Infoschreiben an Ärzte und Apotheker

Sonder-PZN reicht: Ersatzkassen verzichten auf neues Rezept bei Valsartan

Berlin - 20.07.2018, 07:00 Uhr

Neues Rezept, wenn weder das verordnete noch eines der drei preisgünstigsten Valsartane lieferbar ist? Die Ersatzkassen schaffen Klarheit. (s / Foto: imago)

Neues Rezept, wenn weder das verordnete noch eines der drei preisgünstigsten Valsartane lieferbar ist? Die Ersatzkassen schaffen Klarheit. (s / Foto: imago)


Was muss man in der Apotheke tun, wenn weder das verordnete noch eines der drei preisgünstigsten Valsartane lieferbar ist, um keinen Retax zu riskieren? Über die Frage herrscht große Unsicherheit. Einzelne Kassen haben sich geäußert, andere nicht. Bei den Ersatzkassen gibt es jetzt Klarheit: In einem Infoschreiben an Ärzte und Apotheker erklären sie, wie sie sich die Versorgung der vom Valsartan-Rückruf betroffenen Patienten vorstellen.

Nur fünf Hersteller sind nicht vom Rückruf der valsartanhaltigen Arzneimittel aufgrund einer potenziellen Verunreinigung mit dem wahrscheinlich krebserregenden NMDA betroffen. Sie haben ihren Wirkstoff offensichtlich aus einer anderen Quelle und nicht von dem chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical Co., Ltd. bezogen. Es gibt bereits Lieferengpässe, zum Teil dauern diese laut Herstellermeldung bis Juli 2019 an. Für Apotheker und auch Ärzte birgt das erhebliche Unsicherheiten. So war beispielweise nicht bei allen Kassen klar, ob die Vorgaben des Rahmenvertrags weiter ohne Einschränkung gelten oder ob die Kassen in dieser besonderen Situation den Leistungserbringern entgegen kommen. 

Infoschreiben der Ersatzkassen

Die Ersatzkassen, also TK, Barmer, DAK, KKH, HKK und HEK, haben nun Klarheit geschaffen und sich mit einem Infoschreiben an Ärzte und Apotheker gewandt. Damit wolle man zu einer möglichst reibungslosen und nahtlosen Arzneimittel(weiter)versorgung im Sinne der Versicherten beitragen, heißt es. Sie weisen darauf hin, dass für die Apotheken die bestehenden Regelungen des Rahmenvertrages nach § 129 SGB V beziehungsweise der vdek-DAV-Arzneiversorgungsvertrag (AVV) ausdrücklich retaxsichere Alternativverfahren vorsehen, sollte die Apotheke das Rabattvertragspartnerpräparat nicht liefern können

Vorgehen in der Apotheke

Das Vorgehen in der Apotheke stellen sich die Ersatzkassen folgendermaßen vor:

Bei Vorlage von Verordnungen über valsartanhaltige Arzneimittel ohne Aut-idem-Kreuz gilt nach wie vor, dass bei Nichtverfügbarkeit des Rabattpartnerarzneimittels der jeweiligen Kasse eins der drei preisgünstigsten oder das namentlich verordnete (oder ein wirtschaftlicher Import) mit der Kennzeichnung der Sonder-PZN für Nichtverfügbarkeit abgegeben werden kann.

Sollte die Belieferung nach diesen Kriterien jedoch nicht möglich sein, ist es ausreichend, wenn die Apotheke dies auf der Verordnung dokumentiert. Neben der Angabe der Sonder-PZN für Nichtverfügbarkeit ist auch die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu dokumentieren und abzuzeichnen. Die Dokumentation auf dem Rezept sollte immer vor der Abrechnung des Rezeptes erfolgen, um Auffälligkeiten bei der Abrechnungsprüfung zu vermeiden



jb / DAZ.online
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4 Kommentare

