Lieber Jeff Bezos.
Ich gebe es ja zu: Seit ich gelernt habe, wie man sich einlogged, bestelle ich aus Bequemlichkeit des Öfteren über deine Plattform – für die Kids, oder wenn ich die gesuchten Ersatzteile in meiner Region vor Ort nicht finde und manchmal auch, weil Amazon sonstige Vorteile bietet, die ich einfach nicht in einem Aktionsradius von 50 Kilometer ausfindig machen kann. Indes – das sind wahrhaftig nur rein sachlich-materielle Aspekte, weshalb ich digital ordere.
Materielle Aspekte – so mein Eindruck – sind ja genau dein Ding. Es sei dir ja auch bei nicht beratungsintensiven, nicht gesundheitsrelevanten Marktanteilen gegönnt. Ein Staubsaugerbeutel wird außer einem Hinweis auf eine mögliche Hausstauballergie des Beutelentsorgers wohl kaum einer fachkompetenten Beratung bedürfen. Mit der Lockung diverser Boni indes hochwirksame Medikamente ohne Hinweise auf Einnahme-Besonderheiten und etwaig zu beachtende Neben- und Wechselwirkungen zu verticken und dann noch mit der Dreistigkeit garniert, es wäre die angenehmste Variante der Zustellung im ländlichen Raum und bedürfe keiner akademischen Fachkompetenz, da drehen sich aber Cosmas und Damian im Grabe um.
Die Idee der Zustellung rezeptpflichtiger Arznei durch Drohnen schließlich haut dem Fass den Boden aus („Kommt ein Palexia geflogen, setzt sich nieder auf dein´ Balkon...“). Eingedenk flugtechnischer Sicherheitsaspekte ist die Orkan-Böe wohl nur eine von mannigfaltigen Unwägbarkeiten bei der ferngesteuerten Zustellung durch Drohnen. So könnten auch die konjugierten Östrogene auf dem Weg zur Bundeskanzlerin aufgrund einer bekennenden Rizin-Drohung vom SEK mit einem Blattschuss vom Himmel geholt werden.
Ehe nun aber meine Phantasie-Ergüsse ins Uferlose expandieren, möchte ich abschließend noch meinem Erstaunen darüber Ausdruck verleihen, dass es menschliche Naturelle wie dich gibt, lieber Jeff, die ihren nicht mehr als steigerbar vorzustellenden Dagobert-Duck–Status noch weiter anzutreiben gedenken, um hernach tradiert sinnvolle und erhaltenswerte Strukturen unter dem verlogenen Mäntelchen angeblich zeitgemäßer Vorteile zerschlagen zu wollen.
Mein Brieflein wird deine Vorhaben nicht bremsen, werter Jeff Bezos. Aber ich habe nach meinem sympatikulären Dampfablassen jetzt doch die entspannte Vision, dass die Überzahl unseres Patienten- und Kunden-Klientels erkennen wird, dass Arzneimittel besondere Güter sind, die nicht kommentarlos verramscht werden dürfen. Und dass Drohnen allein zur Besamung der Bienenkönigin gedacht sind, um danach entkräftet zu verscheiden.
In diesem Sinne grüßt dein Detlef – Apotheker mit analogem Migrationshintergrund.
7 Kommentare
Und sie wissen nicht was sie tun....
von Heiko Groß am 07.08.2018 um 15:32 Uhr
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Brief
von Conny am 06.08.2018 um 23:20 Uhr
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Analog und veraltet
von Aussterbende Generation am 06.08.2018 um 21:03 Uhr
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Mal ehrlich sein!
von Ulrich Ströh am 06.08.2018 um 20:51 Uhr
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AW: Mal ehrlich sein
von Thomas Müller am 06.08.2018 um 22:15 Uhr
Bei aller Sympathie: Umgekehrt wird ein Schuh draus!
von Wolfgang Müller am 06.08.2018 um 19:41 Uhr
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Bezos
von Thomas Kelag am 06.08.2018 um 19:20 Uhr
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