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Apothekerverband BrandenBurg
Verbandschef Behrendt: Fundamentalkritik an der ABDA nicht berechtigt
Das juristische und politische Gerangel um die Impfstoffversorgung im Nordosten war die Feuertaufe für das neue Führungspersonal im Apothekerverband Brandenburg. Olaf Behrendt, seit einem Jahr Verbandsvorsitzender, zeigte sich bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag in Neuhardenberg enttäuscht, dass der Deutsche Apothekerverband bei diesem Thema keine klare Position bezogen hat. Zugleich machte er deutlich, dass er von schlichter Fundamentalkritik an der Apotheker-Spitze gar nichts hält.
Nach der Fortbildung am vergangenen Freitag stand am vergangenen Samstag beim Apothekerforum Brandenburgdie Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Brandenburg (AVB) an. Im seinem Bericht ging der Vorsitzende Olaf Behrendt zunächst auf die umfassenden personellen Neuerungen im Laufe der zurückliegenden zwölf Monate ein. Er selbst hatte vor einem Jahr den Verbandsvorsitz von Andrea Lorenz übernommen – 18 Jahre hatte sie die Geschicke des Verbandes geleitet. Auch im übrigen Vorstand gab es Veränderungen, ebenso in der Geschäftsführung. So hat Michael Klauß den Verband Ende vergangenen Jahres verlassen. Er hatte den Geschäftsführerposten fast 25 Jahre inne – zu Jahresbeginn hat ihn Thomas Baumgart übernommen.
Friedemann Schmidt braucht Moderator-Fähigkeiten
Behrendt berichtete zudem von der Arbeit aus den Gremien von Deutschem Apothekerverband (DAV) und ABDA. Nach einem Jahr habe er den Eindruck, dass diese kollegial, aber auch kritisch und in jedem Fall konstruktiv laufe. Er zeigte sich verständig, dass es für DAV-Chef Fritz Becker und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nicht immer leicht sei, so viele Mitgliedsorganisationen unter einen Hut zu bekommen. Es gelinge ihnen aber recht gut. Behrendt sieht es auch nicht als Vorwurf, wenn es heiße, Schmidt „moderiere nur“. Denn Moderatoren-Fähigkeiten, so der AVB-Chef, müsse man in dieser Position wirklich haben. Behrendt betonte ferner, dass Kritik an der Arbeit der ABDA „okay“ sei – allerdings würde er dann gerne auch andere Vorschläge hören. „Nur Fundamentalkritik und sagen, was alles nicht geht, funktioniert nicht.“
Feuertaufe Grippeimpfstoffvereinbarung
Was die konkrete Verbandsarbeit im vergangenen Jahr betrifft, so legte Behrendt einen Fokus auf die Grippeimpfstoffvereinbarung mit der AOK Nordost. Die Vereinbarung sei in der Vergangenheit eine „Erfolgsgeschichte“ gewesen, so Behrendt, eine Win-Win-Situation mit Planungssicherheit für alle Seiten. Hersteller profitierten von der frühen Bestellung, Apotheker von einer „vernünftigen Marge“, die Kassen hätten gespart und die Patienten seien sicher versorgt worden. Doch diese Erfolgsgeschichte wurde nun knapp nach der Amtsübernahme Baumgarts „zerschossen“ und damit zu seiner Feuertaufe. Der Grund: Nur drei Hersteller sind in diesem Jahr mit tetravalenten Grippeimpfstoffen am Markt und nur Mylan hat den Apotheken sein Produkt frühzeitig zu einem günstigen Preis angeboten. Die beiden anderen Hersteller, GlaxoSmithKline (GSK) und Sanofi, sahen sich ausgeschlossen und strengten gleich drei Gerichtsverfahren an – gegen die AOK Nordost, die Apothekerverbände von Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, sowie die D.S.C. GmbH an, eine Tochter des Berliner Apothekervereins, die die Rahmenvereinbarung mit Mylan getroffen hatte. Die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen und die bisherigen Entscheidungen fielen unterschiedlich aus. Dies habe die Geschäftsstelle leider teilweise fast lahmgelegt und für wichtige andere Arbeiten blockiert, so Behrendt.
„Generische“ ABDA-Stellungnahme
Und nun? „Ich denke, GSK und Sanofi haben bei Jens Spahn
massiv Klinken geputzt“, sagte Behrendt. Denn Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat
die Impfstoffversorgung in sein geplantes Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG)
eingebunden. In diesem Punkt zeigte sich
Behrendt tatsächlich verärgert über den DAV-Vorstand, der sich nicht auf eine gemeinsame Linie
verständigen habe können. Während sich etwa Schleswig-Holstein und
Sachsen-Anhalt dem Nordost-Modell angeschlossen hätten, seien die Reaktionen
aus dem Süden eher verhalten gewesen. Als die ABDA gefordert war, eine
schriftliche Stellungnahme zum ersten TSVG-Entwurf abzugeben, habe man keine
gemeinsame Haltung erarbeiten können – herausgekommen sei dann eine „generische
Stellungnahme“, die „nicht Fisch nicht Fleisch“ gewesen sei. Behrendt: „Darüber
bin ich ein bisschen traurig, denn seit letzter Woche haben wir die Quittung
dafür“. Tatsächlich ist ein Modell, wie es im Nordosten seit Jahren etabliert
war, mit dem neuen TSVG-Entwurf nicht mehr möglich. Den Apothekerverbänden wird
der Anreiz genommen, mit Impfstoffherstellern zu verhandeln. Die Apotheker
sollen künftig generell nur einen Euro pro Impfdosis bekommen. Verhandlungen mit
der AOK um Konditionen, die für Planungssicherheit sorgen, würden ohne das
Druckmittel des Preises allerdings schwer, meint Behrendt.
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