Nebengewerbe Postfiliale

Apotheker und Postkooperationen: Was geht in Deutschland?

Berlin - 21.11.2018, 14:30 Uhr

In
Deutschland dürfen Apotheker Postfilialen nur getrennt von den
Apothekenbetriebsräumen führen - so auch
im Falle der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, die im Sommer
dieses Jahres ihre Postfiliale eröffnet hat. ( r / Foto: Bilhl)

In Deutschland dürfen Apotheker Postfilialen nur getrennt von den Apothekenbetriebsräumen führen - so auch im Falle der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, die im Sommer dieses Jahres ihre Postfiliale eröffnet hat. ( r / Foto: Bilhl)


Seit mehr als 20 Jahren bestehen bereits Postkooperationen mit Apothekern in Deutschland. Doch stellen diese Ausnahmen dar. Im Gegensatz zu Österreich ist das Betreiben einer Poststelle in der Offizin nicht erlaubt. Unter welchen Voraussetzungen können Apotheker trotzdem eine Postkooperation eingehen? Und wie sind die Erfahrungen in diesem Bereich? DAZ.online hat nachgefragt. 

Viele Apotheker fragen sich, wie sie ihre Kunden an die Apotheke binden können. Insbesondere in Zeiten des Online-Handels stehen Apotheken unter Druck. Schließt dann auch noch die örtliche Poststelle, besteht eine zusätzliche Gefahr, dass Kunden abwandern. Eine Postfiliale in der Nähe der Apotheke wiederum kann die Kundenfrequenz in der Apotheke erhöhen. Trotzdem sind nur wenige Apotheker selbst Postpartner und eröffnen eine Postfiliale. Wann ist es möglich, als Apotheker neben der Apotheke eine Postkooperation einzugehen? Worauf müssen sich interessierte Apotheker einstellen? Und was machen die Österreicher anders?

Postfiliale im alten Postamt 

Als Dr. Barbara Fisser, Leiterin der Posthorn-Apotheke aus der Gemeinde Kremperheide in Schleswig-Holstein, vor 20 Jahren im Rahmen der Neueröffnung ihrer Apotheke die Eröffnung einer Postfiliale plante, war es noch ein absolutes Novum. Es war etwas Neues und für alle Beteiligten ungewohnt: „Das Besondere war damals, der zuständigen Behörde zu erklären, dass es definitiv keine Postfiliale innerhalb der Apothekenräume sei, sondern in angrenzenden Räumen – und ganz wichtig mit zwei getrennten Eingängen.“ Die Postfiliale wurde schließlich genehmigt – und existiert noch heute. „Die Posthorn-Apotheke ist damals neu gegründet worden und zwar in den Räumlichkeiten der ehemaligen Post“, so Fisser.

Im Falle der Posthorn-Apotheke konnte die Apothekerin die Postfiliale bautechnisch von Anfang mitplanen. Eine Tatsache, die die Umsetzung des Vorhabens vereinfacht haben dürfte. Die Konstellation, eine Apotheke in den Räumen eines ehemaligen Postamtes zu eröffnen, dürfte zudem die Entscheidung für eine Postkooperation mit beeinflusst haben. Es ist außerdem nachvollziehbar, dass es sich damals um eine ungewohnte Situation handelte und Erfahrungen fehlten.

Postfilialen-Neueröffnung – Umbau macht es möglich

Für Dr. Kathrin Bihl, Leiterin der Apotheke zur Erle in Ellerau in Schleswig-Holstein, waren die Voraussetzungen zum Teil andere. Als sie im Sommer dieses Jahres neben ihrer Apotheke, die sie zum 1. Mai 2018 gekauft hatte, auch eine Post-Partnerfiliale eröffnen wollte, war es kein völliges Neuland mehr. Die Beteiligten – sowohl auf Postseite als von Seiten der Behörde – waren schon vertraut mit der Problematik. Bihl berichtet DAZ.online von den Voraussetzungen, die sie erfüllen musste, ehe Ellerau dank ihrer Initiative wieder eine Post hatte. Sie habe zum Beispiel eine im Betrieb befindliche Apotheke übernommen und habe nicht wie in Kremperheide von Anfang an eine Poststelle mitplanen können. „Ich habe die Apotheke umgebaut, weil natürlich eine Apotheke die Vorgaben hat, dass im Apothekenraum kein anderes Gewerbe sein darf“, berichtet Bihl. 

So habe sie einen Teil der Apothekenräume abgetrennt und zudem einen zweiten Eingang geschaffen. „Der Umbau hat sich einmal durch die ganzen Apothekenräume gezogen – außer Labor und Rezeptur, die waren nicht betroffen“, so Bihl. Die Umbaumaßnahmen seien inzwischen im Wesentlichen abgeschlossen, wenn auch noch gewisse Nachwehen spürbar seien, erläutert die Ellerauer Apothekerin. Auch habe sie vieles bedenken müssen: „Ich musste bei der Landesbehörde und bei der Gemeinde Ellerau ein Nebengewerbe anmelden. Also, dass ich neben der Apotheke nun auch eine Post habe.“ Beim „Landesamt für soziale Dienste“ habe sie zudem anzeigen müssen, dass sie vorhabe, ihre Apotheke umzubauen. Dafür habe sie den geänderten Grundriss mit detaillierten Angaben über das Bauvorhaben zuschicken müssen.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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