Unmenschliches Verhalten der BKK24

von Sochor Gabi am 26.07.2018 um 12:18 Uhr

Ich bin doppelt betroffen von dem Valsartanskandal. Ich habe nicht nur eine Lactose Intollerenz, sondern eine regelrechte Allergie, mit Migräne, restless Legg, tierischem Sodbrennen, Schlafstörungen und Hautausschlag. Seit ich umgestellt bin, benötige ich weder Magenblocker noch Migränemittel. Die Ersatz-Valsartan Combipräperate gibt es aber entweder nicht lactosefrei, oder waren nicht lieferbar. Also zum Ursprung zurück und Co Diovan. Habe die 75,00 EUR bei der BKK24 trotz Hinweis auf dem Rezept, dass nichts lieferbar ist, ich Co Diovan nehmen muss, nicht erstattet bekommen. AOK, Barmer, div. Ersatzkassen erstatten einmalig die Zuzahlung. Die Aussage der Mitarbeiterin in Obernkirchen war, ich soll den Nachweis erbringen, und keine Sachen aus dem Internet. Mein Mann ist am 22.5.2018 im Alter von 67 Jahren an 4-Fach Krebs verstorben. Hat auch lange Zeit Valsartan genommen. Wir wundern uns im Bekanntenkreis nur noch, weil derart viele an Krebs erkranken. Ich habe am Telefon mit der gnadenlosen Mitarbeiterin, die auf die gesetzlichen Bestimmungen mit den Rabattverträgen hingewiesen hat, lange diskutiert. Ich sagte ihr auch dazu, dass ich eben dann nichts mehr von dem Mist nehme, notfalls einen Schlaganfall mit allen Konsequenzen in Kauf nehme. Das wird dann bestimmt billiger. Bin eh schon schwer an Rheuma und Herz erkrankt. Irgendwann mag man nicht mehr. Es geht nur um Kostenersparnis und nicht um den Menschen. Obwohl es den Kassen offensichtlich hinterher teuer zu stehenkommt, wenn ein Mitglied an Krebs erkrankt. Das ist nur vergleichbar damit, dass wenn ich den Kundendienst am Auto nicht ordentlich machen lasse, der Motor kaputt geht, ich dann jammere, weil die Kosten um einvielfaches höher sind. Hier geht es aber um Menschenleben und deren Gesundheit. Ich pfeife auf die s.g. Prävention und den Zuzahlungen, für Zahnprovilaxe u.ä wenn ich durch Rabattverträge, unzureichende Überwachung unserer Medikamente dann (übertrieben gesagt) bewusst Arsen zu mir nehmen soll, obwohl ich genau nach den neuen toxologischen Berichten weiß, Valsartan ist potentielle krebserregend. Wenn es nicht so wäre, müsste man doch kein Geheimnis daraus machen und versuchen den Skandal unter den Teppich zu kehren. Der Deutsche Michel nimmt es mal wieder hin. Die Pharma, sowie die Krankenkassen und Ärzte haben in diesem Land eine längst überfällige Aufsichtsbehörde dringend nötig. Es ist nicht nur Leichtsinn und Geldgeilheit, es ist menschlich verwerflich, gnadenlos und egoistisch, wie mit uns Patienten umgegangen wird, wie wir abgezockt werden. Und als Trostpflaster spricht man von einer überwältigenden tollen Gesundheitsversorgung in Deutschland. Leider drängt sich mir da der Verdacht auf, nur ein noch mehr kranker Patient ist ein guter Patient.

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Valsartan

von Olschewski am 20.07.2018 um 15:09 Uhr

Wir sollten alle die es jahrelang genommen haben Schmerzensgeld bekommen. Denn wir haben dann den Krebs und nicht die Leute die alles schön reden.

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Retaxgnade der Ersatzkassen

von Heiko Barz am 20.07.2018 um 12:14 Uhr

Die Verursacher dieses Valsartandilemmas, die durch ihr massives Preisdumping diesen pharmazeutische „Crash“ eigentlich zu verantworten haben, waschen sich offenbar rein durch „kulante“ Regressregelung.
Wir sollten doch dankbar sein und nicht dauernd die zusätzliche Arbeit um Aussortierung, Quarantänelagerung, Rückführung und Ausgleichzahlung beklagen. Diese zusätzlichen auch finanziell zu bewertenden Arbeiten haben wir doch selbstverständlich im Zuge unserer Beratungsgebühr zu leisten! ( Satire mit überwiegender Realität )
Kein Beruf ließe sich diese andauernde und impertinente Missachtung seiner Wertigkeit gefallen.
Wir haben derzeit nur eine Chance, uns Gehör zu verschaffen, indem wir den Kollegen Redmann und seine Petition mit unseren und unserer Mitarbeiter Unterschriften unterstützen. ( müssen !! )

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AW: Retaxgnade der Ersatzkassen

von Mühe am 23.07.2018 um 13:58 Uhr

wo bleiben die 150.000 Unterrschriften der Beschäftigten in deutschen Apotheken? Thema nicht wichtig genug?

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