Opioid-Abhängigkeit

Linke fragen nach Opioid-Substitution im Gefängnis

Berlin - 12.10.2018, 10:45 Uhr

Auch im Gefängnis dürfen den Häftlingen notwendige medizinische Behandlungen nicht vorenthalten werden. Dies gilt auch für die Substitutionsbehandlung bei Opioid-Abhängigkeit. (m / Foto: Imago)

Auch im Gefängnis dürfen den Häftlingen notwendige medizinische Behandlungen nicht vorenthalten werden. Dies gilt auch für die Substitutionsbehandlung bei Opioid-Abhängigkeit. (m / Foto: Imago)


Einer bayerischen Statistik zufolge ist jeder vierte Häftling bei Haftanritt drogenabhängig – unter anderem von Opioiden. Mittels Subsitution lässt sich das Risiko von Begleiterkrankungen mindern. Doch wie viele Häftlinge erhalten diese schadensmindernde Behandlung in deutschen Gefängnissen? Danach erkundigt sich unter anderem die Linksfraktion im Bundestag in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung.

Opioidabhängigkeit ist laut Bundesärztekammer eine schwere Erkrankung. Eine kontrollierte Subsitutionsbehandlung kann Folgerisiken minimieren, die Lebenserwartung steigern und die Resozialisierung fördern. Häftlingen darf diese medizinischen Behandlung nicht verwehrt werden, hat der Europäische Gerichtshof für Menschrechte im Jahre 2016 entscheiden. Im Vorfeld dieser Entscheidung waren Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Würzburg in Hungerstreik getreten, um ihr Recht auf Methadon-Therapie geltend zu machen.

Linke: „Rückfall ins letzte Jahrhundert“

Doch wie sieht es in der Realität in deutschen Gefängnissen aus? Das möchte die Linksfraktion im Bundestag im Rahmen einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung wissen. Federführend für diese parlamentarische Initiative ist der drogenpolitische Sprecher der Linken, Niema Movassat: „In den deutschen Justizvollzugsanstalten sind schätzungsweise 15.000 opioidabhängige Menschen inhaftiert. Während sich außerhalb der Haftmauern mittlerweile Substitutionsprogramme etabliert haben und auch der Zugang zu sterilen Konsumutensilien verbessert wurde, werden die Menschen mit Haftantritt quasi in das letzte Jahrhundert zurückgeworfen.“

Wie hoch ist der Substitutionsbedarf in Gefängnissen?

Einer aktuellen Statistik zufolge ist jeder vierte Insasse in bayerischen Vollzugsanstalten drogenabhängig. Über die bundesweite Zahl der behandlungsbedürftigen Opiatabhängigen in Haft gibt es derzeit nur Schätzungen. Deshalb fragen die Linken, wie viele Inhaftierte in Deutschland zwischen 2016 und 2018 von welchen Substanzen abhängig sind. Außerdem interessieren sich die Linken dafür, wie viele Personen während ihrer Haft erstmals Drogen konsumieren, wie viele Drogentote es in deutschen Vollzugsanstalten zwischen 2007 und 2017 gegeben hat, und in wie vielen Gefängnissen der Opiat-Antagonist Naloxon zur Behandlung von Überdosen zur Verfügung steht.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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