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Lancet-Publikation
Primärprävention: Niedrigdosis-ASS nützt Herzgesunden offenbar wenig
Schützt Acetylsalicylsäure auch Gesunde „auf Verdacht“ vor Herzinfarkt? Einer aktuellen Studie zufolge haben 100 Milligramm ASS zur Primärprävention bei Nicht-Diabetikern mit moderatem Risiko keinen kardioprotektiven Nutzen. Die Ergebnisse sind jedoch nicht auf Hochrisikopatienten zu übertragen, die bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten haben oder Diabetiker sind.
Einmal täglich 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS) für kardiologische Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, ist seit Jahrzehnten Standard. Da liegt der Gedanke nahe, Patienten vor dem Infarkt zu schützen, bevor dieser erstmals auftritt. Der Nutzen von ASS zur Primärprophylaxe für Patienten mit moderatem Risiko ist jedoch bisher nicht eindeutig belegt.
Auf dem diesjährigen europäischen Kardiologenkongress (ESC) in München wurde eine placebokontrollierte, multizentrische Studie vorgestellt, die den Nutzen von ASS zur Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse bei dieser Zielgruppe untersuchte. Den Ergebnissen der ARRIVE-Studie zufolge, die im Fachjournal Lancet publiziert wurden, lag der kardioprotektive Effekt des altbekannten Thrombozytenaggregationshemmers auf Placeboniveau.
Kein Nutzen – mehr gastrointestinale Blutungen
Dazu beobachtete das internationale Forscherteam um Prof. Michael Gaziano aus Boston 12.546 Patienten über durchschnittlich 60 Monate. Die Hälfte der Patienten bekam einmal täglich 100 Milligramm ASS, die anderen erhielten Placebo. Zu den Einschlusskriterien gehörten ein Mindestalter von 55 Jahren für männliche Patienten und von 60 Jahren bei den Frauen. Außerdem war die Studienpopulation durch ein moderates Herz-Kreislauf-Risiko charakterisiert, welches durch das Vorliegen der folgenden Risikofaktoren definiert war: Erhöhtes Gesamtcholesterin (Männer > 200 mg/dl, Frauen > 240 mg/dl), Hypertonie (systolischer Blutdruck > 140 mmHg), Rauchen oder eine positive Familienanamnese für kardiovaskuläre Erkrankungen. Hochrisiko-Patienten, die bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten oder Diabetes hatten, waren dagegen ausgeschlossen.
Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die Kombination von kardiovaskulär bedingtem Tod, Herzinfarkt, instabiler Angina pectoris, Schlaganfall oder transienter ischämischer Attacke (TIA). Dieser Kombinationsendpunkt trat in der ASS-Gruppe bei 4,29 Prozent, in der Placebo-Gruppe bei 4,48 Prozent der Patienten auf. Der Unterschied zwischen den Gruppen war statistisch nicht signifikant (p = 0,6038).
Gastrointestinale Blutungen, überwiegend leichte, traten in der ASS-Gruppe bei 0,97 Prozent der Patienten mit ASS auf, in der Kontrollgruppe bei 0,46 Prozent. Dieser Unterschied war signifikant (Hazard Ratio: 2,11; 95 Prozent CI: 1,36 – 3,28; p = 0,0007). Insgesamt betrachtet traten in beiden Gruppen etwa gleich viele Nebenwirkungen und Todesfälle auf.
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