- DAZ.online
- News
- Politik
- Hausärzte-Chef Weigeldt ...
Ärzte greifen an
Hausärzte-Chef Weigeldt fordert Dispensierrecht für Mediziner
Dass die Apotheker nicht über Impfungen in der Apotheke sprechen wollen, hatte eigentlich nur einen Grund: Die Angst vor der Forderung der Ärzte nach einem ärztlichen Dispensierrecht. Nun zeigt sich: Die Sorgen der Apotheker waren berechtigt. Nur eine Woche nach der Äußerung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu impfenden Apothekern auf dem diesjährigen Apothekertag stellt Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, nun klar: Wir wollen Arzneimittel abgeben!
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in der vergangenen Woche eine seit Jahren immer mal wieder heiß diskutierte Debatte neu entflammt: die Diskussion um impfende Apotheker. Spahn zählte eine Reihe von Themen auf, über die er mit den Apothekern „reden“ möchte. Neben neuen Beratungshonoraren, Präventionsleistungen und einer höheren Vergütung für Nacht- und Notdienste könne er sich auch vorstellen, dass Apotheker impfen – wenn die Apotheker selbst das wollen.
Mehr zum Thema
Deutscher Apothekertag
Spahn enttäuscht die Apotheker
BAH-Diskussionsrunde
Impfende Apotheker, Folgerezepte, Notfallversorgung – Kritik an der ABDA
Die Apotheker selbst wollten das bislang aber gar nicht. Das war erst vor wenigen Wochen auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) klar geworden. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), sagte dort, dass man mit den Apothekern übers Impfen gesprochen habe, aber nur Absagen erhalten habe. Der Grund: Die Apotheker hätten Angst vor der Retourkutsche der Ärzte – der Forderung nach dem ärztlichen Dispensierrecht.
Ärzte wollen impfende Apotheker vermeiden
Schon in den vergangenen Tagen war der Zorn der Ärzte groß: Erst reagierte Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, dann Ulrich Weigeldt auf den Vorschlag Spahns, dass Apotheker impfen könnten. Ihre Meinung: Apotheker können und sollen auch nicht impfen, beispielsweise weil sie in allergisch-bedingten Notfallsituationen nicht eingreifen könnten. Nun aber kommt die volle Breitseite. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) fordert Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes (DHÄV) das ärztliche Dispensierrecht.
Weigeldt begründet seine Forderung nicht mit dem Gedanken an impfende Apotheker. Vielmehr „könnten die Ressourcen besser genutzt werden, gerade auf dem Land“, wenn Ärzte Arzneimittel abgeben dürften. Konkrete Pläne für die Ausmaße des Dispensierrechtes hat Weigeldt scheinbar noch nicht. Denn die Frage, welche Arzneimittel in Arztpraxen vorgehalten werden könnten, ließ Weigeldt offen und sprach sich für einen Dialog mit den Apothekern aus. Und weiter: Ein komplettes Sortiment bereitzuhalten, sei jedenfalls nicht das Ziel, sagte er in der FAZ. „Wir können und wollen die Apotheken nicht ersetzen.“ Das Verhältnis mit den Apothekern will er mit dieser Forderung nicht zerstören. Denn: „Unser Ziel ist auch in Zukunft ein vernünftiges Miteinander mit den Apothekern.“ Er sei dagegen, die Sache „emotional zu sehen“.
Mehr zum Thema
Reaktion auf Spahn-Rede
Ärzte wollen keine impfenden Apotheker
Reaktion auf DAT-Beschluss
ABDA will sich nicht für Impfungen in Apotheken einsetzen
Dass es aber zu dieser Eskalation kommt, ist unwahrscheinlich. Denn die ABDA hat bereits mehrfach klargestellt, dass man sich bestenfalls um Impfberatungen in der Apotheke bemühen wolle, die Impfungen selbst aber nicht „lobbyieren“ werde. Ob die Hausärzte ihre Forderung nach dem Dispensierrecht trotzdem aufrechterhalten, steht auf einem anderen Blatt.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Hausärzte-Chef Weigeldt gegen die Apotheker poltert. 2011 hatte er schon einmal das Dispensierrecht gefordert, in den vergangenen Jahren hatte er sich auch gegen eine Ausweitung der Kompetenzen der Apotheker im Medikationsmanagement ausgesprochen.
4 Kommentare
Lasst sie doch machen
von Stefan Haydn am 19.10.2018 um 12:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wer fordert, müsste liefern
von Jambalaja am 19.10.2018 um 8:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Dispensierrecht
von Rainer Brosig am 19.10.2018 um 8:26 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Ärzte
von Comny am 18.10.2018 um 22:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.