Schlafmittel bei Stiftung Warentest

Von Gute-Nacht-Tee bis Melatonin – was hilft?

Stuttgart - 03.07.2018, 10:15 Uhr

Was hilft, wenn der Sandmann nicht kommen mag? Schäfchen zählen, Sterne gucken, kuscheln oder doch Arzneimittel? ( r / Foto: JenkoAtaman / stock.adobe.com)

Was hilft, wenn der Sandmann nicht kommen mag? Schäfchen zählen, Sterne gucken, kuscheln oder doch Arzneimittel? ( r / Foto: JenkoAtaman / stock.adobe.com)


Insgesamt 55 rezeptfreie Schlafmittel hat Stiftung Warentest in der Juli-Ausgabe getestet. Am besten wurden Antihistaminika bewertet. Auch Baldrianpräparate fanden die Gutachter sinnvoll, wenn sie bestimmte Vorgaben an Gehalt und Extraktionsmittel erfüllen. Alle anderen rezeptfreien Schlafmittel erhielten jedoch schlechte Noten, darunter auch Tees. Zu besonderer Vorsicht mahnt Warentest bei Nahrungsergänzungsmitteln, die unter anderem Melatonin enthalten. Denn aus arzneimittelrechtlicher Sicht dürften diese Präparate gar nicht als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden.

Laut Stiftung Warentest „plagen“ sich circa 30 Prozent der Deutschen gelegentlich oder regelmäßig mit Schlafproblemen. 2017 sollen die Hersteller rezeptfreier Schlafmittel einen Umsatz von 219 Millionen Euro erzielt haben. Der Umsatz beziehe sich allein auf Apotheken, andere Vertriebswege wie Drogerien, Reformhäuser und Onlineshops sind nicht eingerechnet. Genügend Anlass für die Warentest-Gutachter, entsprechende Studien auf Wirksamkeit und Risiken zu sichten. Deren Fazit: „Die meisten Mittel schneiden schlecht ab.“ 

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Getestet wurden insgesamt 55 rezeptfreie schlaffördernde Präparate. 48 davon zählen laut Stiftung Warentest zu den „Medikamenten“: Arzneitees, Antihistaminika und Baldrianpräparate. Sechs der geprüften Präparate zählen zu den Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) oder diätetischen Lebensmitteln. Gekauft wurden die Präparate zwischen Dezember 2017 und Januar 2018. Die Preise wurden aus der Lauer-Taxe (Stand 1. Juni 2018 abgerufen). Bei Marken aus Drogerien wurden die Preise in der ersten Maihälfte 2018 bei den Anbietern erfragt.

Diphenhydramin und Doxylamin sind „geeignet“

Generell wurde bei den Präparaten geprüft, ob „günstige Effekte“ auf das Schlafen belegt sind und, ob Nutzen und Risiken einer Selbstbehandlung ohne ärztlichen Rat ausreichend geklärt sind. Nach welcher Methode Stiftung Warentest Arzneimittel grundsätzlich bewertet, kann man im Internet nachlesen. 

Antihistaminika – Diphenhydramin und Doxylamin – sollten maximal zwei Wochen angewendet werden. Der Körper kann sich an die Substanzen gewöhnen, sodass sie nicht mehr ausreichend wirken. Nebenwirkungen, die vor allem bei erhöhter Dosis auftreten können, sind Schwindel, Benommenheit und Verwirrtheit. Ältere Menschen sollten auf die Mittel möglichst verzichten. 

Den Wirkstoff Doxylamin enthalten die Präparate Schlafsterne®, Hoggar® Night und Gittalun®. Schlafsterne® ist mit 30 mg statt 25 mg pro Tablette etwas höher dosiert und laut Stiftung Warentest am preisgünstigsten (3,80 Euro für zehn Tabletten). Bei Gittalun® handelt es sich um Brausetabletten zum Trinken. Ebenfalls den Wirkstoff Doxylamin enthalten laut Lauer-Taxe die Präparate Schlaf Tabs® von Ratiopharm, der Saft Sedaplus® von CNP Pharma GmbH und die Lösung Valocordin® Doxylamin von Krewel Meuselbach GmbH. Bemerkenswert ist, dass unter der Dachmarke Valocordin auch rezeptpflichtige Diazepam-Tropfen (Valocordin® Diazepam) im Handel sind. 

