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Britische Kohortenstudie
Begünstigen ACE-Hemmer Lungenkrebs?
Ramipril und Lisinopril werden häufig bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz verordnet. Einer neuen Studie zufolge ist die Langzeitgabe von ACE-Hemmern offenbar mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko verbunden. Die Autoren machen dafür die Anhäufung der Botenstoffe Bradykinin und Substanz P verantwortlich.
Die häufig verschriebenen ACE-Hemmer können offenbar die Entwicklung von Lungenkrebs fördern. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie, deren Ergebnisse im British Medical Journal publiziert sind.
Britische Wissenschaftler haben dazu Langzeitdaten einer großen Kohorte von 992.061 Personen ausgewertet, die eine antihypertensive Therapie begonnen hatten. Dabei verglichen die Forscher das Lungenkrebsrisiko unter der Einnahme von ACE-Hemmern mit anderen Blutdrucksenkern wie etwa Sartanen, Beta-Blockern oder Calcium-Kanal-Blockern. Der Beobachtungszeitraum betrug im Mittel 6,4 Jahre. Eine Krebserkrankung, mit Ausnahme von nicht-melanozytärem Hautkrebs, war ein Ausschlusskriterium.
ACE-Hemmer versus Sartane
ACE-Hemmer und Sartane kamen in der Studie am häufigsten zum Einsatz. So nahm etwa ein Drittel der Kohorte (335.135) während des Studienzeitraums ACE-Hemmer ein. Dabei waren die häufigsten Substanzen Ramipril (26 Prozent) und Lisinopril (12 Prozent). Knapp 30.000 Patienten wurden mit Sartanen behandelt und etwa 10 Prozent der Gesamtkohorte erhielten sowohl ACE-Hemmer als auch Sartane.
Die Patienten unter ACE-Hemmern hatten vergleichsweise mehr alkohol-assoziierte Erkrankungen und nahmen häufiger Statine ein als unter anderen Hypertensiva. Die Häufigkeit von Lungenerkrankungen wie etwa Pneumonie, COPD oder Tuberkulose waren in den Gruppen etwa gleich hoch. Unterschiede in den Basisdaten der Gruppen wurden bei der Auswertung der Ergebnisse adjustiert.
Lungenkrebsrisiko unter ACE-Langzeiteinnahme erhöht
Im Laufe der Studie traten in der Gesamtkohorte 7952 Lungenkrebsfälle auf. Das Risiko unter ACE-Hemmern war im Vergleich zu Sartanen insgesamt um 14 Prozent erhöht.
Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war erst ab einer Behandlungsdauer von fünf Jahren signifikant. Nahmen die Patienten ihre Hypertensiva länger als zehn Jahre ein, war das Lungenkrebsrisiko in der ACE-Gruppe versus der Sartan-Gruppe sogar um 31 Prozent erhöht.
In der Literatur wird ein mögliches Krebsrisiko durch ACE-Hemmer seit längerem diskutiert. Zuvor publizierte Metaanalysen zeigten zwar kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko unter dieser Substanzgruppe, jedoch waren die Beobachtungszeiträume in den zugrunde liegenden Primärstudien im Vergleich zu der vorliegenden Arbeit mit einem Median von 3,5 Jahren relativ kurz.
Akkumulation von Entzündungsmediatoren
Die Wissenschaftler haben bereits eine Hypothese, wodurch das Risiko unter ACE-Hemmern zustande kommen könnte. Und zwar wandelt das Angiotensin-konvertierende Enzym (ACE) Angiotensin I in das vasokonstriktorische Angiotensin II um, was der ACE-Hemmer verhindert. Dadurch kommt die erwünschte Hauptwirkung, der blutdrucksenkende Effekt, zustande.
Jedoch ist die Peptidase ACE auch dafür zuständig, Bradykinin, das für den Husten als Nebenwirkung verantwortlich ist, und Substanz P abzubauen. ACE-Hemmer führen damit zu einer Akkumulation der beiden Entzündungsmediatoren. Beide Botenstoffe können nachweislich die Angiogenese und die Proliferation von Lungenkrebsgewebe fördern.
Bei der aktuellen britischen Kohortenstudie handelt es sich zwar lediglich
um eine Beobachtungsstudie. Allerdings trägt die hohe Fallzahl zur Aussagekraft
bei. Die Autoren sind der Auffassung, dass weitere Forschung in Form von prospektiven, interventionellen Studien erforderlich sei.
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