Apothekenkosmetik

Geht Eucerin wieder fremd?

Berlin - 26.09.2018, 14:00 Uhr

Hochwertig und gut verträglich – von dem Image der Apothekenkosmetik will man auch außerhalb der Apotheke profitieren. (m / Foto: Imago)

Hochwertig und gut verträglich – von dem Image der Apothekenkosmetik will man auch außerhalb der Apotheke profitieren. (m / Foto: Imago)


Apothekenkosmetik gehört in die Apotheke! Dies propagiert auch Beiersdorf für Eucerin und hat vor drei Monaten versucht, durch Vertragsanpassungen den selektiven Vertriebskanal zu sichern. Dennoch landen Apothekenkosmetika immer wieder in anderen Verkaufsstellen. So sollen auch bei der Eröffnung des ersten Douglas Pro Stores in Hamburg unter anderem Eucerin-Produkte präsentiert werden. Wo kommt die Ware her?

Es passiert immer wieder und ist für Apotheker und Hersteller gleichermaßen ein Ärgernis – Drogeriemärkte bieten Apothekenkosmetik an. Nachdem die dm-Drogeriekette vor zwei Jahren diverse Apothekenprodukte aus dem Sortiment genommen hatte, sind nun wieder Eucerin®-Hautpflegeartikel im Onlineshop bestellbar.

Wie „apothekennah“ ist Douglas Pro?

Auch der Parfümeriekonzern Douglas möchte offenbar von dem hochwertigen Image der Apothekenmarken profitieren: Informierten Kreisen zufolge sollen im Rahmen des neuen Douglas Pro Konzeptes auch Apothekenkosmetika wie etwa Eucerin® angeboten werden.

Zur Erklärung: In den Douglas Pro Stores soll es um medizinische Hautpflege und Nahrungsergänzungsmittel gehen. Der Parfümeriekonzern hatte diesen Sommer auch approbierte Apotheker für dieses Premiumsegment gesucht. Dem Vernehmen nach soll in dem ersten Douglas Pro Store in Hamburg-Eppendorf, der am heutigen Mittwoch für geladene Gäste seine Türen eröffnet, auch ein Apotheker tätig sein. Morgen kann dann die Allgemeinheit das neue Konzept bestaunen. 

Beiersdorf: Wir bleiben den Apotheken treu

Douglas-Chefin Tina Müller soll informierten Kreisen zufolge die großen Player der Apothekenkosmetik-Industrie im Vorfeld zum Start von Douglas Pro kontaktiert und überwiegend Absagen erhalten haben. Beiersdorf möchte nach eigenen Angaben den Apothekern treu bleiben. So erklärte ein Unternehmenssprecher: „Eucerin® wird in Deutschland aufgrund der besonderen Vertriebsanforderungen der Marke ausschließlich im Rahmen eines selektiven Vertriebssystems vertrieben, dem nur Apotheken und pharmazeutische Großhändler angehören.“  

Erst vor drei Monaten hatte Beiersdorf in die Apothekenverträge eine Klausel eingefügt, dass „die Eucerin®-Produkte zukünftig zwingend in unmittelbarer Nähe, d.h. im räumlichen Umfeld innerhalb eines Verkaufsraums/Offizin zu den apothekenpflichtigen Arzneimitteln zu platzieren“ seien. Damit wollte das Hamburger Unternehmen nicht etwa die Apotheker dazu nötigen, Eucerin® in die Sichtwahl zu stellen, sondern den selektiven Vertriebskanal Apotheke und Großhandel stärken.

„Graumarkt“ der Apothekenkosmetik

Doch offenbar halten sich einzelne Vertragspartner nicht an die Selektivvereinbarungen. Denn Apothekenkosmetika gelten als hochwertig, bieten attraktive Margen und sind daher für den „Graumarkt“ attraktiv. So verkaufen einzelne Apotheken offenbar die medizinischen Hautpflegeprodukte auch an alternative Anbieter. „Auf diesem Wege gelangen Eucerin®-Produkte – wenn auch in sehr kleinen Mengen – an andere Verkaufsstellen, wie z.B. Händler wie Douglas Pro. Eine direkte Belieferung dieser Händler durch Beiersdorf erfolgt nicht“, so das Hamburger Unternehmen.

Die „schwarzen Schafe“ sind laut dem Kosmetikkonzern anhand von technischen Daten wie etwa den Chargennummern zu identifizieren: „Beiersdorf kontrolliert die Einhaltung der vertraglichen Vereinbarungen mit hohem technischen Aufwand. Es gelingt immer häufiger, Vertragsbrüche festzustellen. In diesen Fällen erfolgt unter anderem ein sofortiger Belieferungsstopp, eine Kündigung des Vertrages, sowie gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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