DAPI-Statistik

Zahl der Cannabis-Rezepte in Apotheken steigt weiter an

Berlin - 03.07.2018, 11:20 Uhr

Der Bedarf an Medizinalhanf steigt, aber die Liefersituation bleibt angespannt. ( r / Foto: Imago)

Der Bedarf an Medizinalhanf steigt, aber die Liefersituation bleibt angespannt. ( r / Foto: Imago)


Seitdem es gesetzlich möglich ist, Medizinalhanf auf Kosten der Krankenkassen zu verschreiben, ist die Zahl der Cannabis-Rezepte sprunghaft angestiegen. So haben Apotheken innerhalb von zwölf Monaten nach der Gesetzesänderung rund 71.000 Cannabis-Einheiten auf Kosten der Krankenkassen abgegeben. Dem wachsenden Bedarf steht eine angespannte Liefersituation gegenüber. 

Deutsche Apotheken geben immer mehr Cannabis-Zubereitungen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen ab. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) hervor. Demnach haben Pharmazeuten im Zeitraum von März 2017 bis März 2018 Patienten mit 70.553 Cannabis-haltigen Zubereitungen oder unverarbeiteten Cannabisblüten versorgt und 43.516 Rezepte beliefert. Dabei berücksichtigt das DAPI ausschließlich Verordnungen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen und keine Privatrezepte.

Steigerung um Faktor 50 in einem Jahr

Die Statistik zeigt zudem, dass der Bedarf an medizinischem Cannabis sprunghaft angestiegen ist seit dem 10. März 2017, seitdem es gesetzlich möglich ist, Cannabisblüten auf Rezept zu verordnen. So zählte das DAPI im ersten Quartal nach der Gesetzesänderung lediglich 564 Abgabeeinheiten, während die Menge im ersten Quartal 2018 fast um den Faktor 50, auf 26.329 Einheiten, gestiegen ist.

Medizinalhanf

Cannabis auf Rezept

Eine mögliche Erklärung für die Zunahme an Rezepten ist, dass die Krankenkassen inzwischen mehr Therapien genehmigen als noch vor einem Jahr. So beträgt derzeit die Genehmigungsquote etwa 60 Prozent. Offenbar besteht sowohl auf Seiten der verschreibenden Ärzte und der Kostenträger mehr Erfahrung im Genehmigungsprozess.

Medizinalhanf bleibt voraussichtlich knapp

Möglicherweise könnten es noch mehr Cannabis-Verordnungen sein, wenn die Liefersituation dies ermöglichen würde. Denn seitdem das Gesetz in Kraft getreten ist, ist die Versorgungssituation angespannt. Möglicherweise hat der Gesetzgeber den Bedarf unterschätzt, da vor dem 10. März 2017 nur etwa 1000 Patienten in Deutschland Cannabis mit Ausnahmegenehmigung des BfArM erhielten.

Derzeit wird der Bedarf durch Importe aus den Niederlanden und aus Kanada gedeckt. Auch wenn das BfArM, das Anbau und Einfuhr von Medizinalhanf regelt, die Importmengen schrittweise erhöht, sind die Kapazitäten erschöpft. Die Prüfung weiterer Einfuhrländer, wie etwa Israel und Australien, verzögert sich.

Deutscher Anbau erst ab 2020

Um die Versorgungssituation zu verbessern, sollte ab dem kommenden Jahr Medizinalhanf auch in Deutschland angebaut werden können. Doch die Ernte wird sich um ein weiteres Jahr verzögern, weil das BfArM das zugehörige Ausschreibungsverfahren für den Anbau stoppen musste. Die Behörde hatte eine Produktionsmenge von 6,6 Tonnen für vier Jahre geplant.

Ob diese Planung ausreicht, ist fraglich. Denn nach Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) haben seit dem 7. September 2017 bereits sechs Importunternehmen beim BfArM beantragt, die Einfuhrmengen um insgesamt 21,3 Tonnen zu erhöhen.


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Bedarf wurde verleugnet Quelle Spiegel und Deutschlandfunk

von Alexander Müller am 06.07.2018 um 11:42 Uhr

Bundesregierung plante von Anfang an den medizinischen Notstand der Patienten:
Israel hatte 2016 bereits 25000 kranke
Menschen mit Hanf behandelt bei einer Bevölkerung von 8.3Millionen
Einwohner .

Deutschland will 2022 laut Zahlen der
Bundesregierung im Jahr 2022 gerade mal 5500 Patienten versorgen bei
9,8mal höherer Bevölkerung. Somit wird die Bundesregierung nach
Israel Patienten Zahlen auf Deutschland umgerechnet, gerade mal 2,5%
der Patienten in Deutschland versorgen.

Daran sieht man jeder dem es helfen
kann sollte JETZT an die Bundesregierung öffentliche einen Brief
schreiben oder eine Video Botschaft Senden, damit diese zum weiteren
handeln aufgefordert ist. Am besten den Eigenanbau erlaubt und so den
Zugang zur Nebenwirkungsarmen Heilpflanze Cannabis Medizin möglich
macht.

Zahlen der Bundesregierung dem Spiegel:

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/cannabis-auf-rezept-grosse-erwartungen-viele-offene-fragen-a-1150237.html

Quelle Patienten zahl Israel
Deutschlandfunk:

http://www.deutschlandfunkkultur.de/marihuana-cannabis-fuer-kranke-israel-ist-der-vorreiter.1079.de.html?dram:article_id=356092)

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Armes Deutschland

von Pseudonym am 03.07.2018 um 12:58 Uhr

Es ist so oder so schwer genug einen Arzt zu finden, dann muss man sich in vielen Fällen noch rechtlich mit der Krankenkasse auseinander setzen und zu allem Überfluss dürfen die Patienten von Bundesland zu Bundesland von Apotheke zu Apotheke fahren um überhaupt an ihre Medizin zu kommen... Und die Politik verhindert vehement den Eigenanbau und die Ausschreibung deutscher Unternehmen. "Erfahrung im Anbau mit Cannabis" wie sollen deutsche Unternehmen so etwas haben. Traurig. Einfach nur traurig. Mein Beileid an die Patienten.

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AW: Armes Deutschland

von Claudia am 04.07.2018 um 8:16 Uhr

Das ist leider wahr. Bin seit zehn Jahren Schmerzpatient, wegen FMS und div. BSV. Muss sieben Tabletten täglich schlucken und oft noch zusätzlich Novalgin. Hatte gehofft, dass mir Cannabis etwas Linderung verschafft und fragte meine Ärztin danach. Antwort: den Stress tue ich mir nicht an. Klasse und nun?
Danke Deutschland

AW: Armes Deutschland

von Susanne Buchholz am 13.01.2020 um 11:05 Uhr

Hallo!Das ist wirklich eine Sauerei,jetzt habe ich endlich ein Rezept(privat!).Da schreibt mir meine Ärztin eine Sorte auf(„Pedanios 22) und meine Apotheke kann es nicht liefern.Und ich wohne nicht auf dem Land,sondern in einer Großstadt.Die Apotheke kann mir auch nicht,wie bei anderen Arzneimitteln üblich,eine andere Sorte mit gleichen Inhaltsstoffen verschreiben. Ich finde das eine Unverschämtheit von unserem so „tollen und freien“Deutschland! Ich muss das auch noch sehr teuer selbst bezahlen,aber bekomme mein Medikament nicht!

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