noch deutlicher wurde Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer und Vize-Präsident der Bundesapothekerkammer, im vergangenen Jahr: Benkert sagte, dass man dieses Thema nicht aufmachen wolle, weil die Ärzte sonst im Gegenzug das Selbstdispensierrecht fordern könnten.

Trotzdem scheint die Mehrheit der Apotheker das anders zu sehen: Denn beim vergangenen Deutschen Apothekertag in Düsseldorf (2017) beschloss die Hauptversammlung einen Antrag, in dem den Apothekern weitreichende Kompetenzen beim Impfen zugeschrieben werden. Demnach sollen die Pharmazeuten Impfpass-Checks und Impfberatungen anbieten und auch „Auffrischungsimpfungen“ durchführen können. Wörtlich heißt es in dem Antrag:


Die Hauptversammlung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker fordert die kommende Bundesregierung auf, die Bemühungen zur Steigerung der Impfquote fortzuführen und die vorhandenen heilberuflichen Kräfte in Deutschland zur Verbesserung der Durchimpfungsrate noch stärker als bisher zu bündeln. Dazu sind gemeinsam Konzepte zu entwickeln, die die niederschwellig und flächendeckend verfügbaren Kompetenzen der Apotheker sowohl beim Impfpass-Check als beispielweise auch bei der Impfberatung oder bei der Durchführung von Auffrischungsimpfungen stärker als bisher nutzen, um so den hohen Bedarf sowohl an Aufklärungs- als auch Impfarbeit situationsgerecht und möglichst unkompliziert decken zu können.

Beschluss des Deutschen Apothekertages (2017)


Doch innerhalb der ABDA wurde nun entschieden, dass zumindest dem Teil mit den Auffrischungsimpfungen nicht nachgegangen werden soll. Man wolle dieses Thema derzeit nicht „lobbyieren“, teilt die ABDA ihren Mitgliedsorganisationen in einem Auswertungsbericht zu allen beschlossenen Anträgen vom DAT 2017 mit. Wörtlich heißt es in der ABDA-Antwort:


Nach eingehender inhaltlicher Beratung im Geschäftsführenden Vorstand der ABDA, der sich zum zuständigen Ausschuss erklärt hat, und einem Treffen mit dem Antragsteller wurde im Einvernehmen mit dem Antragsteller beschlossen, die Durchführung von Impfungen in der Apotheke momentan nicht zu lobbyieren, aber Aktionen, die der Impfaufklärung dienen, voll zu unterstützen.

Reaktion der ABDA auf DAT-Beschluss


Dass Apotheker impfen, ist allerdings keine Seltenheit mehr. Laut dem Apotheker Weltverband FIP leben auf der Erde 940 Millionen Menschen in Ländern, in denen mehr als 193.000 öffentliche Apotheken theoretisch Impfungen durchführen könnten.

Mehr zum Thema

Bekannt sind Impfungen in Apotheken beispielsweise in den Ländern Australien, Dänemark, Großbritannien, Irland, Kanada, Neuseeland, Portugal, Schweiz, Südafrika und in den USA. Was, in welchen Fällen und unter welchen Voraussetzungen Apotheker in diesen Ländern impfen dürfen, ist sehr unterschiedlich.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Impfung! ABDA ist schon immun.

von Wolf Wagner am 24.06.2018 um 13:40 Uhr

Es geht bei dem Thema nicht um Apotheker gegen Ärzte, sondern um Apotheker und Ärzte. Es geht um ein wichtiges Angebot an die Bevölkerung und ein weiteres Feld auf dem Ärzte und Apotheker gemeinsam handeln können. Man muss nur miteinander sprechen. Ich glaube aber, die ABDA will nicht sprechen. Und wenn ich “ich glaube“ sage, meint das ja: mit uns Apothekern tedet die ABDA ja schon lange nicht mehr.

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Schade, ...

von Kerstin Kemmritz - AAA - Allianz Aller Apotheker am 22.06.2018 um 14:41 Uhr

dass die Chancen, durch die umfassende Behandlung des Themas nicht nur Kompetenzen, sondern auch aktive und gemeinsame Mitgestaltung der heilberuflichen Verantwortung zu übernehmen, (noch) nicht gesehen werden.

Wir wollten damals als initiierende Liste mit dem Antrag kein Impfen um jeden Preis, sondern ein Angebot der Apothekerschaft an Politik, Gesellschaft und Ärzte (Ja, auch an die, denn alleine können sie die Durchimpfungsrate ohne deutliche Mehrarbeit kaum steigern!), dass wir dafür bereit sind, wenn es helfen würde. Vorsichtiger kann man es schon nicht formulieren. In diesem Sinne hoffe ich auch, dass das Thema (und wir) noch nicht beerdigt sind.

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Nein

von Reinhard Rodiger am 22.06.2018 um 13:29 Uhr

Wenn etwas von der ABDA zu hören ist: Dann ist es NEIN!
Das findet selbst die Politik zu wenig.
Hier geht es nicht nur um Impfen.Es geht um Mitdenken bei Methoden, die unzureichende Durchimpfung zu verbessern.
Dies sind Präventionsmassnahmen, von denen wir ja (wegen Nichtäusserung?) ausgeschlossen wurden.
Es gibt kaum nachvollziehbarere Funktionen, unterhalb der Arztschwelle wirksam zu werden.Deshalb muss nicht jeder impfen,aber das Thema ist "virulent".

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