Sollen Apotheken jetzt schon Grippeimpfstoff bestellen?
Dass Apotheker derzeit auf Grippeimpfstoffe wenig gut zu sprechen sind, ist mehr als verständlich. Fungieren sie doch nahezu seit Anbeginn der Influenzasaison 2018/19 als Krisenmanager bei den zunächst nur schwierig und mittlerweile nicht mehr lieferbaren Influenzavakzinen.
Apotheken beschwichtigen und vertrösten verärgerte Patienten und/oder Arztpraxen, sie telefonieren sich die Finger wund mit den Großhandlungen, Kammern und Verbänden, um den aktuellen Stand zu erfahren. Kommen nochmals Impfstoffe? Ja, nein, vielleicht? Und nun sollen sie sich direkt mit Grippeimpfstoffen für die nächste Saison eindecken. Das schlägt zumindest Seqirus vor.
Flucelvax Tetra: erster zellbasierter Viefach-Grippeimpfstoff in der EU
Erst jüngst, am 12. Dezember 2018, erhielt das pharmazeutische Unternehmen die EU-Zulassung für seinen zellbasierten, tetravalenten Grippeimpfstoff. In den USA verschaffte die FDA Flucelvax® Tetra bereits am 23. Mai 2016 den Marktzugang. Mit Flucelvax® Tetra hat sich Seqirus als erster Hersteller nun die Pole-Position bei zellbasierten Grippeimpfstoffen in der EU gesichert – ab 2019/20 will Seqirus im deutschen Markt einsteigen. Bereits jetzt rührt der Impfstoffhersteller, der in Apothekerkreisen durch Afluria® und Berigripal® und Fluad® wohlbekannt ist, die Werbetrommel. In einem Schreiben an die Apotheken informiert Seqirus: „Jetzt schon Grippeimpfstoff für die Saison 2018/19 vorbestellen, um Lieferprobleme zu vermeiden.“
Zellbasierter Impfstoff schneller produziert als hühnereibasierter
Das mag erstaunen – denn: Wirbt Seqirus nicht eben damit, dass zellbasierte Vakzine im Gegensatz zu hühnereibasierten Impfstoffen schneller herzustellen sind und auch im Falle einer Pandemie rasch verfügbar gemacht werden könnten? Was im Übrigen auch das US-amerikanische Centers for Disease Control and Prevention (CDC) so sieht: „Der große Vorteil der Zellkulturtechnologie besteht darin, dass im Falle einer Pandemie ein schnellerer Start des Impfstoffherstellungsprozesses möglich ist“, erklärt die Behörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums.
Warum also möchte Seqirus jetzt schon wissen, wer Flucelvax® Tetra haben möchte? Selbst die hühnereibasierten Grippeimpfstoffhersteller planen nicht so lange Zeit im voraus. DAZ.online hat mit Philipp Beinker von Seqirus gesprochen.
„Wir brauchen nicht mehr Planungssicherheit als die Hersteller von hühnereibasierten Vakzinen“
Der Marketing Manager bei Seqirus Phillipp Beinker betont den „Angebotscharakter“ der Faxbotschaft: „Es ist lediglich ein Angebot, das wir den Apotheken unterbreiten wollen“, erklärt Beinker. Er stellt klar: „Wir brauchen nicht mehr Planungssicherheit als die Hersteller von hühnereibasierten Vakzinen.“
Offenbar will sich das Unternehmen im Grippeimpfstoffmarkt zurückmelden – nachdem Seqirus in der aktuellen Grippesaison in Deutschland keine tetravalenten Vakzine im Markt hatte. Das bestätigt auch das Gespräch mit Beinker. „Wir sind in der kommenden Grippesaison wieder da", erklärt Seqirus. Und: „Wir sind lieferfähig", ist Beinker überzeugt.
Was kostet Flucelvax Tetra?
Was auf dem „Angebotsfax“ von Seqirus nicht steht: Was Flucelvax® Tetra kosten soll. Allerdings bringt auch das Gespräch mit dem innovativen Grippeimpfstoffhersteller hier nicht mehr Transparenz. So gibt es laut Beinker noch keine Preisvorstellung zum jetzigen Zeitpunkt: „Ich kann Ihnen keine Aussage zum Preis von Flucelvax® Tetra machen.“ Dennoch schreckt das offenbar nicht alle Apotheker ab. Denn tatsächlich kann sich Seqirus nach eigenen Aussagen bereits über Vorbestellungen freuen: „Wir haben schon Bestellungen bekommen“, erklärt Beinker.