Merkel-Nachfolger/-in

Bouffier: Spahn fehlt Akzeptanz für Kanzlerschaft

Berlin - 08.10.2018, 07:00 Uhr

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht Annegret Kramp-Karrenbauer im Machtkampf um die CDU-Spitze vor Jens Spahn. (Foto: Imago)

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht Annegret Kramp-Karrenbauer im Machtkampf um die CDU-Spitze vor Jens Spahn. (Foto: Imago)


Führende CDU-Politiker halten Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer für eine geeignete Nachfolgerin von Kanzlerin Angela Merkel. Die frühere saarländische Ministerpräsidentin habe wie Merkel den eisernen Machtwillen, den es brauche, um Kanzlerin zu werden, sagt der hessische Regierungschef Volker Bouffier (CDU) in der am 12. Oktober bei Ullstein/Propyläen erscheinenden Kramp-Karrenbauer-Biografie der „Rheinischen Post“-Journalistinnen Kristina Dunz und Eva Quadbeck.

Bouffier argumentiert in der Biografie unter dem Titel „Ich kann, ich will und ich werde“, die 56-jährige Kramp-Karrenbauer sei „für den Fall der Fälle eine sehr gute Alternative zu Merkel. „Natürlich kann sie Kanzlerin. Ich traue ihr das zu.“ Über Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der erst in der vergangenen Woche in einem politischen Manifest seine Machtansprüche deutlich machte, sagt Bouffier, dieser sei „eine sehr interessante Persönlichkeit“. Aber Spahn „verfügt sicher zurzeit noch nicht über diese breite Akzeptanz“ wie Kramp-Karrenbauer.

Nach den Worten von Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte Kramp-Karrenbauer im Sommer großen Anteil daran, dass die Unionsgemeinschaft und die Regierung im Streit über Zurückweisungen von Migranten an der Grenze nicht auseinandergebrochen seien. „Kramp-Karrenbauer hat sehr stark nach innen kommuniziert, die Partei mitgenommen und transparent agiert. Das war enorm stabilisierend. Sie hat das brillant gemacht.“

Der dem konservativen CDU-Flügel zuzuordnende sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sagt über Kramp-Karrenbauer: „Wenn sie Kanzlerkandidatin werden will, hat sie alle Chancen.“ Er ergänzt aber, auch Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz, Spahn oder Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seien für das Amt vorstellbar. Der Chef der Jungen Union (JU), Paul Ziemiak, findet Kramp-Karrenbauer „angenehm“. Den Autorinnen sagte er: „Sie ist uneitel, kann auf Menschen zugehen. Sie ist zugänglich und herzlich.“

Kretschmann: Merkel spielt in einer anderen Liga

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) attestiert Kramp-Karrenbauer in dem Buch, sie sei wie Merkel stets unterschätzt worden. „Sie ist keine Lautsprecherin. Auch im Erfolg bleibt sie eher still und zurückhaltend. Ich traue ihr die Kanzlerkandidatur zu.“ Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte den Autorinnen, Kramp-Karrenbauer mache Politik mit Klarheit und Härte. Aber: „Keiner von uns Ministerpräsidenten kann Angela Merkel das Wasser reichen. Sie spielt in einer ganz anderen Liga.“

Kramp-Karrenbauer selbst warnt in der Biografie, die Parteienlandschaft sei in Gefahr. „Wir stehen am Scheideweg. In der politischen Landschaft in Deutschland geht es um die Frage, ob die wertebasierten Programmparteien eine Zukunft haben.“ Die Parteiarbeit in der CDU sei unter Merkel angesichts internationaler Krisen zu kurz gekommen. „Die CDU hat ein echtes Bedürfnis, Debatten zu führen und sich über Positionen zu versichern, aus welchen Motiven und mit welchen Zielen etwas entschieden wird.“

Als Lehre aus dem jahrelangen Flüchtlingsstreit mit der CSU zieht Kramp-Karrenbauer den Schluss, in Konflikten einen Kampf um Begriffe „mit aller Härte“ zu führen. „Man darf nicht zulassen, dass sich irreführende Begriffe und Aussagen festsetzen. Denn diese Begriffe vergiften die Stimmung seit 2015“, sagte sie. „In dem Moment, in dem man Begriffe der Populisten übernimmt, haben sie schon den ersten Sieg eingefahren. Und wir haben durch unseren Streit in der Union Begriffe der AfD hoffähig gemacht.“


bro / dpa
brohrer@daz.online


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