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Kurzsichtigkeit vorbeugen
Atropin-Augentropfen statt Brille?
Den Apotheken, die Augentropfen herstellen, sind Atropin-Augentropfen zur Prophylaxe der Myopie-Progression bei Kindern vielleicht schon untergekommen. Oft haben Eltern ein Informationsblatt aus einem Krankenhaus dabei, in dem ihnen die medikamentöse Behandlung der Kurzsichtigkeit empfohlen wurde. Aber können mit Atropin-Augentropfen den kurzsichtigen Kindern von heute wirklich die Brillen von morgen erspart werden?
Während hierzulande Atropin-Augentropfen zur Vorbeugung des Fortschreitens der Kurzsichtigkeit im Kindesalter noch nicht wirklich bekannt sind, sollen sie in Asien eine verbreitete Behandlung darstellen. Hat die Behandlung auch in Deutschland mehr Aufmerksamkeit verdient? „Hochdosiertes Atropin scheint Kurzsichtigkeit bei Kindern kurzfristig auszubremsen. Es hilft aber nicht nachhaltig. Ob eine niedrigere Dosis besser wirkt, ist unklar“, zu diesem Fazit gelangt seit dem 28. September 2018 die Webseite „Medizin-Transparent.at“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, im Internet über Gesundheitsmythen, Werbebehauptungen und Medienbeiträge aus dem Gesundheitsbereich kritisch aufzuklären. Sie richtet sich sowohl an Laien als auch an im Gesundheitswesen Tätige und ist ein Service des Departments für evidenzbasierte Medizin und klinische Epidemiologie an der Donau-Universität Krems sowie von Cochrane Österreich. Können Eltern ihren Kindern die Brille also doch nicht ersparen?
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„Hochdosiertes Atropin“ bedeutet im Fall der Myopie-Prophylaxe 1-prozentige Atropin-Augentropfen. Sie hemmen laut Medizin-Transparent.at das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit jedoch „möglicherweise“ nicht. Von niedrigdosiertem Atropin spricht man bei 0,01-prozentigen Atropin-Augentropfen. Deren hemmende Wirkung auf das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit bei Kindern sei „nicht (ausreichend) erforscht“. Dennoch werden die Atropin-Augentropfen von Experten immer wieder empfohlen.
Österreichische Ophtalmologische Gesellschaft empfiehlt niedrig dosierte Atropin-Augentropfen
Eine Therapie mit niedrig dosiertem Atropin empfiehlt laut Medizin-Transparent.at seit 2018 auch die Österreichische Ophtalmologische Gesellschaft (ÖOG). Das gehe aus einem „Arbeitspapier Myopiemanagement“ mit dem Stand vom Januar 2018 hervor. Auch eine Pressemeldung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft aus dem Jahr 2016 titelte: „Atropin schützt besser vor Sehschwäche als Kontaktlinsen oder Tageslicht“. Das sei das Ergebnis einer weltweiten Netzwerk-Analyse, die sechzehn Studien mit überwiegend asiatischen Kindern auswertete.
Medizin-Transparent.at trübt dieses positive Bild ein wenig. Denn die Webseite zieht für ihre Bewertung vor allem und nur drei Studien heran, die sie für am „vertrauenswürdigsten“ hält. Diesen Studien zufolge bremst eine ein- bis zweijährige Behandlung mit Atropin-haltigen Augentropfen zwar wahrscheinlich das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit. Schulkinder, die Placebo-Augentropfen erhielten, sahen am Ende der Therapie um circa eine Dioptrie schlechter als die Kinder, die Atropin-Augentropfen erhielten. Jedoch zeigten andere Studien, dass sich die Kurzsichtigkeit nach Ende der Behandlung wieder verschlechtert. Das Atropin wurde in diesen drei Studien relativ hoch dosiert:
- Studie von 2006 über zwei Jahre (1-prozentiges Atropin, 400 Kinder aus Singapur, 6 bis 12 Jahre)
- Studie von 2017 über ein Jahr (0,5-prozentiges Atropin, 126 Kinder aus China, 5 bis 10 Jahre)
- Studie von 2015 über ein Jahr (1-prozentigen Atropin, 132 Kinder aus China, 7 bis 12 Jahre)
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