Den Wirkstoff Diphenhydramin findet man laut Stiftung Warentest am preisgünstigsten in Vivinox® Sleep Schlaftabletten stark (50 mg pro Tablette). Die Hälfte des Wirkstoffs pro Tablette ist in Vivinox® Sleep Schlafdragees zum gleichen Preis enthalten. Als weitere Alternativen listet Stiftung Warentest die Halbmond-Tabletten® von Cheplapharm Arzneimittel GmbH und Betadorm®-D von Recordati Pharma GmbH.    

Alle Tees wurden negativ bewertet

Außer Antihistaminika und Baldrian wurden alle rezeptfreien Präparate negativ bewertet, auch Tees. Schadstoffe waren laut Stiftung Warentest nicht das Problem. Frühere Untersuchungen hätten zwar gezeigt, dass Tees Pestizide oder beispielsweise Pyrrolizidin- und Tropanalkaloide enthalten können. Stiftung Warentest hat für die Juli-Ausgabe 2018 aber alle Tees auf Schadstoffe getestet und gibt diesbezüglich Entwarnung: Wenn, dann wurden nur geringe Mengen gefunden. 

Das Ritual eines Tees vor dem Zubettgehen mag wohltun und beruhigen und die typischerweise enthaltenen Pflanzen (Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume) gelten auch laut Stiftung Warentest als schonend. Trotzdem verleiht Warentest allen überprüften Tees nur das Urteil „wenig geeignet“, weil die Wirksamkeit der Zubereitungen nicht ausreichend in Studien belegt ist.

Im Salus Gutnacht-Kräutertee Nr. 33 (Baldrianwurzel, Melissenblätter, Passionsblumenkraut, Pfefferminzblätter) wurden keinerlei Schadstoffe nachgewiesen. Auch „sehr gering mit Schadstoffen belastet“ ist der H&S Schlaf- und Nerventee (Baldrianwurzel, Melissenblätter, Hopfenzapfen). 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Schlafsterne

von Thomas Strauß am 09.09.2019 um 22:18 Uhr

Schlafsterne helfen zwar, zur Ruhe zu kommen. Man wird scheinbar schwerer. Die Wirkung ist allerdings so, dass man am nächsten Tag noch schläfrig ist. Verstimmungen waren bei mir die Folge, die ich so vorher noch nicht hatte. Deshalb kann ich die Schlafsterne nicht empfehlen. Etwas Wirkung zeigt bei mir der Schlaf- und Nerventee (Bad Heilbrunner). Aber man muss schon mehrere Tassen trinken, damit eine Wirkung spürbar ist.

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Wie wieder besser einschlafen - positive Erfahrungen

von Simon W. am 05.06.2019 um 15:42 Uhr

Ich habe auch lange unter Schlafstörungen, hervorgerufen von allgemeiner nervöser Unruhe, gelitten.. Da ich nie (und nach wie vor nicht) zu stärkeren Mitteln greifen wollte, habe ich es auch lange mit diversen Tees probiert. Wie mir nun erneut hier bestätigt wird, hatte das kaum Einfluss auf mein Schlafverhalten. Als Tee-Fan ein nettes Abendritual, aber von Wirkung keine Spur.. Durch die Oma meiner Freundin bin ich dann auf Passedan aufmerksam geworden, die hat das von ihrer Ärztin verschrieben bekommen. Das Mittel setzt inhaltlich auch auf die Wirkung der Passionsblume. Verwende es jetzt erst seit einer Woche, es ist aber bisher das einzige, was bei mir geholfen hat. Vor allem ist es angenehm, da man am nächsten Tag nicht so k.o. ist, wie es vielleicht bei anderen Mitteln der Fall ist.
Positiv überrascht bin ich auf jeden Fall und vor allem froh darüber, dass ich langsam wieder in meinen normalen Schlafrhythmus zurück finde!

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