Apothekenüberwachung in NRW

VZA: Unsinnige Auflagen schaffen keine Transparenz

Berlin - 22.10.2018, 14:45 Uhr

Der VZA hat nichts gegen unangekündigte Apotheken-Kontrollen, aber andere in NRW geplante Maßnahmen hält er für sinnlos. (m / Foto: benicoma / stock.adobe.com)

Der VZA hat nichts gegen unangekündigte Apotheken-Kontrollen, aber andere in NRW geplante Maßnahmen hält er für sinnlos. (m / Foto: benicoma / stock.adobe.com)


Nordrhein-Westfalen setzt auf ein neues Konzept zur Apothekenüberwachung. Auslöser ist der Bottroper Zyto-Apotheker-Skandal, auch wenn der geplante Erlass alle nordrhein-westfälischen Apotheken betrifft. Der Verband Zytostatika herstellender Apothekerinnen und Apotheker unterstützt die geplanten Transparenzmaßnahmen. Er warnt allerdings auch vor „Sinnlosigkeiten wie dem Partikelzähler“.

Vergangene Woche hat der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ein neues Konzept zur Apothekenüberwachung im Land vorgestellt. Dieses soll nicht nur Zytostatika-herstellende (§ 35 ApBetrO) und patientenindividuell verblisternde (§ 34 ApBetrO) Schwerpunktapotheken betreffen, sondern alle Betriebsstätten. Dabei gehen die Vorgaben für letztere allerdings über die für „normale“ Apotheken hinaus. Die beiden Landesapothekerkammern in NRW reagierten verwundert, dass hier alle Apotheken betroffen sind.

Auf Nachfrage von DAZ.online räumte das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) zwar ein, dass es keine Hinweise gebe, dass auch die Kontrollen in „normalen“ Apotheken nicht ausreichend seien. Der nun geplante Erlass, der sich an die unteren Gesundheitsbehörden richtet, diene aber einer gleichartigen Überwachung durch Amtsapotheker für alle Apotheken in Nordrhein-Westfalen. „Insofern sind die Regelungen für Apotheken ohne Schwerpunkt nach 34 und 35 ApBetrO nicht im Kontext der intensivierten Überwachung der vorgenannten Schwerpunktapotheken zu verstehen“, so ein Ministeriumssprecher.

Peterseim: Unangekündigte Kontrollen sind kein Problem ...

Indessen hat sich auch der Verband Zytostatika herstellender Apothekerinnen und Apotheker (VZA) zu Wort gemeldet. Nicht zuletzt, weil das Konzept aus Laumanns Haus offensichtlich noch einige Punkte mehr enthält als der Minister es vergangene Woche per Pressemitteilung verkündet hat. Prinzipiell hält der VZA die angekündigten Transparenzmaßnahmen „für richtig und nach dem gerichtlich geklärten Bottroper Skandal auch für politisch verständlich“. Regelmäßige und auch unangemeldete Kontrollen hatte der VZA schon zuvor begrüßt. „Für die Apotheken, die sorgfältig und gewissenhaft arbeiten, ist das überhaupt kein Problem“, betont VZA-Präsident Dr. Klaus Peterseim nun erneut. Inzwischen hätten diese Kontrollen schon überall in NRW stattgefunden, einschließlich einer analytischen und mikrobiologischen Überprüfung der Qualität der hergestellten Produkte.

... wohl aber Aufwand ohne Gewinn für die Patienten

Allerdings darf es nach Ansicht des VZA „keine unsinnigen Auflagen geben, die weder Transparenz noch Sicherheit bringen“. Dazu gehöre der verpflichtende Einbau eines Partikelzählgerätes bei der Herstellung parenteraler Zubereitungen unter der Werkbank. Dies bedeute nur Aufwand und Kosten statt einem Sicherheitsgewinn für Patienten, so der Verband.

Peterseim setzt auf vertrauensbildende Maßnahmen – etwa die Leitlinie zur guten onkologischen Versorgung – sowie eine weiterhin dezentrale, patienten- und wohnortnahe Versorgung durch Ärzte und Apotheken. „Diese Patientenversorgung schafft Transparenz und Vertrauen“, so der VZA-Präsident. „Es sollte alles getan werden, das System zu erhalten und zu stärken, wie es auch der Gesetzgeber 2017 mit dem Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung beschlossen hat.“ Maßnahmen, die selbst im Einzelfall des kriminellen Bottroper Apothekers nicht geholfen hätten, seien hingegen sinnlos. Mehraufwand ohne Sicherheitsgewinn drohe zu einer Verzögerung zeitkritischer, hochintensiver Therapien und einem weiteren Mangel an Fachkräften durch demotivierende Überbürokratisierung zu führen, so der VZA in seiner Mitteilung. Peterseim warnt: „Am Ende darf nicht die Zerstörung der flächendeckenden Versorgung mit sterilen Rezepturen stehen.“ 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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